Mitten im Landkreis:Sancho Panza beim Maibaumfest

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Am Sonntag werden landauf, landab wieder die allseits beliebten Traditionsstangerl aufgestellt. Und vom Pedalritter bis zum Bierbeiner sind alle mit dabei.

Glosse von Alexander Kappen

Am kommenden Sonntag werden sie sich im gesamten Landkreis auf den Weg machen, um nach zwei Jahren Corona-Pause mal wieder ganz real und so mit richtigen Menschen gebührend den 1. Mai zu begehen. Bei diversen Maifeiern, bei denen womöglich auch noch in den Mai hinein getanzt und, weil es hierzulande so Tradition ist, ein Maibaum aufgestellt wird. Weil in 1. Mai, Maifeier und Tanz in den Mai aber schon so unheimlich viel Mai drin steckt, haben sich findige Sprachakrobaten längst dazu entschlossen, wenigstens beim Maibaum, wann immer möglich, auf das Wort Mai zu verzichten, um dieses nicht überzustrapazieren. Und so wurde der geistreiche Begriff Traditionsstangerl geboren - der im Prinzip jedoch alles bedeuten könnte, vom althergebrachten asiatischen Esswerkzeug bis zum Pfosten eines Tores, den ein bayerischer Fußballheld der traditionellen Überlieferung nach bei einem "Finale dahoam" mal statt des Netzes getroffen haben soll.

Bei so mancher Maifeier wird dem Vernehmen nach übrigens auch Bier ausgeschenkt, das man, wenn man es bei der Bestellung der zwölften Halbe nicht schon wieder so nennen will, stattdessen halt als Gerstensaft bezeichnet. Weil es nach dem Genuss von Gerstensaft jedoch nicht angeraten ist, mit dem Auto nach Hause zu fahren, ist es geschickt, mit dem Fahrrad zu kommen. Wobei es natürlich auf Dauer langweilig ist, das Fahrrad sowie den Radfahrer, der darauf sitzt, auch als solche zu bezeichnen. Deshalb reitet eben der Pedalritter auf seinem Drahtesel beim Maifest ein, um dort ein Traditionsstangerl aufzustellen. Also eine Mischung aus Sancho Panza und Don Quijote auf zwei Rädern.

Der Besuch einer Maifeier lässt sich, bei passendem Wetter, selbstredend auch prima mit einem Spaziergang verbinden, auf den Tierliebhaber gerne mal ihren Hund mitnehmen. Diesen kann man, weil Hund so banal klingt, freilich auch als Vierbeiner bezeichnen. Nicht zu verwechseln aber mit dem nach der Maifeier auf wackeligen Füßen nach Hause wankenden Bierbeiner. Der befindet sich am anderen Ende der Leine.

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