Einblick ins Stadtmuseum:Wirtskappe mit Quaste

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So eine Kappe gehörte in vergangenen Zeiten zur Grundausstattung eines Gastwirts. Sie sollte Gemütlichkeit ausstrahlen. (Foto: Willner/Stadtmuseum)

Die Kopfbedeckung sollte Gemütlichkeit ausstrahlen und zeigen, wer der Herr im Haus ist.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Wirtskappe.

Heute ist es eher ungewöhnlich, wenn jemand mit einer Kopfbedeckung in seiner Wohnung herumläuft. Früher, schreibt Eva Willberg vom Freisinger Stadtmuseum, war das durchaus üblich. So symbolisiert diese Wirtskappe, dass der Wirt der Herr im Haus ist. Gegenüber den Gästen strahlte er mittels seiner Kopfbedeckung, die mitunter auch aus einer Zipfelmütze bestand, eine gewisse Gemütlichkeit aus. Maler der Münchner Schule haben viele Genrebilder gefertigt, auf denen Wirte mit Quasten verzierte Kappen und Zipfelmützen trugen.

Womöglich hat die Kappe dem Freisinger Weichselbaumwirt gehört. (Foto: Sigrun Lenk; Römer/Stadtmuseum)

Die sich im Besitz des Stadtmuseums befindende Kopfbedeckung weist auf Südbayern hin. Wer sie im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts hergestellt hat, ist nicht bekannt. Die Kappe gelangte wohl spätestens unter dem Museumsleiter Karl Fellerer, der dieses Amt von 1906 bis 1947 inne hatte, in die Sammlung. Möglich ist es, dass sie gar dem Weichselbaumwirt gehört hat. Er ist auf einem Bild zu sehen, auf dem vermutlich Ignaz Frey d.Ä. eine Gesellschaft in der Gaststätte porträtiert hat.

Die zylindrische Kappe besteht aus Samt und Silber. Sie hat einen Durchmesser von 22 Zentimetern und ist eine Mischform zwischen einem Hut und einer Mütze. Der senkrechte, steil aufragende Rand ist laut Eva Willberg mit Pappe versteift. Der Bezug besteht aus feinem grünen Samt. Das Kronendach der Kappe ist aus vier Stoffstücken zusammengesetzt. Es ist weich und kann sich daher bestens der Kopfform anpassen. Nachträglich ist an der Kappe eine Quaste aus silbernen Bouillondrähten befestigt worden. Dieser unterstreicht laut Eva Willberg zusätzlich den kostbaren und luxuriösen Charakter des grünen Samts.

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