Bayernweit werden händeringend Lehrer für die Mittelschulen gesucht, vor allem für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch. Derzeit ist das Kultusministerium auf Personalakquise für das kommende Schuljahr, bis jetzt sind viele Stellen mangels Bewerbern nicht besetzt. An den elf Mittelschulen im Landkreis Freising schaut es dagegen vergleichsweise gut aus. "Momentan können wir alle Stellen besetzen", sagt Bernhard Kindler vom Freisinger Schulamt. Allerdings fürchtet auch er Engpässe. Dann, wenn es im kommenden Schuljahr zusätzliche Lehrerstunden, zum Beispiel für die steigende Zahl an Flüchtlingskindern, zu besetzen gilt. Dann könnte es im Landkreis personell eng werden. "Wir haben die Millionen, aber es fehlen die Köpfe", sagt Kindler.
Es ist eine verquere Welt in der bayerischen Schullandschaft. Während die Gymnasien um jede Lehrerstelle kämpfen und sich einer Schwemme von arbeitssuchenden Pädagogen gegenüber sehen, hat man an den Mittelschulen Angst, das vom Kultusministerium bereitgestellte Geld und die damit verbundenen Lehrerstunden nicht nutzen zu können. Jetzt rächt sich das Sparen in früheren Jahren am Personal der Mittelschulen, als man von sinkenden Schülerzahlen ausging. Damals hatte keiner mit so vielen Flüchtlingskindern gerechnet. Obendrein gibt es kaum Lehrernachwuchs an den Universitäten. Der strebt, trotz schlechter Aussichten übernommen zu werden, an die Gymnasien und Realschulen. Mittelschullehrer dagegen will kaum jemand werden. Wenig Geld, schwierige Schüler, so lauten die gängigen Urteile. Auch im Freisinger Schulamt ist die Warteliste von Lehrern, auf die man im Notfall zurück greifen kann, leer. "Es gibt keine mehr", sagt Kindler.
Über 1000 neue Beamtenstellen an bayerischen Schulen
160 Millionen Euro macht der Freistaat für das Integrationspaket an bayerischen Schulen locker, über 1000 neue Beamtenstellen und 600 weitere Pädagogen sind darin enthalten. Nur das Personal dafür, das gibt es noch nicht. So übernimmt der Bestand die neuen Aufgaben: Allein vier spezielle Übergangsklassen für Kinder, die kein oder kaum Deutsch sprechen, sind im Landkreis eingerichtet worden, zwei an der Paul-Gerhard-Schule in Freising und zwei an der Moosburger Mittelschule. Vor allem die Paul-Gerhard-Schule besuchen derzeit viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. In ihren Sprengel fallen die Notunterkünfte an der Wippenhauser Straße. Die mobile Lehrkraft, die das Schulamt seit vergangenen September durch den Landkreis schickt, um an Schulen den Deutschunterricht zu vertiefen, ist ebenfalls an der Paul-Gerhard-Schule eingesetzt. Kurz nach Weihnachten hat man dort spontan die vierte Übergangsklasse eröffnet, da standen auf einen Schlag 17 weitere, nicht Deutsch sprechende Kinder aus der Unterkunft an der Wippenhauser Straße vor der Türe.
Gerhard Röck, Leiter der Echinger Grund- und Mittelschule, bekommt gerade zu spüren, wie dünn die Personaldecke ist. Eine Förderlehrerin ist ausgefallen, und mit ihr der Kindergartenvorkurs, den auch deutsche Kinder mit Bedarf an Sprachförderung besuchen sollten. "Ich kriege keinen Ersatz", sagt Röck. Wie man die Misere beheben könnte? Da muss er ein wenig überlegen. Es sei schon viel verbessert worden an den Mittelschulen, räumt er ein: die kleineren Klassen, der Ganztagesunterricht. Höhere Gehälter wären eine Möglichkeit, die Mittelschulen auch für das Heer der arbeitssuchenden Gymnasiallehrer attraktiver zu machen, schätzt Röck: "Wir leisten hier die gleiche Arbeit wie Realschulen und Gymnasien, da stimmt die Bezahlung im Mittelschulbereich einfach nicht."