Freisinger Impfzentrum:Container gegen kalten Füße

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Wer sich impfen lassen will, der soll nicht vorher lang in der Kälte stehen. Darum rüstet das Landratsamt einen Container zum Wartezimmer aus. (Foto: Landratsamt)

Mobile Anlagen vor dem ehemaligen Stabsgebäude der Steinkaserne soll dafür sorgen, dass die Wartenden am Eingang nicht mehr frieren. Bis die aktuell priorisierte Gruppe der über 80-Jährigen durchgeimpft ist, dauert es laut Landratsamt noch Wochen.

Von Peter Becker, Freising

Wer derzeit vor dem Freisinger Impfzentrum auf seine Anticorona-Spritze wartet, riskiert nicht nur kalte Füße, sondern bei dem nasskalten Wetter auch einen Schnupfen. Damit es nicht so weit kommt, hat das Freisinger Landratsamt auf diese Situation reagiert und einen Container für die Wartenden aufgestellt. Ein wenig dauert es noch, bis die Impfwilligen diesen nutzen können. Das Landratsamt lässt aktuell noch eine Heizung einbauen. Der Container befinde sich direkt am Eingang und biete Platz für fünf bis sechs Personen, beschreibt Landratsamt-Pressesprecherin Eva Zimmerhof. Sie appelliert aber an diejenigen, die zur Impfung geladen sind, wirklich erst fünf Minuten vor ihrem Termin zu kommen.

Dass das vollkommen ausreichend ist, demonstriert Zimmerhof am Beispiel eines Mannes, der von einem Team des Bayerischen Rundfunks begleitet wurde. Der sei fünf Minuten vor seinem Termin gekommen und sei dann zügig an die Reihe gekommen. "Dann staut sich nichts", sagt Zimmerhof mit Verweis auf mögliche Warteschlangen. Das Team des Bayerischen Roten Kreuzes habe das "top durchgetaktet". Es unterhalte ein Callcenter, sichte Briefe und E-Mails und vergebe dann die Termine.

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Es gibt Überlegungen, die Telefonnummer des Impfzentrums vom Netz zu nehmen und Anrufer umzuleiten

Eigentlich hatte es das Landratsamt nicht geplant, eine Hotline zu schalten, bei der Impfwillige Informationen einholen könnten. "Die wäre in die Knie gegangen", nennt Robert Stangl, Pressesprecher des Freisinger Landratsamts, den Grund dafür. Das bayerische Gesundheitsministerium hat die Behörde allerdings in die Bredouille gebracht. Es listet im Internet die Impfzentren im Freistaat auf, nebst den zugehörigen Telefonnummern. Kein Wunder also, dass ständig Anrufe beim Impfzentrum eingingen und ein Anrufbeantworter geschaltet werden musste. Derzeit gibt es laut Stangl Überlegungen, diesen wieder vom Netz zunehmen und die Anrufer direkt ins Callcenter des Bayerischen Roten Kreuzes umzuleiten.

Seit einigen Tagen ist es möglich, sich unter der Internetadresse www.impfzentren.bayern auf eine Warteliste setzen zu lassen. Landratsamtspressesprecherin Zimmerhof rät aber davon ab, denn aktuell würden dort keine Termine vergeben. Das liegt an einer Schwäche der Software. Diese sortiert die impfwillige Personen zwar nach dem Alter, priorisiert allerdings nicht nach etwaigen Vorerkrankungen, die einen rascheren Termin rechtfertigten.

Die Onlineregistrierung bereitet Probleme, viele über 80-Jährige haben keinen Internetanschluss

Ohnehin hat das Landratsamt sämtliche über 80-Jährige im Landkreis angeschrieben, die aufgrund ihrer Priorisierung zum aktuellen Impfzyklus zählen. Bis diese durchgeimpft seien, dauere es noch ein paar Wochen, sagt Zimmerhof. 2300 Personen hätten sich nach aktuellem Stand der Dinge dem Pieks gegen das Coronavirus ausgesetzt.

Eine weitere Schwierigkeit ist im Zusammenhang der Onlineregistrierung aufgetaucht. Viele über 80-Jährige haben nämliche keinen Internetanschluss oder einen eigenen E-Mail-Account. Der müsste erst angelegt werden. Denn das Callcenter des Bayerischen Roten Kreuzes braucht eine Adresse, um Informationen sammeln oder Rückfragen stellen zu können. Unter diesen Umständen hilft es dann wenig, wenn Angehörige ihren Account zur Verfügung stellen. Sie könnten zwar für ihren Verwandten einen anlegen, doch müsste dann gewährleistet sein, dass dieser seinen E-Mail-Eingang regelmäßig kontrolliert und beantwortet.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Rechts hinter dem Eingang geht es in den Aufnahmeraum zur Anmeldung. Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen erklären hier das weitere Vorgehen und vereinbaren auch gleich den Termin für die nötige zweite Impfung.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Im Wartezimmer stehen sechs ordentlich aufgereihte Stühle bereit. Ein Bildschirm, über den aktuelle Informationen zu Corona flimmern, verkürzt die Wartezeit.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Vor dem endgültigen Piekser muss mit einem Arzt in einem abgetrennten Bereich noch einmal ein ausführliches Impfberatungsgespräch geführt werden. Viele Ärzte haben sich bereits freiwillig für diese Aufgabe gemeldet.

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(Foto: Marco Einfeldt)

In den Impfzimmern stehen sämtliche Utensilien für die Impfungen bereits parat - mit Ausnahme des Impfstoffs natürlich. Wer möchte, kann sich liegend impfen lassen.

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(Foto: Marco Einfeldt)

In einem Ruheraum sollen sich die frisch Geimpften noch für 30 Minuten unter Beobachtung aufhalten. Falls tatsächlich jemand eine bedrohliche allergische Reaktion zeigen sollte, kann ihm hier sofort geholfen werden. Der erste-Hilfe-Raum ist direkt nebenan.

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(Foto: Marco Einfeldt)

An diesem Schalter kann man sich nach abgeschlossener Prozedur schließlich seinen Impfpass abholen, den man bei der Anmeldung abgegeben hatte.

Die Bauarbeiten im Stabsgebäude gehen weiter, die Verwaltung des Impfzentrums soll im ersten Stock einziehen

Für andere Angehörige von Priorisierungsgruppen macht es noch keinen Sinn, sich anzumelden. Als nächstes wären die über 70-Jährigen an der Reihe. "Wir als Landratsamt gehen wahrscheinlich aktiv auf die nächsten Gruppen zu", betont Zimmerhof. Das heißt, die Betroffenen bekommen Post von der Behörde, in der sie darüber informiert werden, dass sie sich für die Impfung anmelden können.

Der Container am Eingangsbereich des Impfzentrums ist nicht die einzige Baumaßnahme, die das Landratsamt in die Wege geleitet hat. Wie die Behörde im Vorfeld ankündigte, gehen die Bauarbeiten dort weiter. Betroffen ist diesmal die erste Etage des ehemaligen Stabsgebäudes der Steinkaserne. Dort machen Arbeiter die Räume auf dieser Etage bezugsfertig. Die Verwaltung des Impfzentrums soll dort einziehen, damit im Erdgeschoss mehr Platz für die Menschen zur Verfügung steht, die auf ihre Spritze warten. Denn den über 80-Jährigen, die bisweilen schlecht zu Fuß sind, wolle man das Treppensteigen nicht zumuten, sagt Zimmerhof.

© SZ vom 15.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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