Kultur in Freising:Drei Haifische auf Tour

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Die Freisinger Band "Haifisch" mit (von links) Stephan Treutter, Norbert Bürger und Martin Wildfeuer ist mit von der Partie. (Foto: privat)

Norbert Bürger, Stephan Treutter und Martin Wildfeuer stellen die erste CD ihrer im Lockdown gegründeten Band vor und geben mehrere Konzerte. Die Songs sind eine musikalische Reise durch die vergangenen Jahrzehnte.

Von Petra Schnirch, Freising

Die erste Schockstarre zu Beginn der Pandemie hatte Norbert Bürger schnell überwunden. Die Zwangspause in den eigenen vier Wänden nutzte der Freisinger Kabarettist und Musiker, um neue Songs zu schreiben. In nur zwei Monaten entstanden 25 Lieder, daraus entwickelte sich sein neuestes Projekt, die Haifisch-Band. Das sind: Norbert Bürger (Gitarre, Gesang), Stephan Treutter (Drums und Gesang) und Martin Wildfeuer (Bass und Gesang). An diesem Samstag erscheint die erste CD und ein Youtube-Video geht online. Am Samstag, 5. November, findet das Release-Konzert im Freisinger Lindenkeller statt. Weitere Auftritte folgen.

Der Titel des Albums ist vieldeutig: "Everything is possible", alles ist möglich, selbst in einem Lockdown. Ein "kreativer Fluss" habe ihn in dieser Zeit gerettet, erzählt Bürger. Als die Cafés wieder öffnen durften, traf er Stefan Treutter und gewann ihn für die neue Band, als dritter Haifisch stieß Martin Wildfeuer dazu. Gemeinsam mit Treutter spielte er bereits in der legendären Freisinger Funk-Rock-Band Schein.

Sichtlich Spaß haben die drei Musiker (v. l.) Martin Wildfeuer, Stephan Treutter und Norbert Bürger bei ihrem neuen Band-Projekt. (Foto: Claudia Bauer)

Während des zweiten, noch längeren Lockdowns probten die Haifisch-Freunde, "wir sind richtig zur Band gewachsen", es sei ein eigener Sound entstanden, erzählt Bürger. Anfang 2022, als das öffentliche Leben wegen Corona erneut einen Gang zurückgeschaltet wurde, nahmen die drei Musiker in den Farm-Studios in Attaching das Album auf und drehten den Video-Clip. Es ist ein rein Freisinger Projekt. Das Stimm-Coaching beispielsweise übernahm Sängerin Julia Schröter.

Musikalisch sei das Album eine Reise durch die vergangenen Jahrzehnte und verschiedene Genres, eine "Fusion" der Einflüsse, die ihn seit den Siebzigern geprägt haben, sagt Bürger. "Musik ist mein Ding, da komm ich her." Vor der Pandemie stand er vor allem als Kabarettist auf der Bühne, mit seinem Soloprogramm als "Bürger from the Hell" oder mit dem Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft - und das sehr erfolgreich. 2016 wurde er mit dem Passauer Scharfrichterbeil ausgezeichnet. Mit Ausnahme seiner Fernseh-Engagements hat er vorerst aber keine weiteren Kabarett-Pläne. "Immer lustig sein zu müssen, ist furchtbar", meint Bürger.

"Wenn sich der Kopf einschaltet, ist pure Musik nicht möglich"

Nach der Premiere wollen die Haifische erst mal auf eine kleine Tour gehen. Wie ist der Bandname eigentlich entstanden? "Das war einfach klar, dass die Band so heißt", sagt Bürger dazu, so genau kann er das gar nicht erklären. Auch die Kompositionen seien aus ihm herausgeflossen. In Phasen, in denen sich der Kopf einschaltet, "ist pure Musik nicht möglich". "Everything is possible" sei sein bisher rockigstes und auch poppigstes Album, zu erkennen seien verschiedenste stilistische Einflüsse, etwa von Frank Zappa, Pink Floyd oder auch Jimi Hendrix.

Die Vorfreude auf das Konzert im Lindenkeller ist bei den Musikern groß. Zwar gab es zuletzt keinen Lockdown mehr und auch keine Auflagen, dennoch seien viele Veranstalter noch sehr vorsichtig, sagt Norbert Bürger. Er hofft, dass sich das bald ändert und auch die Leute wieder zu Konzerten kommen, in der Szene sei einiges kaputt gegangen in den vergangenen zweieinhalb Jahren. "Es muss jetzt wieder aufwärts gehen."

Norbert Bürger hofft, dass die Live-Kultur wieder aufblüht

Er selbst sei relativ gut durch die Pandemie-Zeit gekommen, sagt der Musiker und Kabarettist. Zum einen habe er 2019 sehr viel gemacht, "fast zu viel", und gut verdient, zum anderen erhielt er in der Krise Soloselbständigenhilfe. Die Unterstützung sei aber nicht bei allen Künstlerinnen und Künstlern angekommen - etwa wenn sie sich 2019 gerade in einer Planungsphase befanden. "Das System hatte da ein totales Leck." Dass für die Pandemie-Jahre Gema-Einnahmen weitgehend ausfallen, wird aber wohl auch Bürger noch treffen.

Der Musiker hofft, "dass die Live-Kultur wieder aufblüht". Was in Freising aber nach wie vor fehle, kritisiert er, seien kleine Bühnen, auf denen sich junge Künstler ausprobieren und entwickeln können. Der Lindenkeller sei toll, der Sprung dorthin allerdings nicht einfach. Auch von der Stadt wünscht er sich hier mehr Engagement, der Karlwirt beispielsweise stehe sei mittlerweile 15 Jahren leer. "Da müsste der OB längst einmal anrufen."

Die CD "Everything is possible" kann unter www.haifisch-band.de bestellt werden, der Video-Clip ist von diesem Samstag an, 18 Uhr, auf Youtube zu sehen. Tickets für das Konzert im Lindenkeller am Samstag, 5. November, gibt es in der Touristinformation der Stadt Freising am Rindermarkt 20 oder online unter www.lindenkeller-live.de . Weitere Konzerte finden am Donnerstag, 3. November, im Raven in Straubing statt, am Sonntag, 4. Dezember, im Jazzclub im Leeren Beutel in Regensburg sowie am Donnerstag, 26. Januar, im Alten Kino in Ebersberg.

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