Kommunalwahl in Neufahrn:Eine Stichwahl ist sehr wahrscheinlich

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Bürgermeister Franz Heilmeier kandidiert erneut, fünf Mitbewerber wollen ihm das Amt aber streitig machen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Prognose ist nicht allzu gewagt: Die Neufahrner müssen sich wohl auf eine Stichwahl einstellen. Sechs Bürgermeisterkandidaten gibt es diesmal in der Gemeinde. Da ist es unwahrscheinlich, dass einer der Bewerber auf Anhieb über 50 Prozent kommt.

Mit Sicherheit lässt sich aber sagen: Gewinnen wird am Ende in jedem Fall ein Mann - ganz einfach deshalb, weil in der Gemeinde, die in den 1960er Jahren wegen der ersten Frau im Bürgermeisteramt in ganz Bayern berühmt geworden war, nur Männer kandidieren: neben Amtsinhaber Franz Heilmeier (Grüne) auch noch Norbert Manhart (Freie Wähler), Ozan Iyibas (CSU), Maximilian Heumann (SPD), Felix Bergauer (ÖDP) und Marc Bosch ( "Bosch für Neufahrn"), der erst seit kurzem ganz offiziell zu den Bewerbern gehört, weil er zunächst mindestens 190 Unterstützer-Unterschriften sammeln musste.

Der Amtsinhaber hat also viel Konkurrenz und versucht derzeit, mit Selbstbewusstsein und der Arbeit der vergangenen sechs Jahre zu punkten: "Die Gemeinde steht in vielen Bereichen deutlich besser da als 2014", sagt er und verweist etwa auf die gelungene Nachnutzung der ehemaligen Areale von Müller-Brot und Avon. In den vergangenen Jahren habe man auch "viel Geld für Kinder und Familien" in die Hand genommen und etwa das Kita-Angebot ausgebaut. Dazu kommen die Pläne für altengerechtes Wohnen, der Beitritt in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen und der Ausbau des Busangebots. Der Einstieg in den sozialen Wohnungsbau ist ebenfalls ein Punkt, den der Bürgermeister als Erfolg der vergangenen Jahre anführt.

Heilmeier sagt aber selbst in Wahlkampfzeiten auch: Natürlich "war das nicht alles ich", eine gute Entwicklung "liegt immer auf vielen Schultern". Entsprechend finden diese Themen auch in den Veranstaltungen der Konkurrenz ihren Niederschlag und bei den Zukunftsvisionen scheint man sich in groben Zügen ebenfalls relativ einig zu sein: Die Neufahrner brauchen zum Beispiel erschwinglichen Wohnraum, mehr Gewerbesteuer von Firmen außerhalb der Logistikbranche, Lösungen für diverse Verkehrsprobleme, einen Ausbau des ÖPNV und noch mehr Kinderbetreuungsangebote.

Große Runde: Der Neufahrner Gemeinderat zählt künftig 30 und nicht mehr 24 Mitglieder, weil auch die Einwohnerzahl gestiegen ist. Im Rathaus ist man darauf vorbereitet - der Sitzungssaal ist erweitert und entsprechend ausgestattet worden. (Foto: Marco Einfeldt)

Wer vor dem 15. März noch unentschlossen ist, muss somit beim Lesen der Wahlprogramme ins Detail gehen. Beispiel Wohnen: "Wir brauchen viel mehr öffentlich geförderte Wohnungen", heißt es etwa bei der SPD. Beispiel Wirtschaft: "Wir dürfen nicht die Ökologie gegen die Ökonomie ausspielen", sagt CSU-Kandidat Ozan Iyibas. Um die Wirtschaft voranzubringen, brauche man beispielsweise einen eigenen Wirtschafts- und Digitalreferenten im Gemeinderat. Es müssten zudem "so schnell wie möglich" noch mehr Flächen vor allem für kleinere Betriebe ausgewiesen werden.

Eine Art Masterplan für die weitere Ortsentwicklung im Zentrum haben die Gemeinderäte aber gemeinsam festgelegt: Das 2019 beschlossene "städtebauliche Entwicklungskonzept" (ISEK) gilt als Leitfaden für künftige Planungen, um den Ort in Sachen Städtebau, Einzelhandel, Freiraum und Verkehr insgesamt attraktiver zu machen. Der Ersatzbau für die Alte Halle und die Sanierung des alten Mesnerhauses wurden im Vorgriff darauf schon auf den Weg gebracht. Dass sich das ISEK nur auf bestimmte Bereiche des Ortes fokussiert, ist den Freien Wählern zu wenig.

Wie sich die Wähler auch entscheiden - fest steht, dass der Gemeinderat wachsen wird. Die Gemeinde hat mittlerweile mehr als 20 000 Einwohner. Deshalb werden es in der nächsten Amtszeit nicht mehr nur 24, sondern 30 Ratsmitglieder sein. Zumindest der Platz dafür ist geschaffen: Der Sitzungssaal im Neufahrner Rathaus wurde um etwa 30 Quadratmeter vergrößert und auch schon so möbliert, dass dort auch 30 Gemeinderäte problemlos tagen können.

Als sehr wahrscheinlich gilt es, dass im neuen Gremium auch mehr als die derzeit sechs Gruppierungen vertreten sein werden. Immerhin gibt es diesmal neun verschiedene Gemeinderatslisten - darunter erstmals auch von der Linken und der AfD. In den Gemeinderat zurückkehren will die FDP, die dort bis vor kurzem noch mit zwei Mitgliedern vertreten war. Beide wechselten aber im September zu den Freien Wählern, und die FDP war damit im Gremium zunächst einmal Geschichte.

(Foto: oh)

Es war bei weitem nicht der einzige Fraktionswechsel in den vergangenen sechs Jahren. "Verschont" blieben nur die SPD und die ÖPD. Einer der beiden FDP-Umsteiger, Markus Funke, wird nun aber auch bei den Freien Wählern aufhören. Es habe sich unabhängig von seinem Wechsel "nach und nach so ergeben", dass er nach zwölf Jahren eigentlich nicht mehr weitermachen wolle, sagt er. Die Arbeit im Gemeinderat mache ihm einfach "nicht mehr wirklich Spaß".

Auch der langjährige FW-Gemeinderat Freddy Oberlader und Altbürgermeister Gerhard Michels (CSU) ziehen sich zurück. Alle anderen wollen weiter in der Kommunalpolitik mitmischen - nur eben nicht mehr alle die für die Gruppierung, für die sie ursprünglich einmal gewählt worden waren.

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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