Halbergmoos:Trinkwasser und Ärzte für Pakistan

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In Süden Pakistans kümmert sich der Hallbergmooser Verein Navis um Flutopfer - die Hilfsaktion läuft auf Hochtouren. Ein im Flüchtlingslager geborenes Mädchen trägt nun den Namen seiner Freisinger Geburtshelferin: Bianca.

Caroline Ischinger

Der Hilfseinsatz des Hallbergmooser Vereins Navis für die Flutopfer im Süden Pakistans läuft auf Hochtouren. Am Einsatzort haben drei Techniker, drei Ärzte, ein Rettungsassistent und zwei Krankenschwestern mit bis zu 300 Patienten pro Tag alle Hände voll zu tun. Die medizinischen Hilfsgüter sind im Camp in der Nähe von Multan angekommen, mit der Patientenversorgung konnte vergangene Woche begonnen werden.

Kümmern sich vor allem auch um pakistanische Kinder, die am schlimmsten unter der Flutkatastrophe leiden. Die Mitarbeiter des Halbergmooser Vereins Navis. (Foto: Navis)

Der gesundheitliche Zustand der Menschen sei schlimm, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Am schlimmsten litten die Kinder, besonders die Allerkleinsten. Sie seien dehydriert, weil sie von ihren Müttern nicht mehr gestillt werden können, heißt es weiter, und apathisch.

Einige der Kinder weinten nicht mal mehr. Wegen der schlechten hygienischen Verhältnisse durch die Flutkatastrophe seien vorwiegend Infektionen zu behandeln, berichtet der derzeitige Einsatzleiter Christoph Würtinger, Arzt aus Deggendorf, am Satellitentelefon.

Am Montag wurde im Camp ein Mädchen geboren, das nun den Namen "Bianca" trägt - nach der Krankenschwester Bianca Füssl, die sonst in der Intensivstation des Klinikum Freising arbeitet. Dies sei eine große Ehre für das Team, sagt Navis-Sprecherin Tanja Voges. An einem dreijährigen Jungen, der einen Abszess am Hinterkopf hatte, nahmen Navis-Mitarbeiter einen chirurgischen Eingriff vor.

Für Männer und Frauen wurden getrennte Behandlungsräume aufgebaut. Untersuchungen, Diagnosen und Behandlungen fänden bei voll bekleideten Patienten statt, was die Arbeit nicht erleichtere, heißt es in der Mitteilung. Nur in besonderen Fällen dürften bei Patientinnen Männer als Spezialisten hinzugezogen werden, sagt Einsatzleiter Würtinger. Man könne aber durch die Abtrennungsplanen hindurch über die Fälle beraten. "Wir kommen eigentlich gut zurecht", sagt der Arzt.

Auch die Navis-Trinkwasseranlage ist mittlerweile in Betrieb. Sie kann bis zu 600 Liter Wasser pro Stunde aufbereiten. Die Anlage steht auf dem Gelände des Landhauses einer wohlhabenden Familie. Das Haus wurde dem Navis-Team als Unterkunft und zur Behandlung von Patienten zur Verfügung gestellt.

Eine weitere Trinkwasseranlage, die von der Firma Südchemie gespendet wurde, sowie ein geschulter Mitarbeiter des Unternehmens aus Südafrika sind ebenfalls eingetroffen. Diese zweite Anlage liefert nun auf einem zentralen Platz in der Nähe von vier Moscheen stündlich 1500 Liter Wasser. Das Einzugsgebiet umfasst etwa 25000 Einwohner. Nach und nach werden sechs Einheimische in die Handhabung der Anlage eingewiesen.

Die klimatischen Bedingungen im Süden Pakistans machen dem Navis-Team zu schaffen. Die hohe Luftfeuchtigkeit "strengt wahnsinnig an", klagt Würtinger. Die Gruppe fühle sich jedoch sicher. Das Gelände, auf dem die Navis-Mitglieder wohnen, wird bewacht und ist von einer Mauer umgeben.

Würtinger berichtet von einer "wahnsinnig freundlichen Bevölkerung". Das negative Bild, das über Pakistan in der Berichterstattung vorherrsche, müsse man revidieren. Auch Stephan Zobel und Walter Unger vom Erkundungsteam erlebten sehr viel Herzlichkeit seitens der Bevölkerung: "Sie haben nichts und das teilen sie", sagte Feuerwehrmann Zobel aus Goldach nach seiner Rückkehr.

Jeder Navis-Helfer bleibt maximal zwei Wochen in Pakistan, die An- und Abreise erfolgt überlappend. Das nächste "Ablöseteam" bricht heute nach Pakistan auf. Es ist geplant, ein Krankenhaus in der Gegend langfristig zu unterstützen, wenn der Einsatz beendet ist. Hierfür bittet die Hilfsorganisation, die nach dem Tsunami 2004 aus den Reihen der Flughafenfeuerwehr gegründet wurde und im Januar dieses Jahres in Haiti half, dringend um Spenden (Stadt und Kreissparkasse Moosburg, Kontonummer 414000 BLZ 743 517 40 oder HypoVereinbank München, Kontonummer 658507850, BLZ 70020270).

© SZ vom 08.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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