Energieversorgung in Freising:Wasser aus der Tiefe sinnvoll nutzen

Lesezeit: 2 min

In Geretsried ist das Projekt der Düsseldorfer Firma Eavor schon weit vorangeschritten. Davon könnte auch Bernried eines Tages profitieren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Freien Wähler im Stadtrat wollen überprüfen lassen, ob sich Geothermie für die Versorgung des Freisinger Fernwärmenetzes eignet. Die Stadtwerke haben schon ein Untersuchungsgebiet abgesteckt.

Von Peter Becker, Freising

Die Tage des Kohleblocks im Zollinger Kraftwerk sind gezählt. 2026 wird er abgeschaltet. Die Freisinger Stadtwerke sind deshalb bemüht, eine Alternative für ihr Fernwärmenetz zu finden. Eine Möglichkeit wäre, Thermalwasser anzuzapfen und mittels Wärmepumpe auf die benötigte Temperatur von 90 Grad aufzuheizen. Die Stadtwerke informieren derzeit die am Fernwärmenetz beteiligten Gemeinden über ihr Vorhaben. Dazu passt ein Antrag der Freisinger Freien Wähler, der Energieversorger solle prüfen, ob das Fernwärmenetz mit Wärme aus einem Geothermiekraftwerk betrieben werden könne.

2005 sei in der Region schon einmal nach Thermalwasser gebohrt worden, erinnert sich Andreas Voigt, Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke. Im Süden von München waren einige Städte und Gemeinden erfolgreich. In Freising wurde die Suche nach Thermalwasser nicht weiter fortgesetzt. Die entsprechenden Untersuchungen sind kostspielig. Vielleicht hätten die südlich gelegeneren Kommunen mehr Geld zur Verfügung gehabt, mutmaßt Voigt.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Die Stadtwerke haben jetzt mit einem Ingenieurbüro einen Antrag auf Neuerteilung einer bergrechtlichen Erlaubnis gestellt. Diese gilt für die nächsten fünf Jahre. Voigt sagt, dass es in einer Tiefe von etwa 1500 Metern Thermalwasser gebe, das für die Gewinnung von Fernwärme geeignet sein könnte. Im Gegensatz zu früher seien die Rahmenbedingungen für dessen Förderung jetzt wesentlich besser. Wie hoch die Temperatur dieses Wassers ist, das weiß Voigt nicht zu sagen. Möglicherweise so zwischen 55 und 60 Grad. Weil dies für die Gewinnung von Fernwärme zu gering ist, muss das Wasser mittels Wärmepumpe auf 90 Grad erhitzt werden. Anhand von seismischen Untersuchungen soll festgestellt werden, wo Geothermiebohrungen möglich sind.

Die Stadtwerke loten aus, ob in den Kommunen Interesse an einem Anschluss besteht

Abgesteckt ist ein Untersuchungsgebiet, das von Wolfersdorf über Freising und Hallbergmoos bis nach Eitting und Moosinning im Landkreis Erding reicht. Die Freisinger Stadtwerke haben die betroffenen Städte und Gemeinden über ihr Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Entweder telefonisch oder über den Gemeinderat, sagt Voigt. Stellungnahmen dazu können noch bis zum 30. Juni abgegeben werden. So steht es unter anderem in der Sitzungsvorlage, die beispielsweise vergangene Woche im Zollinger Gemeinderat diskutiert wurde. Hierbei ist für die Stadtwerke von Interesse, ob Bedarf für einen Wärmeanschluss an eine oder mehrere potenzielle geothermische Wärmezentralen im abgesteckten Terrain besteht.

Langenbach hat durchaus Interesse bekundet. Zolling verfügt aber teilweise selbst über ein Fernwärmenetz, so dass zunächst kein zusätzlicher Anschlussbedarf besteht.

Gebohrt werden jeweils eine Förder- und eine Schluckbohrung. Über letztere wird das Thermalwasser wieder in seine Lagerstätte zurückgeführt. Bevorzugte Standorte sind laut Sitzungsvorlage das Kraftwerksgelände in Anglberg, das Stadtgebiet Freising und die Gemeinde Neufahrn. Der bergbaurechtliche Antrag erlaubt Probe-, aber nicht die Förderbohrungen. Diese Erlaubnis muss extra beantragt werden. In erster Linie ist zunächst das Untersuchungsfeld gesichert, in dem ansonsten niemand zeitgleich mit den Stadtwerken planen oder bohren darf. Die Kosten für die Bohrungen werden wohl im zweistelligen Millionenbereich liegen.

Die Freien Wähler im Stadtrat sehen so ein Geothermiekraftwerk als möglichen Baustein für eine klimafreundliche und bezahlbare Wärmeversorgung. Ebenso wie Voigt verweist Fraktionsvorsitzender Robert Weller auf das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt. Dieses hat unter anderem das Ziel, bis zum Jahr 2035 den gesamten Wärmebedarf aus regenerativen Energien zu decken.

Weller verweist in dem Antrag für den Bau eines Geothermiekraftwerks in Freising auf Gemeinden wie Aschheim, Feldkirchen oder Unterschleißheim, die Geothermie aus Wasser bereits nutzen. "Es ist zwar bekannt, dass die Wassertemperaturen in Richtung Norden von München abnehmen, aber mit moderner Technik sollte eine rentable Nutzung dennoch möglich sein", sagt Weller. "Zumindest muss man diese Möglichkeit eingehend prüfen."

Die Freien Wähler stellen den Antrag an den Stadtrat vor dem Hintergrund, dass der Ukraine-Krieg die fossilen Brennstoffe enorm verteuert hat. Bürgerinnen und Bürgern sollte aber auch künftig ein bezahlbares Angebot für Wärme zur Verfügung stehen. Sollte sich bei den Bohrungen herausstellen, "dass ein wirtschaftlicher Betrieb eines Geothermiekraftwerkes möglich ist, bitten wir, alle notwendigen Planungsschritte für ein solches Kraftwerk einzuleiten".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWeiterleben nach der Krankheit
:"Viele Krebskranke vereinsamen"

Krebsfrei - und nun? Nach der Akuttherapie soll das Leben einfach weitergehen. Doch so einfach ist das nicht. Frauenarzt Heino Pause, Mitbegründer des Freisinger Krebshilfe-Vereins, erläutert, was die Chemotherapie mit dem Körper macht und wie die Angst vor dem Rückfall die Betroffenen belastet.

Interview von Francesca Polistina

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: