Freisinger Dom:Magischer Ort mit neuer Strahlkraft

Lesezeit: 3 min

Aktuell kein Raum für Andachten: Die Krypta im Freisinger Dom wird derzeit renoviert, Domrektor Marc-Aeilko Aris ist eng in die Planungen eingebunden. (Foto: Marco Einfeldt)

Krypta und Maximilianskapelle werden gerade renoviert und vom Ruß befreit. Bis zur Landesausstellung 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein - ein sportlicher Zeitplan.

Von Petra Schnirch, Freising

Wenn die Besucherinnen und Besucher 2024 zur Landesausstellung "1300 Jahre Heiliger Korbinian in Freising" auf den Domberg strömen, soll sich der natürlich ansprechend präsentieren. Ganz gelingen wird das nicht, weil neben dem Kardinal-Döpfner-Haus nach dem Abriss des ehemaligen Priesterseminars nach wie vor eine große Lücke klafft. Das Diözesanmuseum aber ist bereits in neuem Glanz wiedereröffnet worden, und im Dom werden derzeit Krypta und Maximilianskapelle renoviert.

Vor allem die romanische Krypta ist für das Restauratoren-Team eine Herausforderung. Optisch wird sich gar nicht so viel ändern. Der Raumeindruck dürfte danach dennoch ein völlig anderer sein, wenn die Reinigung abgeschlossen und der schwarz-graue Ruß einmal ganz von den Wänden entfernt ist. Eine schwierige Entscheidung ist, welcher Zustand der 1159 bis 1161 erbauten Krypta bei der Renovierung zu Grunde gelegt wird, denn es waren immer wieder Änderungen vorgenommen worden, auch noch in den vergangenen Jahrzehnten. Nicht alle waren von Vorteil. "Die Sockel waren wie ein Pappkarton verputzt", schildert Angelika Porst, die die Fachbauleitung inne hat.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Man sollte zurück zu einem geschlossenen Raumeindruck finden, der sich historisch verantworten lässt, sagt Domrektor Marc Aeilko-Aris bei einem Rundgang. Die Eingriffe werden nicht sehr groß sein. Er ist eng in die Planungen eingebunden, bei regelmäßigen Treffen diskutieren Fachleute und Denkmalschützer über die nächsten Schritte. "Ich höre gern auf guten Rat", sagt Aris. Angelika Porst schätzt es in der Diskussion aber auch, dass der Domrektor klare Vorstellungen hat. Hinauslaufen wird es auf den Versuch, die älteste, komplett rekonstruierte Fassung wieder herzustellen. Dafür wird wohl der Zustand der Fünfzigerjahre des zurückliegenden Jahrhunderts herangezogen. Denn es gebe Grenzen der historischen Forschung, sagt Angelika Porst.

Ruß aus der Krypta hat auch die Maximilianskapelle beeinträchtigt. Restaurator Wolfgang Fritz bei der Feuchtreinigung des Deckenbildes. (Foto: Marco Einfeldt)

Ganz anders sieht das bei der Maximilianskapelle hinter der Krypta aus. Sie ist aus einem Guss, erbaut 1710 durch Fürstbischof Johann Franz Eckher von Karpfing und erhält nun ihre ursprüngliche Farbigkeit zurück. Den Blick nach oben verstellt derzeit ein Gerüst, doch die zarten Farben im unteren Bereich der Säulen, die eine Marmorierung vorgibt, erlaubt bereits einen ersten Einblick. Die "diskrete, sehr zarte Farbigkeit" werde wieder hergestellt, sagt Aris und zeigt sich begeistert über die bereits sichtbaren Ergebnisse. "Ich genieße es, ich finde es herrlich." Der Ruß der Kerzen aus der Krypta hatte einen dunklen Schleier auch über die Kapelle gelegt. "Da war alles rabenschwarz." In der Mitte des Raums soll laut Aris künftig der Korbiniansschrein stehen, so dass man um ihn herumgehen kann. In kleinem Kreis könne man dort dann auch Gottesdienste feiern, in einem Andachtsraum, der an die Anfänge des Christentums in Bayern erinnert.

Die Arbeiten seien die Vollendung der großen Dom-Renovierung von 2006, sagt der Domrektor. Sie haben lange auf sich warten lassen, die bevorstehende Landesausstellung hat nun den entscheidenden Schwung gebracht, aber auch großen Druck. Denn eine Fertigstellung bis Anfang 2024 ist sportlich, wie Angelika Porst durchblicken lässt.

Ein Detail, über das "heiß diskutiert" wird, ist die neue Lichtführung in der Krypta. Sie soll den Gesamteindruck nicht völlig verändern, aber es dürfte deutlich heller werden in dem düsteren Raum mit der einzigartigen Bestiensäule. Nicht mehr aufgebaut wird womöglich das martialisch wirkende Zinngitter, das bisher den Heiligen Lantpert schützte. Es erinnert an eine überdimensionale Dornenkrone. Mit seinen Spitzen stelle es aber selbst eine Gefahr da, gerade für Kinder, sagt Aris. Einen festen Platz bekommt in der Krypta wieder der Heilige Nonnosus, "der Heilige der Dom-Gymnasiasten", wie Aris sagt.

Schäden in der Krypta werden ausgebessert, der Putz wird erneuert. (Foto: Marco Einfeldt)
Folien schützen die kostbaren romanischen Säulen vor Staub. (Foto: Johannes Simon)
Ob das alte, etwas martialisch wirkende Gitter auch künftig den Heiligen Lantpert schützen wird, steht noch nicht fest. Vermutlich eher nicht. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Beschädigungen an Wand und Gewölbe werden ausgebessert, der Putz wiederhergestellt. Die Elektroleitungen sind ausgebaut und werden erneuert, Altäre und Heiligenfiguren abgebaut. Die Renovierung bot die Möglichkeit, Proben aus den Putzschichten zu entnehmen und untersuchen zu lassen. Sie erzählen Geschichte. Und geben, ebenso wie die Architektur, einige Rätsel auf. Die Wand-Profile in der Krypta beispielsweise deuten für Porst darauf hin, dass dies womöglich mal eine Fassade war und kein Innenraum. Die Fachleute seien mit "großer Identifikation und großem Einsatz" am Werk, lobt Aris. Vor allem im Winter seien die Arbeitsbedingungen schwierig, denn es sei ein "Kältesee".

Ob man künftig in der neu renovierten Krypta wieder Kerzen anzünden darf? Vielleicht weniger stark rußende, sagt Aris. "Die Menschen gehen gern dorthin", diese religiösen Bedürfnisse "wollen wir nicht stören". Im Freisinger Dom zu arbeiten, sei schon etwas Besonderes, meint Angelika Porst noch, bevor sie weiter muss. "Aber es wäre schon schön, wenn wir etwas mehr Zeiten hätten." Die Besucher der Landesausstellung können sich schon auf die renovierte Krypta freuen. "Viele Leute", sagt Aris, "verstehen diesen Ort als magischen Ort".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Diözesanmuseum Freising
:Die Engel sind mitten unter uns

Die belgische Künstlerin Berlinde De Bruyckere thematisiert in einer Sonderausstellung die Verletzlichkeit von Mensch und Natur. Gleichzeitig vermittelt sie, in der Tradition der christlichen Heilsgeschichte, Hoffnung und Werte wie Mitgefühl.

Von Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: