Stimmen zur Landtagswahl:"Gehässigkeiten wollen die Leute nicht hören"

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Von einer großen Wahlparty konnte im Landratsamt zunächst nicht die Rede sein. (Foto: Marco Einfeldt)

Florian Herrmann (CSU), Benno Zierer (Freie Wähler) und Johannes Becher (Grüne) sind mit dem Abschneiden ihrer Parteien insgesamt zufrieden - die drei Landtagsabgeordneten erhalten erneut hohe Zustimmungswerte.

Von Petra Schnirch, Freising

Von gelöster Wahlparty-Stimmung war am Sonntagabend im Freisinger Landratsamt nur wenig zu spüren. Der große Sitzungssaal war in den ersten beiden Stunden nach Bekanntgabe der Prognosen und Hochrechnungen schlecht besucht. Dabei bewerteten die meisten der Anwesenden das Abschneiden der eigenen Partei mehr oder weniger positiv - allen voran natürlich die Freien Wähler, die landesweit zulegen konnten, wenn gleich vielleicht nicht im erhofften Umfang. Die Freien Wähler könnten zufrieden sein, dass sie nach fünf Jahren Regierungsarbeit zugelegt haben, sagte Landtagsabgeordneter Benno Zierer. "Das ist ein Vertrauensbeweis und die Aufforderung für die Zukunft, weiterhin alles zu geben für Bayern" - und vor allem zusammenzuarbeiten, fügte er hinzu.

Die Leute hätten genug von den Streitereien. Gehässigkeiten wie von SPD-Chef Florian von Brunn "wollen die Leute nicht hören", daraus sollte man lernen. Keine Zusammenarbeit werde es mit der AfD geben, betonte Zierer. Man müsse sich aber "mit guten Ideen von jeder Seite" sehr wohl auseinandersetzen.

Entspannt wartete Benno Zierer mit seiner Frau Margot auf die Ergebnisse. (Foto: Marco Einfeldt)

Auf sein eigenes Ergebnis wartete Zierer "relativ entspannt". Dank seines guten Erststimmenergebnisses werde er es wohl wieder in den Landtag schaffen. Es sei nie sein Ziel gewesen, das Direktmandat zu gewinnen. Wichtig sei, dass der Landkreis im Landtag gut vertreten sei und dass die Bürgerinnen und Bürger Ansprechpartner hätten.

Zufrieden angesichts des Gegenwinds

Die Grünen mussten landesweit Abstriche hinnehmen, dennoch bilanzierte auch Landtagsabgeordneter Johannes Becher, dass die Ökopartei insgesamt gut dastehe. "Angesichts des Gegenwinds, den wir derzeit verspüren, können wir zufrieden sein". Das sei immerhin das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der bayerischen Grünen.

Erschreckend sei aber der Rechtsruck in Bayern, sagte der ehemalige Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl mit Blick auf die Zuwächse für die AfD. Für Magerl ist das ein Beleg, dass Ministerpräsident Söder und auch die Freien Wähler die falsche Strategie verfolgt hätten: Wenn man auf rechte Themen setze, "wird das Original gewählt".

Christian Magerl (links) und Johannes Becher hoffen, dass die neue Legislaturperiode das endgültige Aus für die Startbahnpläne bringt. (Foto: Marco Einfeldt)

Was das Thema dritte Startbahn angeht, spricht Magerl, einer der Sprecher des Bündnisses "Aufgemuckt", dagegen von einem "starken Ergebnis" im Landkreis mit Blick auf die hohen Zustimmungswerte für die beiden Direktkandidaten Johannes Becher (Grüne) und Benno Zierer (FW). Er hoffe, dass es in der neuen Legislaturperiode nicht mehr nur ein Moratorium geben werde, zumal Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) zuletzt "vollmundig deren Ende angekündigt" habe.

Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann verfolgte die Bekanntgabe der Landkreis-Ergebnisse zunächst im "Rentaurant", dem ehemaligen Zellers, bei der CSU-Wahlparty. Er sprach von einem "klaren Regierungsauftrag". Die CSU sei ein "Anker der Stabilität" in unruhigen Zeiten. Die Sacharbeit der vergangenen fünf Jahre habe sich ausgezahlt. Die Koalition mit den Freien Wählern könne fortgesetzt werden. Deren Ergebnis sei aber "nicht so in den Himmel gewachsen", wie sich die Freien Wähler das vorgestellt hätten.

Gut eineinhalb Stunden nach Beginn der Auszählung zeichnete sich bereits ab, dass Herrmann das Direktmandat diesmal mit deutlichem Vorsprung holen wird und er konnte sich schon mal etwas entspannen. Er räumte ein, dass er an Wahltagen immer angespannt sei, zumal es im Landkreis Freising immer spannend werde.

Bei der FDP ist das Entsetzen "grenzenlos"

Als enttäuschend bezeichnete Direktkandidatin Alina Graf dagegen das Ergebnis für die SPD. Überrascht sei sie jedoch nicht, denn schon die Umfragen vor der Wahl hätten darauf hingedeutet. Eine große Rolle für das schlechte Abschneiden spielt für Alina Graf die Bundespolitik. "Die Ampel macht inhaltlich eine gute Arbeit", sagte sie, die schlechte Kommunikation sei allerdings ein Problem. Auf bayerischer Ebene sollte sich die Partei strukturell besser aufstellen, riet die 31-Jährige aus Neufahrn. Laut den Hochrechnungen verpasst Alina Graf den Einzug in den Landtag, aber sie will weiterhin Politik machen. "Das Schockierendste ist für mich das Ergebnis der AfD", sagte sie. Auch deshalb will sie nicht aufgeben.

Zufrieden mit dem landesweiten Ergebnis ihrer Partei war dagegen AfD-Direktkandidatin Melanie Hilz. Dies habe dem Trend entsprochen. Im Landkreis fiel die Zustimmung etwas niedriger aus, auch hier könne man im Vergleich zu 2018 aber wohl zulegen, sagte sie.

Helmut Markwort, bisher Alterspräsident des bayerischen Landtags und Direktkandidat der FDP im Landkreis Freising, war am Sonntag nicht für ein Statement zu erreichen. Er verfolgte den Wahlabend in München und ließ nach dem Scheitern der Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde über einen Sprecher nur ausrichten: "Das Entsetzen war grenzenlos". Er müsse den Ausgang der Wahl jetzt erst einmal sacken lassen.

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