Für Herbert Bengler, den Landratskandidaten der SPD, ist es eine einfache Rechnung. Zieht er Geburten- und Sterberate sowie den Zuzug in den Landkreis heran, kommt er zu dem Ergebnis, dass dieser im Jahr 2038 über 190 000 Einwohner haben werde. Bis dahin müssten etwa 4200 neue Wohnungen geschaffen werden, folgert er daraus, um all die Leute unterzubringen. Und das noch zu erschwinglichen Preisen. Günstiger Wohnraum war das bestimmende Thema der Neujahrspressekonferenz des Kreisverbands der SPD.
Der Landkreis hatte einst Wohnungen, habe sie aber verkauft, bedauerte Bengler. Er müsse jetzt zu einer treibenden Kraft im Wohnungsbau werden. Dabei vergisst Bengler den steigenden Anteil der Senioren nicht. Über 20 000 Menschen über 75 Jahre würden bis 2036 im Landkreis leben. Für diese müssten behindertengerechte Wohnungen entstehen. Bengler wies darauf hin, dass die Wartezeit für Betreutes Wohnen über drei Jahre betrage. Er sieht es als Aufgabe des Landkreises an, günstigen Wohnraum für seine Beschäftigten, etwa im Klinikum, zu schaffen.
Der parteilose Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler, der für die SPD auf der Kreistagsliste kandidiert, sieht die Gemeinden in der Pflicht. Es sei deren originäre Aufgabe, Wohnraum zu schaffen. "Wir dürfen die Spielwiese nicht den Privaten überlassen", forderte er. Thaler strebt soziale Modelle für den Wohnungsbau in Eching an, ob privat oder genossenschaftlich. Für sinnvoll hält er die Vergabe von Wohnraum in Erbpacht. Das rentiere sich, weil dieses Modell ebenso Einnahmen generiere.
Der OB-Kandidat der SPD für Freising, Peter Warlimont, vermisst in der Stadt Konzepte für die "Mega-Aufgabe", Wohnraum zu schaffen. 1500 Wohnungen, am besten in städtischer oder genossenschaftlicher Hand müssten entstehen, um auf lange Sicht den Bedarf zu decken. Obendrein bedürfe es eines Leerstandmanagements. Kommunen müssten ein Vorkaufsrecht auf Grundstücke erhalten, wenn sie auf diesen sozialen Wohnraum errichten wollten, verlangte Warlimont.
Maximilian Heumann, SPD-Bürgermeisterkandidat für Neufahrn, will ebenfalls bezahlbaren Wohnraum schaffen. Das Potenzial gehört seiner Meinung nach von 32 auf 240 öffentlich geförderte Wohnungen aufgestockt. Obendrein fordert er einen Mietspiegel für die Gemeinde.
"Weg vom Auto" lautet die Forderung von Alina Graf, stellvertretende Vorsitzende der SPD im Landkreis. Der öffentliche Nahverkehr müsse ausgebaut werden und bezahlbar sei. Um nicht nur Echings Straßen zu entlasten, fordert Thaler die Verlängerung der U 6 zur S-Bahnlinie S 1. Warlimont wendet sich gegen ein "schlichtes Verteufeln des Autos". Um aber auch die ländliche Bevölkerung zum Umsteigen auf Busse zu bewegen, reiche ein Stundentakt nicht aus. Dazu bedürfe es halbstündiger Fahrten. Thorsten Klenke, Bürgermeisterkandidat aus Allershausen, schlug eine App für Busse vor, in der die jeweiligen Abfahrtszeiten nachzulesen seien.
Kreisvorsitzender Andreas Mehltretter betonte, dass bei der SPD das Soziale stets mitgedacht werde. Deshalb ärgert sich Neufahrns Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl insbesondere über eine Regelung, die im Oktober vergangenen Jahres in Kraft getreten ist. Seitdem sind für Kunden des Jobcenters nicht mehr die örtlichen Sachbearbeiter zuständig, sondern sie werden telefonisch an eine Anlaufstelle in Weiden umgeleitet. Dies treffe ausgerechnet Personen, die dringend eine persönliche Beratung bräuchten, bedauert Frommhold-Buhl. Nur auf den ersten Blick sei es positiv, dass die Angemessenheitsgrenzen für die Wohnungen für sozial Schwache angehoben wurden. Erst auf den zweiten Blick erschließe sich, sagte sie, dass in den neuen Beträgen auch die Nebenkosten enthalten seien, was früher nicht der Fall war.