Freisinger Verein "Kulturimpuls":Netzwerk für Kreative

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Pläne für die Zeit nach der Pandemie gibt es bereits. Eine Veranstaltung im Lindenkeller, die für April 2021 geplant war, soll nun genau ein Jahr später stattfinden. Dafür wurden die legendären Twinkle Brothers, eine jamaikanische Reggae-Band, die bereits 1962 gegründet wurde, gebucht. (Foto: privat)

Der Verein "Kulturimpuls" gibt Künstlern aus der Dub- und Reggae-Szene eine Plattform, seit 2010 werden Ausstellungen und Konzerte veranstaltet. Den Organisatoren geht es dabei nicht allein um die Party, sie haben auch eine Botschaft.

Von Johanna Pichler, Freising

Sie nennen sich eine große, bunte und vernetzte Gruppe. Der Verein "Kulturimpuls" ist ein Zusammenschluss von Künstlern, der Konzerte, Partys und Ausstellungen in Freising und München veranstaltet. Jetzt ist Kulturimpuls für den Tassilo-Kulturpreis der SZ nominiert. "Am Anfang waren wir nur einzelne Künstler und Personen, die ihre eigenen Projekte im Reggae-Bereich umgesetzt haben. Irgendwann haben wir uns dann zusammengeschlossen und Veranstaltungen organisiert. Es ging uns immer um die Kultur und da war es nur die logische Konsequenz, einen Verein zu gründen und den Schritt in die Professionalität zu wagen", erklärt Sebastian Rupp. Er ist seit der Gründung im Jahre 2010 mit dabei und seitdem auch im Vorstand. Kulturimpuls gibt Künstlern eine Plattform und will vor allem auch in der Zukunft die Freisinger Kulturszene bereichern und neue Impulse setzen. "Unser Ziel hat sich nicht verändert, aber wir sind als Verein gewachsen. Wir haben mehr Reichweite und sind deutschlandweit, aber auch international vernetzt", so der 40-Jährige. "Unser gemeinsamer Nenner ist die Liebe zum Reggae und zum Soundsystem". Die Soundsystem-Szene ist laut Rupp eine internationale Szene und vor allem eine Splittergruppe der Reggae-Bewegung.

Die größte Veranstaltung, die Kulturimpuls bisher mitorganisiert hat, ist das jährlich stattfindende "Fusion Festival" in Mecklenburg-Vorpommern. "Da sind wir seit 2009 mit einer eigenen Reggae Area, der Rootsbase dabei", erzählt Sebastian Rupp. Den Traum von einem eigenen Festival erfüllte sich der Verein im Jahre 2017 mit dem "Rootsbase Festival" in Nandlstadt im Norden des Landkreises Freising. "Da steckt mindestens ein Jahr Planung und viel Vorlauf drin. Wir sind in der Szene bekannt und daher kamen auch viele, die von mehr als 80 Kilometern anreisen", sagt Rupp. Bereits ein Jahr später konnte das Festival in Nandlstadt nochmals veranstaltet werden. "Da waren dann auch Künstler aus der Region dabei und es war ausverkauft. Es kamen aber auch viele Besucher aus Österreich, der Schweiz und ganz Deutschland", erzählt Rupp. "Wir sind eine relativ kleine Szene und sehr speziell. Solche Festivals gibt es nur ganz selten".

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Seit acht Jahren organisiert der Verein Tutuguri, der für den SZ-Kulturpreis Tassilo nominiert ist, Konzerte, Kabarettabende und Lesungen. Das Bachfeldhaus in der kleinen Gemeinde Attenkirchen zieht bekannte Künstler an, bietet aber auch Raum für erste Schritte auf der Bühne.

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Aktuell gibt es Livestreams

Außerdem hat der Verein immer wieder zahlreiche Projekte in Freising und Umland initiiert, wie beispielsweise die Dubimpuls-Reihe im Freisinger Lindenkeller. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich viel verändert, alle Festivals und Veranstaltungen mussten abgesagt werden. "Wir haben alles ziemlich runtergefahren. Viel ist eingeschlafen, es war nicht vorhersehbar, dass das alles so lange dauert", sagt Sebastian Rupp. "Aber jeder hat in seinem stillen Kämmerchen weitergemacht und an seinem Equipment weitergeschraubt". Seit einigen Monaten nutzt der Verein auch die Möglichkeit des Life-Streamens. "Es ist natürlich eine technische Herausforderung. So können wir aber immerhin mit den Leuten in Kontakt treten und die gleiche Musik hören. Es ist besser als nichts", sagt Rupp.

Pläne für die Zeit nach der Pandemie gibt es bereits. Eine Veranstaltung im Lindenkeller, die für April 2021 geplant war, soll nun genau ein Jahr später stattfinden. Dafür wurden die legendären Twinkle Brothers, eine jamaikanische Reggae-Band, die bereits 1962 gegründet wurde, gebucht. Das "Fusion Festival" wurde für dieses Jahr noch nicht abgesagt. "Die Hoffnung bleibt, aber schwindet langsam. Es gibt aber ein umfangreiches Testkonzept und es wurde sogar ein eigenes PCR-Test-Labor für das Festival gekauft. Wenn es stattfindet, sind wir dabei", verspricht Rupp. Für den Verein, zu dem auch das Dandelion Soundsystem, das Jah Chalice Soundsystem und die Siren Sisters gehören, war es nicht immer einfach in Freising Fuß zu fassen. Es gebe nur wenige Locations im Landkreis, in denen Kulturimpuls seine Musikszene präsentieren kann. "Uns bleibt der Lindenkeller, aber das ist auch nicht immer so einfach und mit hohen Kosten verbunden", erklärt Sebastian Rupp. "In Freising müssen wir dafür kämpfen, diesen Raum zu bekommen. Die Türen stehen da noch nicht ganz offen und es gibt immer viele Diskussionen, um Verständnis dafür zu bekommen, was wir mit dieser Musik transportieren".

Es gehe nicht nur um die Party, sondern um die Kultur und den tieferen Sinn, der über die Texte transportiert werde. "Man kann den Leuten im Kulturamt nur schwer vermitteln, dass das keine Trinkveranstaltungen sind. Wir schaffen mit der Musik eine Art der Meditation, auf die man sich einlassen muss. Es geht ums Tanzen und die Energie", so Sebastian Rupp. "Als Verein und Künstlerkollektiv sind wir eine einmalige Art von Gruppe", versichert er und fordert zum Abschluss: "Die Subkultur braucht Platz in Freising!"

Wenn Sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten für den SZ-Kulturpreis vorschlagen wollen, schreiben Sie bitte bis 30. April eine E-Mail an lkr-freising@sz.de oder tassilo@sz.de.

© SZ vom 22.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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