Reinhold Reck (ÖDP):Für eine "enkel-taugliche Politik"

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"Wir brauchen mehr Politik aus der Mitte des Volkes heraus", sagt ÖDP-Kandidat Reinhold Reck. (Foto: Joerg Koch)

Reinhold Reck gestaltet das ÖDP-Programm auf Bundesebene mit.

Von Tobias Weiskopf, Freising

"Den perfekten Politiker gibt's natürlich nicht", sagt Reinhold Reck. Dennoch hat der 58-jährige ÖDP-Direktkandidat klare Vorstellungen, was einen guten Politiker ausmacht. Er sollte auf der einen Seite authentisch sein, Seriosität verkörpern und auf die Leute zugehen. Auf der anderen Seite ein Herz für öffentliche Belange haben, seinen Fokus aufs Gemeinwohl legen und sein Denken und Handeln stark an der Zukunft orientieren. Denn: "Wir brauchen enkel-taugliche Politik", sagt der ÖDP-Politiker. Und das hat er sich für die Bundestagswahl zum Ziel gesetzt.

Reck ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Seine Frau ist Schweizerin, so habe er als Verfechter von mehr direktdemokratischen Verfahren auch persönlich einen guten Draht zu dem Land, das er in diesem Punkt als Vorbild sieht. Denn der Ökologe engagiert sich schon lange über seine politische Karriere hinaus als Mitglied im Verein "Mehr Demokratie". "Wir brauchen mehr Politik aus der Mitte des Volkes heraus", sagt der ÖDP-Direktkandidat. Ein dreistufiges Verfahren mit Volksinitiative, Volksbegehren und schließlich Volksentscheiden sei eine gute Ergänzung, ein Korrektiv, zu den bisherigen Organen. Dies sei sicherlich eines seiner wichtigsten Motive, sich politisch zu engagieren.

Wegen der Familienpolitik habe er sich gegen die Grünen entschieden

"Gletscher, Pole, Meere - da gibt's viel zu tun", stellt der Politiker klar, "da wollte ich nicht mehr einfach nur zuschauen!" Deshalb habe er sich 2008 ein paar Parteien angesehen, die in Frage kamen und ist letztendlich der ÖDP beigetreten. Wegen der Familienpolitik habe er sich gegen die Grünen und somit auch "gegen die Machtoption" - also die Möglichkeit, politisch mehr zu gestalten - entschieden.

Schon früh wurde der gebürtige Franke, der auf einer kleinen Landwirtschaft im Landkreis Forchheim aufgewachsen ist, durch seinen Vater, einen "engagierten Kommunalpolitiker", geprägt. Politisches Interesse hatt er deshalb schon immer. Zunächst startete er mit einem Jura-Studium, wechselte jedoch zur Theologie und kam beruflich im Dienst der Kirche nach Freising. Für die ÖDP engagiert sich Reck nicht nur auf kommunaler Ebene sondern auch als Vorsitzender der Bundesprogrammkommission. Basis seiner politischen Haltung ist das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung: Eine gesunde Ökonomie auf Basis der Ökologie zusammen mit sozialer Nachhaltigkeit. Zwölf Tonnen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß pro Person sei deutlich zu viel, dies müsse eingedämmt werden, fordert er. Daher hat Reck auch kein Verständnis für die dritte Startbahn, denn "unsere Region boomt eh schon". Die Menschen in München und Freising könnten wegen der hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere der stark steigenden Mieten, kaum leben. Es gebe klaren Handlungsbedarf.

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Zentrale Probleme, die es zu lösen gibt, sind für ihn vor allem aber auch Rüstungsexporte in alle Welt, die für Konflikte und Fluchtbewegungen auf unserem Planeten sorgen, sowie die ungleiche Vermögensverteilung. Deshalb findet der ÖDP-Politiker, es müsse eine wirksame Erbschaftssteuer - die in der bayerischen Verfassung zwar vorgesehen sei, aber durch Bundesrecht ausgehebelt werde - eingeführt werden. Es sei eine Frage der Gerechtigkeit, die auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich zu schließen. Auch die Nato-Mandate, wie im Kosovo-Krieg, sieht Reck kritisch, sie störten den langfristigen Frieden auf Erden. Blauhelm-Einsätze wiederum begrüßt er.

"Ich habe mich über die Jubel-Rufe bei den Flüchtlingen gefragt, was es da zu feiern gibt", sagt der Ökologe, denn die Massen kämen "nicht aus eigener Laune". Insbesondere als die Stimmung gekippt sei nach der Kölner Silvester-Nacht, sei die Tragik zur Geltung gekommen. Hier spricht der 58-Jährige aus dem großen Erfahrungsschatz seiner aktuellen Tätigkeit beim Landratsamt als Asyl-Sozialberater. Man könne Migrationsbewegungen durch Gesetze, Zäune und Rücknahmeabkommen vielleicht bremsen, aber letztendlich nicht aufhalten. Dazu brauche es schon grundlegende Reformen deutscher Außenpolitik. "Was die Grünen propagieren, wollen wir", sagt Reck.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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