Kranzberg:Drei, an die man sich gerne erinnert

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Eine Straße wird nach Johann Döbl benannt. Hier der Eintrag seines Namens am Kriegerdenkmal. (Foto: Marco Einfeldt)

Straßen im Kranzberger Neubaugebiet werden nach Katharina Rixner und Hans Döbl benannt. Beide machten aus ihrer Ablehnung der Nationalsozialisten kein Geheimnis. Auch dem ehemaligen Bürgermeister Korbinian Eisen wird eine Straße gewidmet.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Im Neubaugebiet "Westliche Ringstraße" hält die Gemeinde mit den vergebenen Straßennamen die Erinnerung an drei Kranzberger Persönlichkeiten wach. Die Vorschläge kamen von Gemeindearchivar Alfons Berger. Eine von ihnen ist Lehrerin Katharina Rixner. Geboren 1891 in Tegernsee, kam sie 1919 an die Volksschule nach Kranzberg und unterrichtete dort 36 Jahre lang Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis vier. Im Dritten Reich machte sie aus ihrer Ablehnung der Nationalsozialisten kein Geheimnis. Hätte sich Schulrat Dörr nicht für sie eingesetzt, wäre ihr das wohl zum Verhängnis geworden.

Ein Foto in der Kranzberger Gemeindechronik aus dem Jahr 1932 zeigt eine freundliche, eher zurückhaltend wirkende Frau inmitten ihrer Klasse. Für die Nazis, die bald darauf an die Macht kamen, hegte sie keinerlei Sympathien, wie es in der Chronik heißt. Eng wurde es für sie, als der Kreisleiter nach einer Gemeindetagung in Kranzberg im Januar 1944 "katastrophale Schulverhältnisse" dort beklagte. Zum einen würden keine Jungen aus Kranzberg an nationalsozialistische Kaderschulen geschickt, "da es sehr weit an der Ausbildung fehlt". Zum anderen gebe es "eine alte Lehrerin", Rixner war damals 53, die dauernd krank sei. Bei den Schulkindern habe er "eine angehende Verwahrlosung feststellen müssen", so zitiert die Chronik den Kreisleiter.

Der Schulrat stellt sich vor die Lehrerin

Schulrat Dörr stellt sich vor Schule und Lehrerin und wies die vom Kreisleiter in einem Zeitungsartikel geäußerten Vorwürfe scharf zurück - auch dass Rixner ständig krank sei. Und Dörr sagte zu, sich selbst vom Stand der Schule überzeugen zu wollen, sobald ihm der Landrat eine Verkehrsmöglichkeit biete. "Bis jetzt blieben meine Bemühungen diesbezüglich ohne Erfolg", setzte er mit spitzer Feder dazu. Katharina Rixner wurde 1955 zur Ehrenbürgerin von Kranzberg ernannt. Sie starb am 11. März 1962 in Tegernsee.

Ein Gegner des Nationalsozialismus war auch Hans Döbl, Jahrgang 1903. Der Kranzberger Bäckermeister wurde wenige Monate nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtet - ein Vorfall, der die Kranzberger Bevölkerung lange umtrieb. Aus seiner Haltung machte auch Döbl keinen Hehl. Bei einem Fronturlaub soll er in seinem Laden etwas in der Art geäußert haben "Hat jetzt der Hund nicht verrecken wollen". Eine evakuierte Frau aus Münster, die bei ihm untergebracht war, meldete dies dem Bürgermeister, wie es in der Chronik heißt. Und der Gemeinderat entschied, dies an übergeordnete Stellen weiterzugeben. Am 20. November 1944 kam Döbl vor das Feld-Kriegsgericht und wurde "wegen Zersetzung der Wehrkraft" zum Tod verurteilt.

Die Unterschriften helfen nicht

Kranzberger Bürger sammelten zu seiner Ehrenrettung Unterschriften, seine Frau fuhr gemeinsam mit dem Lehrer aus Hohenbachern nach Berlin. Doch sie konnten den Bäckermeister nicht retten. Er wurde am 7. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Am Kriegerdenkmal in Kranzberg erinnert seit 2008 eine Bodenplatte an Johann Döbl.

Korbinian Eisen, Jahrgang 1924, werden viele Bürgerinnen und Bürger noch gut kennen, er war 27 Jahre lang, von 1957 bis 1984, Bürgermeister. In dieser Zeit verwandelte sich Kranzberg in eine moderne Gemeinde. Eine zentrale Wasserversorgung und damals zeitgemäße Kläranlage wurden errichtet, auch die Grundschule wurde gebaut. Mehrere neue Baugebiete entstanden. Bei der Gebietsreform Anfang der Siebzigerjahre gelang es Kranzberg, eigenständig zu bleiben. 1984 kandidierte Eisen nicht mehr, blieb aber weitere sechs Jahre im Gemeinderat.

Als junger Mann hatte es Eisen nicht leicht. Er war erst im November 1948 aus vierjähriger russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, nachdem er 1941 als 17-Jähriger eingezogen worden war. Er engagierte sich schon bald in der Gemeindepolitik, 1956 schaffte er den Sprung in den Gemeinderat und wurde gleich Zweiter Bürgermeister. Schon ein Jahr später, nach dem überraschenden Tod von Bürgermeister Andreas Happ, rückte er Mitte 1957 an die erste Stelle. 1984 ernannte ihn die Gemeinde zum Ehrenbürger. Eisen starb am 28. Februar 2005.

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