Freising:Welle der Empörung im Netz

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Benno Zierer hat es nach einem umstrittenen Facebook-Post nicht leicht. (Foto: Marco Einfeldt)

Umstrittener Facebook-Post des Landtagsabgeordneten Benno Zierer sorgt für einigen Wirbel.

Von Kerstin Vogel, Freising

Für eine Welle der Empörung hat der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Benno Zierer, mit einem Text gesorgt, den er am Sonntag auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat. Der Post liest sich wie die klassischen Texte neurechter Medien im Netz: Mehr schlecht als recht getarnt als Satire, wird latent islamfeindlich und den Klimawandel leugnend gegen die Grünen und eine von ihnen zu verantwortende armselige Zukunft polemisiert. Das Feindbild ist klar, die Botschaft in der kürzest möglichen Zusammenfassung auch: Wer die wählt, kriegt Wölfe, die Kinder fressen, den Muezzin, der die Gläubigen zum Gebet ruft, er hat nachts keinen Strom mehr, dafür ziehen marodierende Banden durch die Stadt - und irgendwo geht es in all dem Sermon auch noch gegen Veganer und Geschlechtergerechtigkeit.

Die Reaktionen der Netzgemeinde ließen nicht lange auf sich warten: Von "schlechtem Geschmack" und Populismus ist in den Kommentaren die Rede, Zierer fische jetzt am rechten Rand, schreibt einer, ein anderer vermutet gar, der Abgeordnete habe "das falsche Kraut geraucht". Tatsächlich - und auch darauf wird hingewiesen - stammt der Text im Original gar nicht von Zierer, sondern wurde beispielsweise auf der Seite "MMnews" im Internet veröffentlicht, deren Betreiber Michael Mross dem rechten Rand zugeordnet wird. Geteilt wurde der Text unter anderem von der AfD Wismar - all das aber will Zierer gar nicht gewusst haben, auch nicht, dass er die Quelle hätte angeben müssen. Ihm sei das Stück von einer Bekannten zugeschickt worden und er habe es sogar noch ein bisschen verändert, erklärte er am Montag.

Facebook-Post aus Frust
:Vollkommen inakzeptabel

Wer den Klimawandel in Frage stellt und gegen den Islam und die Grünen hetzt, kann kein Stichwortgeber für einen demokratischen Volksvertreter sein

Kommentar von Kerstin Vogel

Und warum hat er diesen Text gepostet? "Aus Frust", sagt Zierer, er habe "die Reaktionen der Leute austesten wollen". So vieles, was Ernst genommen werden müsste, werde derzeit ignoriert, so seine Klage, aber über Satire werde sich plötzlich empört. Und woher rührt der Frust? Das Gesetz, das aus dem Volksbegehren zur Artenvielfalt hervorgegangen sei, treffe nur die Landwirte, empört sich Zierer, niemand sonst müsse Opfer dafür bringen, keine andere gesellschaftliche Gruppierung müsse sich dafür einschränken. Und dann heiße das auch noch "Versöhnungsgesetz. Wer soll denn da bitte mit wem versöhnt werden?" Mit seinem Post habe er auf diese "Doppelmoral" aufmerksam machen wollen, so Zierer, "aber vielleicht war das ein bisschen übertrieben.

© SZ vom 18.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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