Kirchenumfeld in Kranzberg:Ein Ort, der sehr gewinnen kann

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Ein Platz zum Verweilen: Um die bestehende Linde sind am Kirchenvorplatz Sitzstufen geplant, an der Kirchenmauer ist eine lange Bank vorgesehen. (Foto: Visualisierung: Büro "Raum + Zeit")

Das Landshuter Büro "Raum + Zeit" legt nach Ansicht der Jury den schlüssigsten Entwurf vor. Aus dem Kirchenvorplatz könnte ein richtiger Treffpunkt werden. Parkplätze werden allerdings wegfallen, daran führt kein Weg vorbei.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Seit 23 Jahren reden die Kranzberger nun schon darüber, dass der Kirchenvorplatz schöner werden soll. Jetzt soll das Vorhaben endlich in die Tat umgesetzt werden. Am Dienstag stellte die Gemeinde den Sieger des Ideenwettbewerbs vor und die Gemeinderäte beschlossen anschließend, mit dem Entwurf des Landshuter Planungsbüros "Raum + Zeit" in die Detailplanung einzusteigen. Größere Diskussionen sind allerdings auch weiterhin nicht ausgeschlossen, vor allem wenn einmal die Kostenberechnung auf dem Tisch liegt. Bei den Bürgerinnen und Bürgern, das zeigte sich bereits bei der Präsentation, ist zudem der Wegfall mehrerer Parkplätze ein Thema. Daran dürfte aber kein Weg vorbeiführen, wenn die Gemeinde den Zuschuss der Städtebauförderung nicht gefährden will.

Das Areal an der Kirchbergstraße liegt zwar nicht direkt in der Ortsmitte. Mit Kirche, Kindergarten, Gemeindebücherei, Heimatmuseum und Friedhof ist es aber dennoch ein zentraler und stark frequentierter Bereich. Es sei es wert, diesen Platz besser - das heißt, angenehmer für die Menschen - zu gestalten, sagte Stadtplanerin Barbara Hummel, die das Verfahren betreute. "Die Lage auf dem Berg ist sehr, sehr schön. Es ist ein Ort, der sehr gewinnen kann."

Der Kirchenvorplatz in Kranzberg lädt bisher nicht zum Verweilen ein, das soll nun anders werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Überschrieben ist der Sieger-Entwurf mit "Ein Platz für alle". Es sei das "sensibelste", das schlüssigste Konzept, sagte Hummel. Man müsse nicht "krampfhaft alles neu machen". Manchmal reiche es, "dass die Dinge, die da sind, ins rechte Licht gerückt werden". Aufwerten will Planer Tobias Nowak das Areal durch einen einheitlichen Natursteinbelag. Die Vorrangstellung des motorisierten Verkehrs soll dadurch gebrochen, der Platzcharakter gestärkt werden. Die Zahl der Stellplätze wird von zwölf auf sechs verringert, zwei werden als Behindertenparkplätze ausgewiesen.

Mittelpunkt des Platzes ist die große Linde. Sitzstufen in einfacher Bauweise halten etwas Abstand, um den Wurzelbereich zu schonen, sie spannen Platz und Wiese bei Veranstaltungen zusammen, wie es im Entwurf heißt. Die wuchtigen Gehölze auf der Ostseite der Wiese werden entfernt. Als "heimliches Herz" bezeichnet der Planer die lange Bank vor der Mauer, die ein neuer Treffpunkt werden soll. Unter der Linde lädt im Konzept ein Holzdeck zum Verweilen ein, das auch zur Bühne werden kann. Neue Attraktion am Spielplatz hinter der alten Schule könnte eine Röhrenrutsche werden.

Die Jury überzeugte "Klarheit und Konsequenz" des Entwurfs. Durch das einheitliche Belagsmaterial entstehe ein "sehr klarer und offener städtebaulicher Gesamteindruck". Die Bedeutung der Kirchwiese werde durch eine räumliche Abgrenzung gestärkt, "die Kirche erhält ein angemessen würdiges neues Vorfeld", so die Jury weiter.

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Nowaks Entwurf setzte sich letztlich gegen die Vorschläge des Marzlingers Büro NRT durch, dessen Konzept als "sehr nüchtern" und "starr" bewertet wurde, auch die Versiegelung war den Juroren in einigen Bereichen zu stark. Die "Toponauten" aus Freising gehen nach Ansicht der Jury "sehr einfühlsam" auf die Besonderheiten des Ortes ein. Was sie nicht überzeugte, war die kleinteilige Gestaltung der Fläche vor der Wiese und die "Introvertiertheit" der Platzmitte. Der Platz werde dadurch noch kleiner und enger gemacht, bilanzierte Hummel.

Die Frage eines Bürgers nach den Kosten wollten Nowak und Hummel nicht beantworten. Sonst stehe eine Zahl im Raum, die sie noch zehn Jahre verfolgen werde, sagte Hummel. Die Kosten hingen stark vom verwendeten Material ab. Nowak warb noch einmal für die Verwendung von Natursteinen, weil dadurch eine ganz andere Qualität entstehe. Darüber und über die weiteren Details werden die Gemeinderäte noch zu entscheiden haben. Auch eine Bürgerbeteiligung ist geplant.

Die Gemeinde kann über die Städtebauförderung mit einem Zuschuss in Höhe von etwa 60 Prozent rechnen. Alfons Berger empfahl, mit einem Schild auf den etwa 100 Meter entfernten größeren Parkplatz hinzuweisen. Außerdem setzte er sich dafür ein, den Lebensbaum vor der Kirche zu erhalten, diese seien traditionell um 1900 gepflanzt worden. Unstrittig ist inzwischen, dass das Kriegerdenkmal von der Ortsmitte an die Kirchbergstraße versetzt wird.

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