Freisinger Fabriken und Werke:Laternen erhellen die Nacht

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Die Belegschaft der Stadtwerke posiert 1952 vor einem Gasometer, deren es mehrere in Freising gab. (Foto: Stadtwerke)

Seit 1864 verfügt die Stadt Freising über eine eigene Gasversorgung und investiert in die Straßenbeleuchtung.

Von Peter Becker, Freising

"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabrikationen und Werken innerhalb der Stadt Freising. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Aus den verschiedensten Gründen: Die Waren waren nicht mehr gefragt, konnten anderswo billiger hergestellt werden oder es fand sich niemand, der den Betrieb hätte weiterführen wollen. Manche Unternehmen hielten mit dem technologischen Fortschritt nicht mit. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: Das Gaswerk (1862 - 1959).

Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein haben Freisings Nachtschwärmer bei trübem Licht von einer der damals zahlreichen Wirtschaften nach Hause tappen müssen, nur funzelige Öllampen erhellten die Dunkelheit ein wenig. Doch vom 26. November 1864 an sollte sich das ändern. Freising verfügte fortan über eine eigene Gasversorgung und Gaslaternen. Dazu hatte es allerdings mehrerer Anläufe gebraucht. Versuche, ein Gaswerk in der Nähe der Aktienbrauerei oder an der Fabrikstraße zu bauen, scheiterten am Widerstand der Anwohnerinnen und Anwohner. Sie fürchten eine starke Geruchsbelästigung.

Das Gaswerk entstand schließlich an der Wippenhauser Straße, errichtet durch den Fabrikanten L. A. Riedinger. 98 Gaslaternen beleuchteten damals die Freisinger Straßen. Die ersten Gasanlagen kamen meist in Gaststätten und Brauereien unter. König Ludwig II. höchstselbst stattete die "Aktiengesellschaft Gasfabrik Freysing" am 1. Mai 1867 mit einem Grundbetrag von 45 000 Gulden aus, heißt es im Buch von Lorenzer. Der begehrte Brennstoff wurde seinerzeit aus der Vergasung von Kohle gewonnen. Drei Öfen standen dafür zur Verfügung.

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1884 kaufte die Aktiengesellschaft "Vereinigte Gaswerke Augsburg" die Gasfabrik der Stadt Freising für 83 750 Mark. 1907 erwarb sie das Werk nebst sämtlichen Einrichtungen und dem Rohrnetz für 55 000 Mark zurück. Der Bedarf stieg in Freising derart an, dass 1916 ein zweiter Gasbehälter entstand. Bei der Gaserzeugung durch Kohle fielen Nebenprodukte ab, die sich gut verkaufen ließen und eine beachtliche Einnahmequelle darstellten: Koks war als Brennstoff beliebt und Ammoniakwasser nutzten Landwirte als Düngemittel.

Das Gaswerk arbeitete auch während der beiden Weltkriege durchgängig bis auf einige Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Von August 1945 bis März 1946 kam die Gasversorgung durch den Mangel an Kohle für einige Monate zum Erliegen. 1948 war das Freisinger Werk an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Die Stadt entschied sich nach reiflicher Überlegung für eine Ferngasversorgung, die von 1959 an von den Münchner Stadtwerken geleistet wird. Im selben Jahr wurden die Freisinger Stadtwerke gegründet. Seit 1975 werden die Haushalte mit Erdgas versorgt.

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