Kommunalwahl in Attenkirchen:Rätselhafte Wähler

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Martin Bormann hat die Wahl verloren - und weiß einfach nicht, wie das passieren konnte. (Foto: oh)

Noch-Bürgermeister Martin Bormann kann sich seine Niederlage nicht erklären. Den Sitz im Gemeinderat nimmt er nicht an

Von Katharina Aurich, Attenkirchen

Martin Bormann (Bürgernahe Gruppe), seit sechs Jahren Rathauschef in Attenkirchen, ist angesichts des Wahlausgangs in seiner Gemeinde sprachlos: 50,2 Prozent der Wähler gaben seinem Konkurrenten, dem Newcomer Mathias Kern, ihre Stimme, dessen Wählergruppierung "Wir" sich erst im November 2019 gegründet hatte. Den amtierenden Bürgermeister wählten gerade einmal 32,4 Prozent der Bürger. Walter Schlott (Grüne offene Liste) kam auf 17,4 Prozent der Stimmen.

Mit diesem Ergebnis hatte in Attenkirchen wohl niemand gerechnet, am allerwenigsten Bormann selbst. "Ich dachte mir, dass es eng werden könnte", räumt der 56-Jährige zwar ein. Aber er habe nicht gedacht, dass es so kommen würde. "Ich bin ratlos, woran es lag." Seinen sehr wohl gewonnenen Sitz im Attenkirchener Gemeinderat für die Bürgernahe Gruppe (BN) werde er keinesfalls annehmen, das tue er sich nicht an, stellt er klar.

Auch der langjährige Vorsitzende der Bürgernahen Gruppe, Wolfgang Braun, kann sich das Verhalten der Wähler nicht erklären. "Wir haben gute Arbeit gemacht, wir haben gute Leute", betont er. Doch nicht nur Bormann fiel bei vielen Wählern durch, die Bürgernahe Gruppe stellt in Zukunft auch nur noch vier Gemeinderäte. Bisher waren es sieben, mit dem Bürgermeister hatte die Gruppierung eine Mehrheit von acht Stimmen in dem 15-köpfigen Gremium. Damit ist es nun vorbei.

2014 war Martin Bormann, der vorher keine kommunalpolitische Erfahrung hatte und damals seine berufliche Existenz für den Bürgermeisterjob an den Nagel hängte, mit einer hauchdünnen Mehrheit von 47 Stimmen als Nachfolger der langjährigen Bürgermeisterin Brigitte Niedermeier (Bürgernahe Gruppe) gewählt worden. Er habe in den vergangenen sechs Jahren einiges bewirkt, bilanziert Bormann, aber "meine Leistungen wurden offensichtlich nicht anerkannt", bedauert der Noch-Bürgermeister, der jetzt erst einmal zur Ruhe kommen will.

Er habe zum Beispiel die Abschaltung der seit langem defizitären solaren Nahwärme geregelt und in zähen Verhandlungen einen finanzierbaren Standort für das neue Feuerwehrhaus organisiert. Bis kurz vor der Wahl hatte Bormann gekämpft, so fuhr er am Weltfrauentag noch mit einem Fahrrad durch die Gemeinde und verteilte an alle Frauen Blumen aus dem Korb auf seinem Gepäckträger. Wolfgang Braun denkt, dass Bormann seine gute Arbeit offensichtlich nicht gut genug verkauft habe. Zum mageren Ergebnis für den amtierenden Bürgermeister habe sicher auch die neue "Grüne offene Liste" beigetragen, für die sich jetzt vermutlich eine ganze Reihe an Wählern, die früher die BN wählten, entschieden hätten. Denn der Umweltschutz sei schon immer eines ihrer Kernthemen gewesen, so Braun. "Wir lassen uns jetzt nicht unterkriegen und haben kompetente Menschen im zukünftigen Gemeinderat", betont er.

Selbst Wahlsieger Mathias Kern hat sein gutes Abschneiden überrascht, er hatte mit einer Stichwahl gerechnet. Offensichtlich sei der Wunsch innerhalb der Bevölkerung nach einem Wechsel groß gewesen, zwei Drittel der Wähler wollten eine Veränderung und nur ein Drittel ein "weiter so", bilanziert Kern, dessen Gruppierung "Wir" nun mit fünf Sitzen im Gemeinderat an die Arbeit gehen kann.

© SZ vom 19.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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