Hilfseinsatz des THW Freising:Brückenbauer im Überschwemmungsgebiet

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Die Unwetter haben zahlreiche Brücken in Slowenien unpassierbar gemacht. Das Freisinger THW ist bereits vor Ort, um schnell provisorische Übergänge zu errichten. (Foto: THW Freising)

Seit Anfang der Woche befindet sich ein Erkundungsteam des THW aus Freising in Slowenien, das nach den verheerenden Unwettern um Unterstützung gebeten hatte. Die Einsatzkräfte sollen unzugängliche Gebiete wieder erreichbar machen.

Von Paula Dick, Freising

"Es ist, wie es immer ist: Das Wasser zieht sich zurück und damit auch das Interesse der Menschen. Die eigentliche Katastrophenarbeit steht aber noch bevor", meint Michael Wüst, Ortsbeauftragter des THW-Freising. Seit Anfang der Woche befindet sich ein Erkundungsteam aus Freising in Slowenien, das am Wochenende um Unterstützung gebeten hatte. Ungewöhnlich starke Regenfälle haben die schlimmsten Überschwemmungen in der jüngeren Geschichte des Landes ausgelöst und zwei Drittel des Landes in Mitleidenschaft gezogen.

Binnen weniger als 24 Stunden fiel nach Angaben des Wetterdienstes so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat. Flüsse, die über die Ufer getreten sind, überflutete Dörfer und Städte, daneben enorme Schäden infolge des Wassers und entstandener Erdrutsche. Sechs Menschen starben, Hunderte wurden obdachlos.

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Unter Anleitung der slowenischen Zivilschutzbehörden sollen das dem THW zugewiesene Einsatzgebiet ausgekundschaftet und Priorisierungen für die Einsatzorte der Helfer getroffen werden. Neben dem Bau von Brücken sollen Kettenbagger zur Entwässerung zum Einsatz kommen. Von Donnerstagmorgen an soll nun ein 30-köpfiges Team zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen im slowenischen Prevalje, am Fluss Mieß, mit den Arbeiten beginnen. Ausgestattet sind sie mit Materialien für den Bau zweier Brücken, wobei der Einsatzort für die zweite Brücke noch nicht ausgemacht wurde.

Wüst betont, dass erst im weiteren Verlauf der Woche sichtbar werde, wo und was wirklich gebraucht werde. Die finalen Entscheidungen lägen dann bei den slowenischen Behörden. Das Material für die Brücken hat das THW in eigenen Lagern parat, so dass schnelle Unterstützung gewährleistet werde kann. Sollten diese Vorräte nicht ausreichen, gibt es die Möglichkeit, auf Lagerbestände des Bundes zurückzugreifen. Mit seinen Fachgruppen Brückenbau, Wasserschaden/Pumpen und Notversorgung/-instandsetzung kann das THW Freising mit besonders geschulten Personal Unterstützung leisten.

Das Wasser hat im slowenischen Prevalje nahe der österreichischen Grenze große Schäden angerichtet. (Foto: THW Freising)
Sehr viel Material wird gebraucht, um einen neuen Überweg wie hier nach dem Hochwasser im Ahrtal zu bauen. (Foto: THW Freising)
Das THW bereitet sich auf den Einsatz in Slowenien vor und verlädt die Brückenteile auf seinem Gelände in Freising. (Foto: THW Freising)

Neben den deutschen Unterstützern befinden sich zahlreiche weitere europäische Teams in Slowenien. "Wir unterstützen uns vor Ort auch gegenseitig", erklärt Wüst. Insgesamt sei die Situation durchaus vergleichbar mit den Überschwemmungen im Ahrtal des Jahres 2021. Hier konnten die Freisinger THW-Kräfte neben Brückenbau auch weitere Logistik- und Transportaufgaben bewältigen, Führungsaufgaben in einer Unterabschnittsleitung und der Technischen Einsatzleitung (TEL) des Landes Rheinland-Pfalz übernehmen, die Verpflegung der Einsatzkräfte im Bereitstellungsraum Nürburgring verstärken sowie mit Drohnen Luftbildaufklärung und Lagekartenerstellung betreiben.

Wolfgang Wagner, ehemaliger Vorsitzender der Hilfsorganisation Navis e.V. erklärte, bislang noch nicht angefordert worden zu sein. Navis ist spezialisiert auf medizinische Notversorgung und die Aufbereitung von Trinkwasser. Die ehrenamtliche Organisation war 2004 infolge des Tsunamis in den Küstenregionen Ostasiens gegründet worden, um besonders in den ersten Tagen nach Katastrophen Akuthilfe leisten zu können. Bereits 2021 im Ahrtal hatten beide Organisationen zusammengearbeitet. Auch hier engagierte sich Navis mit ihrer Trinkwasseraufbereitungsanlage für die Versorgung der Zivilbevölkerung mit sauberen Wasser.

Viele Gebiete haben derzeit keinen Zugang zu Trinkwasser

Probleme gibt es derzeit viele in Slowenien. "Dort, wo Wasser aus Bächen oder Flüssen über die Ufer treten konnte, ist die Lage schlimm. Wo das nicht der Fall ist, sieht es sehr viel besser aus". Zwei Drittel des Landes sollen von den Fluten betroffen sein. So haben manche Gebiete durch die Folgen der Überschwemmungen derzeit keinen Zugang zu Trinkwasser. Das Team des THW fokussiert sich allerdings auf den Brückenbau.

Geplant ist vonseiten des THW, bis zum 20. August mit den Arbeiten vor Ort fertig zu sein. Die ehrenamtlichen Kräfte werden für diese Zeit vom Arbeitgeber freigestellt. Der Gesetzgeber stellt die Notwendigkeit von Katastrophenschutz über die berufliche Pflicht. Der Arbeitgeber bekommt die entstandenen Kosten im Anschluss vom Bund erstattet.

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