Kommentar "Radbegehren Freising":Votum ohne Zwischentöne

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Das Begehren folgt dem klaren Tenor: Fahrradstadt Freising - ja oder nein? Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich Freising entscheidet.

Von Thilo Schröder

Dass die Rad fahrenden Freisinger, zumindest Teile von ihnen, irgendwann aufbegehren würden, war nach allem, was das Radbegehren im nahen München bewegt hat, abzusehen. Dass der Ausbau des Radwegenetzes dabei auch in Freising im Zentrum stehen würde, ebenfalls. Und dass der "Radentscheid Freising" polarisieren wird, dürfte programmiert sein. Genauso dürfte aber nun jedem Stadtrats- und Kreistagskandidaten klar sein: Vor den Radlern und einem zukunftsorientierten Verkehrskonzept für die Kreisstadt kann sich keiner mehr verstecken.

Dass die Initiatoren mit ihrem Radbegehren knapp zwei Monate vor den Kommunalwahlen aufwarten, darf zu Recht als taktisch motiviert bewertet werden. Nie war wohl die Stimmung in der Stadt bei diesem Thema so innovationsfreundlich, angesichts der seit Monaten währenden Demonstrationen für mehr politisches Handeln. Nie waren die Voraussetzungen günstiger, um einen radikalen Umbau der Verkehrsstrukturen ins Herz der kommunalpolitischen Agenda zu verpflanzen. Dass der Stadtrat am Tag nach dem Radbegehren-Auftakt darüber abstimmte, den Klimanotstand auszurufen, passt da ins Bild.

Die Debatte um den Umbau der Kammergasse hat gezeigt, wie polarisiert der Diskurs in Freising ist

Die hitzigen Wortgefechte um einen möglichen Umbau der Kammergasse zur teil-fahrradfreundlichen Trasse haben es zuletzt aber wieder gezeigt: Freising und das Fahrrad, das ist in vielerlei Hinsicht eine Beziehung mit zwei Extremen. Auf der einen Seite stehen notorische Autoverfechter, die für einen Fahrradstreifen mehr auf gar keinen Fall auf eigene Fahrspuren verzichten wollen, auf der anderen Seite Fahrradenthusiasten, die den Traum von einer autofreien Innenstadt realisiert sehen möchten.

Natürlich gibt es auch Zwischentöne. Etwa von jenen, die auf Umgehungsstraßen und Möglichkeiten zum innenstadtnahen Umstieg vom Auto auf den ÖPNV setzen. Doch das Radbegehren kennt keine solchen Zwischentöne. Es folgt dem klaren Tenor: Fahrradstadt Freising - ja oder nein? Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die Freisinger angesichts dieses Fundamentalvotums entscheiden.

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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