Kinderbetreuung:Verein sucht kinderliebe Senioren

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Sie haben das Projekt "Wunschoma + Wunschopa" der Wärmestube Freising vorgestellt (von links): Monika Riesch (Schulreferentin), Charlotte Reitsam (Sozialreferentin), Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, Irmgard Schiffer (Vorsitzende der Freisinger Wärmestube - Mensch sein), Sabine Bock (pädagogische Leiterin des Zentrums der Familie) und Monika Laschinger (Seniorenbeauftragte der Stadt). (Foto: Felix Matthey/Stadt Freising)

Die Wärmestube ruft rüstige ältere Menschen dazu auf, als Wunschoma oder Wunschopa auf Basis eines Minijobs stundenweise Kinder zu betreuen.

Von Peter Becker, Freising

Die Freisinger Wärmestube bringt ein neues Projekt auf den Weg, das Generationen verbinden und die Not der Eltern lindern soll, die keinen Betreuungsplatz für ihr Kind bekommen haben. Das Programm "Wunschoma + Wunschopa" soll die Menschen miteinander ins Gespräch bringen und gleichzeitig Berufstätige in ihrem Alltag unterstützen. Nebenbei können rüstige Seniorinnen und Senioren über einen Minijob ein wenig zu ihrer Rente dazuverdienen. Vorgestellt wurde das Programm an diesem Montag bei einer Pressekonferenz im Rathaus.

Die Situation ist nicht einfach: Viele Menschen ziehen wegen des Jobangebots nach Freising. Doch Großeltern, die bei der Kinderbetreuung einspringen könnten, fehlen. Den früheren, geordneten Berufsalltag gibt es nicht mehr. Nicht immer geht es, Teilzeitarbeit mit dem Ende des Unterrichts in der Schule oder der Betreuung in der Kindertagesstätte zu kombinieren. Es gibt Gleitzeiten und Schichtarbeit. Auch bei Home-Office fordern die meisten Arbeitgeber eine gewisse Zahl an Stunden oder Tagen ein, die im Büro verbracht werden müssen.

Wer jetzt keinen Betreuungsplatz für sein Kind bekommen hat oder den Nachwuchs allein erziehen muss, ist auf sich selbst gestellt. Da knüpft die Idee von Wunschgroßeltern an. Die Sozialreferentin der Stadt, Charlotte Reitsam, die selbst dem Vorstand des Vereins "Wärmestube - Mensch sein" angehört, versteht dies als Serviceangebot sowohl für ältere Menschen als auch für Eltern.

Wer im Ruhestand ist, gerne mit Kindern umgeht und einen kleinen Nebenverdienst sucht, kann sich mittwochs und freitags bei der Freisinger Wärmestube telefonisch (08161/864849) oder per E-Mail (info@fs-warmestube.de) informieren. Der Verein vermittelt dann zwischen Interessierten und Familien. Er ist bestrebt, Partner zusammenzubringen, die im gleichen Stadtviertel wohnen.

"Die Chemie muss stimmen", nennt Irmgard Schiffer, Vorsitzende der Wärmestube, eine Grundvoraussetzung. Die Betreuungsperson und die Eltern müssen sich sympathisch finden. Und letztere müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass sich ein Fremder in ihrer Wohnung aufhält, während sie außer Haus sind. Es gelte jetzt ein Netzwerk von Leuten zu knüpfen, die Zeit haben. Der Verein plant Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen. Man wolle von Pfarrheim zu Pfarrheim gehen, sagte Charlotte Reitsam, eben dorthin, wo sich potenzielle Adressaten des Angebots aufhalten.

Der Grundsatz ist: "Die Eltern haben immer das Sagen"

Im besten Fall, sagte Irmgard Schiffer, könnten zwischen Eltern, Kindern und der betreuenden Person enge, quasi familiäre Bindungen entstehen. Bevor es allerdings soweit ist, gilt es einige kleinere Hürden zu überwinden. Nicht jeder, der Wunschoma oder Wunschopa werden will, ist auch dafür geeignet. Das kann sich spätestens bei einer zweitägigen Schulung herausstellen, die Interessierte durchlaufen müssen. Inhalte sind etwa Erste Hilfe und Anleitungen, wie man sich in einem fremden Haushalt verhält.

Und: "Die Eltern haben das Sagen", stellte Sabine Bock, pädagogische Leiterin im Zentrum der Familie des Kreisbildungswerks, unmissverständlich fest. In deren Erziehung dürfen sich die Wunschgroßeltern nicht einmischen, auch wenn das bisweilen mit eigenen Vorstellungen kollidiert. Im Kurs bekommen sie deshalb vermittelt, wie modernes Familienleben funktioniert. Eine weitere Voraussetzung ist natürlich ein einwandfreies erweitertes Führungszeugnis.

Pro Stunde wird der Mindestlohn von 12,41 Euro gezahlt

Wenn diese Hürden überwunden sind, schließen Eltern und Wunschoma einen Vertrag ab. Die Arbeitszeiten sind flexibel, der Wunschopa wird in jedem Fall bei der Minijobzentrale angemeldet. Pro Stunde wird der Mindestlohn von 12,41 Euro gezahlt.

Wunschoma oder Wunschopa können natürlich die Betreuungsarbeit in einer Tagesstätte nicht hundertprozentig ersetzen. "Aber wir brauchen dringend Unterstützung", sagte Schulreferentin Monika Riesch. Weil Betreuungsplätze fehlen "sind wir für jedes Projekt dankbar." Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bekräftigte, dass dieses Projekt der Stadt keinesfalls dazu diene, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Sie werde weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um Personal für Betreuungsplätze zu finden.

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