Ortsdurchfahrt Au:Pflasterer und Archäologe haben alle Hände voll zu tun

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Ganz haben es die Pflasterer nicht geschafft: Ein paar Meter sind vor dem Rathaus noch übrig geblieben. Die Lücke wird durch ein Provisorium geschlossen, damit die Auer ungehindert ihre Weihnachtseinkäufe erledigen können. (Foto: Marco Einfeldt)

Die erste Etappe des zweiten Bauabschnitts zur Sanierung der Hauptstraße in Au ist abgeschlossen. Grabungen am Marktgarten haben allerlei Relikte aus der Vergangenheit der Marktgemeinde zutage gefördert.

Von Peter Becker, Au

Den schönsten Blick auf die Baustelle mitten in der Marktgemeinde hat Bürgermeister Hans Sailer. Blickt er aus dem Fenster seiner Amtsstube, kann er beobachten, wie sich die Pflasterer in Au Meter für Meter von der Schlossbräugasse bis zum Rathaus vorarbeiten. Das erste Stück des Bauabschnitts 2 des Ausbaus der Hauptstraße ist bis auf einen kleinen Rest fertiggestellt. Der wird demnächst asphaltiert, damit die Ortsdurchfahrt über das Provisorium zumindest bis zum Frühjahr des kommenden Jahres passierbar ist. Zudem soll im Februar der Faschingszug die Hauptstraße entlangfahren können.

Jetzt sei fast Halbzeit der Bauarbeiten, sagte Sailer während einer Pressekonferenz im Bauamt. Nun ist erst mal Winterpause. Die Auer nehmen die Arbeiten und Sperrungen in der Ortsmitte offenkundig ohne Murren hin. Beschwerden gibt es nahezu keine.

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Etwa 4,3 Millionen Euro habe die jüngste Etappe auf dem Weg zur Erneuerung der Ortsmitte gekostet, informierte Yvonne Kaindl vom Auer Bauamt. Im April habe man angefangen. Zwei Monate später waren die Arbeiter am wichtigsten Teilstück zugange: der Zufahrt zur Schlossbrauerei. An diese grenzen das frühere Pförtnerhäuschen und die Schlossmauer an. Beide sind denkmalgeschützt.

Für einen Archäologen und einen Bauforscher gab es jedenfalls alle Hände voll zu tun. Ersterer war überwiegend im Marktgarten beschäftigt, von dem aus bald eine wie ein "L" geschwungene Treppe hinauf zur Gaststätte Straßberger führen soll. Projektleiter Maik Müller sagte, dass dies wegen der Hanglage ein sehr anspruchsvolles Projekt sei. Das Wirtshaus drückt mit seinem Gewicht auf den Hang.

Wegen des vielen Schnees ist derzeit vom Grabungsfeld des Archäologen nicht viel zu sehen. "Er hat sich gut eingegraben", sagte Yvonne Kaindl rückblickend. Gefunden wurden Ascheschichten, Scherben und Gefäße aus dem Mittelalter. "Ein Blick in die Vergangenheit." Die Funde wurden allesamt dokumentiert. Dritte Bürgermeisterin Beatrix Seibold erzählte, dass der Archäologe das Fundament eines Gebäudes gefunden habe, in dem es gebrannt habe. Dieses werde speziell gesichert und hinterher mit einer Kiesschicht überbaut.

Wird wieder Holz vom Bohlenweg gefunden, soll dieses so schnell wie möglich konserviert werden

Daniel Alheid von der Firma Terra.Nova erzählte eine Anekdote über die Arbeit des Bauforschers. An einem denkmalgeschützten Gebäude behinderte ein Stück Putz die Bauarbeiten. Wäre dieser jetzt tatsächlich von historischem Wert gewesen, hätte er nicht weggenommen werden dürfen. Der Bauforscher stellte aber fest, dass die Fassade an dem Haus in den Dreißigerjahren verändert worden war. Der hinderliche Beton durfte deshalb beseitigt werden.

Über den Winter soll jetzt am Bereich hinter dem Rathaus gearbeitet werden. Das Verwaltungsgebäude soll einen Hintereingang bekommen. Eine E-Ladesäule und ein Stellplatz für Fahrräder und eine Reparaturstation sind geplant.

Im Frühjahr beginnen die Arbeiten an der nächsten Etappe des zweiten Bauabschnitts. Der reicht vom Rathaus bis zur Einmündung der Kooperator-Schmid-Straße. Der Marktplatz selbst soll durch Sonnenschirme und Trinkbrunnen mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Für die benachbarte Bäckerei besteht die Möglichkeit, ein paar Tische im Freien aufzustellen. Die Ampel, die noch aus der Zeit stammt, als die Bundesstraße 301 mitten durch Au verlief, wird durch eine kleinere ersetzt.

Aller Voraussicht nach werden die Bauarbeiter wieder auf den alten Bohlenweg stoßen, so wie das schon in der Unteren Hauptstraße der Fall war. Die beprobten Bohlen werden auf die Jahre 1720 und 1763 datiert. Dann sei Eile geboten, sagte Beatrix Seibold, um das Holz zu konservieren. Das wurde bei den bereits geborgenen versäumt. Denn sobald das Holz aus dem Untergrund herausgeholt wird, beginnt der Zerfall. Der Einsatz des Archäologen schlug immerhin mit 100 000 Euro zu Buche, verriet Yvonne Kaindl.

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