35 Jahre lang besteht jetzt die Partnerschaft des Landkreises Freising mit der Stadt Weifang in der chinesischen Provinz Shandong. In der Vergangenheit war es still geworden um diese Verbindung, die nicht alle Kreisrätinnen und Kreisräte für gut heißen. Aus Anlass des Jubiläums fand vor Kurzem eine Videokonferenz zwischen Landrat Helmut Petz (FW) und Liu Yun, dem Bürgermeister von Weifang statt. Beide hätten laut Pressemitteilung des Landratsamts ihren Willen zur Zusammenarbeit bekräftigt, indem sie ein "Memorandum zur Vertiefung der Kooperation" in den Bereichen Bildung, Klimaschutz, Forschung und Wissenschaft, Wirtschaft und Handel sowie Kultur und Sport unterzeichneten. Das wiederum stößt bei der Freisinger Regionalgruppe der Tibet-Initiative auf Kritik. Sie vermutet, dass in dem Gespräch und dem Memorandum die Menschenrechte ausgespart blieben. Die Organisation weist auf daraufhin, dass es in Weifang seit Langem mindestens zwei Zwangsarbeiterlager gebe.
Die Beziehung zwischen Weifang und dem Landkreis war zuletzt eingeschlafen. In der Vergangenheit hatte es einige Besuche und Gegenbesuche gegeben. Diese gipfelten in der Teilnahme einer Juniorenmannschaft aus Moosburg bei einem Fußballturnier in Weifang. Im Gegenzug beteiligten sich junge Kicker aus der Partnerstadt am Isar-Cup in Moosburg. Die Corona-Pandemie hatte den Kontakt zusätzlich erschwert.
Die Partnerschaft mit Weifang ist aus der Zeit gefallen
In einem Teil der Videokonferenz sei es nach Auskunft des Landratsamts um den wirtschaftlichen Austausch gegangen. "Wir hoffen, dass die Zusammenarbeit in Zukunft wieder etwas einfacher wird und ein weiterer, intensiver Austausch zwischen der Stadt Weifang und dem Landkreis Freising folgen wird", sagte Landrat Petz, gefolgt von gegenseitigen Einladungen.
Ginge es nach der örtlichen Tibet-Initiative, hätte der "Versuch der künstlichen Wiederbelebung" der problematischen Beziehung durchaus unterbleiben können, schreibt diese in einem Offenen Brief an Landrat Petz. Sie sei komplett aus der Zeit gefallen. China nutze alle verfügbaren Möglichkeiten, wirtschaftliche Überlegenheit zu erlangen, um aggressiv imperiale, territoriale Hegemonieansprüche durchzusetzen. Die Tibet-Initiative fordert das Landratsamt auf zu erläutern, wie und warum es gerade in diesem bedrückenden Szenario entgegen allen globalen Erkenntnissen ausgerechnet jetzt und mit diesem Partner einseitige wirtschaftliche Beziehungen vertiefen möchte.
Die Tibet-Initiative fordert das Landratsamt dazu auf, mit der Freisinger Öffentlichkeit und der Zivilgesellschaft den Dialog über die Weiterentwicklung der Partnerschaft wiederaufzunehmen und die Realität der Unterdrückung von Minderheiten in China nicht auszublenden.