Mitten im Landkreis:Maskenmuffel und Muffelmasken

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Warum es Raucher zurzeit nicht leicht haben

Kolumne von Alexander Kappen

Es hat ein bisschen gedauert, bis man im Landratsamt die entsprechenden Maßnahmen ausgetüftelt hatte. Seit Montag gilt im Kreis Freising coronamäßig die "Alarmstufe Rot". Damit einher gehen verschärfte Regelungen zum Infektionsschutz, die nach und nach in Kraft treten. Etwa die Maskenpflicht auf bestimmten öffentlichen Plätzen und Straßen. An den verantwortlichen Stellen wurde ausgiebig drüber gebrütet, wo genau im Freien die Mund-Nasen-Bedeckung von diesem Freitag an getragen werden muss. Seit Mittwoch haben die Landkreisbürger Gewissheit - und den Angstschweiß auf der Stirn, sofern sie Raucher sind.

In vielen Städten und Gemeinden gilt die Maskenpflicht just in diesen Bereichen, in denen sich diverse Gaststätten und Lokale befinden. Und in diesen müssen Raucher - weil man gesundheitsschädliche Tabakwolken im Gegensatz zu gefährlichen Viren praktischerweise einfach nach draußen verbannen kann - schon seit Jahren zum Qualmen vor die Tür. Das Dumme ist nun aber: vor der Tür ist in der Maskenpflichtzone. Während man drinnen am Tisch die Maske abnehmen, aber nicht rauchen darf, kann man draußen vor dem Lokal rauchen, muss aber die Maske auflassen.

Eine echte Herausforderung. Entweder man hat eine gute Kondition und einen ebenso guten Orientierungssinn, um sich in einen Winkel der Stadt aufzumachen, an dem keine Maskenpflicht herrscht. In der Hoffnung, dass man nach der Zigarettenpause wieder zu seinem Lokal zurückfindet, ehe die Halbe Bier am Tisch warm geworden ist. Oder man presst sich - das soll laut glaubwürdigen Zeugen tatsächlich schon vorgekommen sein - die Fluppe von außen samt der Maske in den Mund und nutzt Letztere quasi als zusätzlichen Filter. Man muss ja schließlich auf seine Gesundheit achten.

Verschärfte Bedingungen also auch für Raucher, die es in Corona-Zeiten eh schon nicht leicht haben, selbst wenn sie ohne Maske vor der Kneipe dampfen dürfen. Beim Reingehen muss man sie nämlich wieder aufsetzen. Und das - so war aus im leidvollen Selbsttest erprobten Expertenkreisen zu erfahren - riecht dann in etwa so, "als hätte man sich einen Aschenbecher vorgebunden". In diesen Corona-Zeiten hat eben jeder sein Päckchen zu tragen: Die einen ärgern sich über Maskenmuffel. Und die anderen über Muffelmasken.

© SZ vom 23.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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