Kinder und falsche Ernährung:"Das Risiko lautet: Gewichtszunahme"

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Immer mehr Kinder haben Probleme mit Übergewicht, weiß Ernährungsberaterin Nicole Ertl - und erklärt, welche Rolle dabei das Frühstück spielt.

Caroline Ischinger

Morgenstund' hat Gold im Mund", heißt es so schön. Doch zahlreiche Kinder-Münder bekommen zur Frühstückszeit offenbar nichts zu beißen. Eine Umfrage hat ergeben, dass etwa die Hälfte der Zehn- bis 21-Jährigen nie oder nur selten frühstückt. SZ-Mitarbeiterin Caroline Ischinger hat sich von der Ernährungsberaterin Nicole Ertl aus Freising erklären lassen, warum das zu Übergewicht führen kann und was morgens auf den Frühstückstisch gehört.

SZ: Beobachten Sie auch in ihrer Praxis, dass es immer mehr übergewichtige Kinder gibt?

Nicole Ertl: Kinder kommen vor allem wegen Allergien gegen bestimmte Lebensmittel zu mir. Aber ich betreue auch übergewichtige Kinder, in der Regel von der fünften oder sechsten Klasse an. Dass es mehr "dicke" Kinder gibt, ist mir vor allem beim Kinderturnen im Sportverein extrem aufgefallen. Ich habe dort selber früher geturnt. Im Vergleich zu damals gibt es da schon mehr Kinder mit Übergewicht.

SZ: Eine Umfrage einer Krankenkasse hat jetzt ergeben, dass 50 Prozent der befragten Schüler zwischen zehn und 21 Jahren nie oder nur an einigen Tagen frühstücken. Warum ist das denn eigentlich ein Problem?

Ertl: Wer morgens nicht frühstückt, startet nach der Nacht mit leeren Energiespeichern in den Tag. Das ist ein Problem, weil man ja lernen oder arbeiten will. Für den Körper ist es aufwendig, aus den Energie-Reserven zu schöpfen. Deshalb tendiert man dazu, die Energie-Lücke mit unpassenden Lebensmitteln aufzufüllen. Das Risiko lautet dann Gewichtszunahme.

SZ: Aber man hat doch eigentlich eine Mahlzeit weniger zu sich genommen?

Ertl: Die Kalorien, die man morgens streicht, fallen nicht wirklich weg. Die meisten Menschen essen - meist unbewusst - im weiteren Verlauf des Tages dann mehr, oder sie greifen auf Erfrischungsgetränke wie Cola zurück. Dann ist das Frühstück, was die Kalorien betrifft, schnell wieder drin. Erwachsenen-Studien haben gezeigt, dass Menschen, die morgens nichts essen im Laufe des Tages etwa zehn Prozent mehr Energie aufnehmen. Das gilt wohl auch für Kinder: Gerade Schüler, die nicht gefrühstückt haben, weichen gern auf süße Sachen vom Pausenkiosk aus. Zucker liefert eben schnell Energie. Der Blutzuckerspiegel steigt rasch an, aber man bekommt auch schneller wieder Hunger. Das ist ein Teufelskreis.

SZ: Was gehört auf den Frühstückstisch?

Ertl: Für ein ausgewogenes Frühstück braucht man vier Sachen: Ein Vollkornprodukt (Brot, Müsli, Haferflocken) gehört dazu, ein Milchprodukt (zum Beispiel Joghurt oder ein Glas Vollmilch), ein Stück Obst oder Gemüse (wahlweise auch Saft) und natürlich Getränke. Für Kinder eignet sich Wasser oder Tee. Erwachsene können auch Kaffee trinken.

SZ: Was sollen Eltern denn machen, wenn ihr Kind partout nicht frühstücken will?

Ertl: Es gibt natürlich Kinder, die morgens einfach kein Frühstück runter kriegen. Vielleicht geht aber ein Stück Obst oder wenigstens ein Glas Milch. Ansonsten sollten die Eltern schauen, dass sie die Zutaten für ein ausgewogenes Frühstück dann im Pausenbrot unterbringen. Geld sollte man seinen Kindern für die Pause nicht unbedingt mitgeben - es sei denn, man kann sicher sein, dass es für eine Vollkornsemmel mit Käse und Tomate ausgegeben wird.

© SZ vom 31.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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