Maisberger feiern Goldene Hochzeit:Wirtshaus als Wohnzimmer

Lesezeit: 2 min

Vor 50 Jahren haben sich Elisabeth und Günter Maisberger das Ja-Wort gegeben, in ihrem Wirtshaus haben sie seither gemeinsam einiges umgekrempelt. (Foto: Marco Einfeldt)

Elisabeth und Günter Maisberger nehmen sich für ihre Gäste viel Zeit, am Wochenende aber haben sie sich in ihrem Gasthaus einmal selbst feiern lassen: Die beiden Neufahrner sind seit 50 Jahren verheiratet.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Ein ganz normaler Abend im Gasthof Maisberger: Der Wirt hat den Platz hinter der Theke verlassen und macht schnell Brotzeit - am Stammtisch, an dem er sich auch sonst mal auf einen Ratsch zu den Gästen dazusetzt. "Der Stammtisch ist eigentlich mein Wohnzimmer", lacht Günter Maisberger (73). In die Wohnung im Obergeschoss kommt er oft erst, wenn es ans Schlafen geht.

Seiner Frau Elisabeth (69) geht es nicht anders. Gerade kommt sie aus der Küche und läuft in ihrer weißen Schürze durch den Gastraum gleich weiter ins Nebenzimmer. Dass alle Gäste von "der Liesl" persönlich begrüßt werden, das hat Tradition. Am Sonntag haben sich die beiden aber selbst mal ein bisschen feiern lassen: Zusammen mit der Familie, mit Freunden und mit Stammgästen haben sie ihren 50. Hochzeitstag begangen - nach der Messe in der Alten Kirche natürlich direkt im "Bahnwirt", wie ihr Gasthof der Einfachheit halber immer noch von vielen genannt wird.

Dass Günter Maisberger die Wirtschaft übernimmt, war nicht von Anfang an klar

Günter Maisberger wurde in dem Vorgänger-Gebäude geboren. Dass er selbst Wirt werden würde, war aber nicht von Anfang an klar. Die elterliche Gastwirtschaft war nach dem Tod des Vaters verpachtet worden. In den 1950er Jahren machte er deshalb zunächst eine Ausbildung zum Elektriker. Aber dann wurde er doch Metzger, um das Gasthaus selbst übernehmen zu können.

Unterstützt hat ihn bei diesem Schritt seine Frau Elisabeth, die Maisberger im damaligen "Metzgerwirt" - dem heutigen Hotel Gumberger - kennengelernt hatte. Die gebürtige Vöttingerin war nach ihrer Ausbildung zur Schneiderin 1967 nach Neufahrn gezogen, um als Bedienung zu arbeiten. Günter Maisberger war in der Wirtschaft seines Kollegen Gast, und es hat "gefunkt", wie er sagt.

Wirtshaussterben
:Die letzten Tage des Dorfwirts

In Aich wird das Gasthaus abgerissen. Damit endet eine Geschichte, die im 18. Jahrhundert mit einer Wirtskaserne begann, mit "Joe's Disco" und als Eishockey-Vereinslokal weiter ging und als griechisches Restaurant ausklang.

Von Alexander Kappen

Auch die Kinder arbeiten im Betrieb mit

Als Ehepaar krempelten die beiden im "Bahnwirt" so manches um: 1968 und 1983 wurde jeweils ein Nebenzimmer angebaut, 1990 kam ein Hotel hinzu, später wurde die alte Gaststätte erneuert. "Wir haben immer wieder was weggerissen und dazu gebaut", sagt Maisberger und schmunzelt. Längst arbeiten auch die drei Kinder im Betrieb mit, den sie einmal übernehmen sollen: Die Töchter Claudia und Elke sind Hotelfachfrauen. Sohn Günter ist Koch. Zur Familie gehören inzwischen auch fünf Enkelkinder.

Lange war Günter Maisberger Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes. Ein anderes Amt konnte er quasi daheim ausüben: 1968 wurde der Gasthof das Schützenheim des SV "Kleeblatt", und bei der ersten Wahl am neuen Vereinssitz haben die Mitglieder Maisberger zum Schützenmeister gewählt. Jahrzehntelang sollte er im Amt bleiben. Inzwischen ist er Ehrenschützenmeister und zudem Hauptmann der Schützenkompanie, die zur Goldenen Hochzeit natürlich auch geschossen hat. Außerdem sind bei der Feier die Schäffler aus Pfaffenhofen aufgetreten - eine Überraschung von Günter Maisberger für seine Frau.

Auch wenn sie gefühlt fast immer in ihrem Betrieb sind: So oft es geht, ziehen sich die Maisbergers an den Chiemsee zurück, wo sie ein Segelboot haben. Aus dem Wirt wird dann ein Kapitän, der sich mit seiner Frau einfach mal den Wind um die Nase wehen lässt.

© sz.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: