Einblicke ins Stadtmuseum:Rippenfragment vom spätgotischen Netzgewölbe des Domes

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Das Rippenfragment für den Dom hat ein Freisinger Meister gefertigt. Architekt bei der Modernisierung des Mariendoms im Spätmittelalter war Jörg von Halspach. (Foto: Christian Willner Photographie/Stadtmuseum)

Den Ziegelstein hat der Freisinger Parlier Meister Lukas gefertigt.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Rippenfragment vom spätgotischen Netzgewölbe des Domes.

Fürstbischof Veit Adam von Gepeckh hatte 1619 die Modernisierung des Mariendoms in Auftrag gegeben. Die beauftragten Arbeiter schlugen daraufhin die Rippen der in den Jahren 1480 bis 1482 entstandenen Gewölbekonstruktion ab. Sie sollten als Baummaterial zur Verkleinerung der gotischen Fenster wiederverwendet werden. "Im Jahr 1967 traten bei Renovierungsarbeiten an der Südseite des Freisinger Domchores Teile davon wieder zu Tage", schreibt Eva Willberg vom Freisinger Stadtmuseum in einem Beitrag im Sammelblatt.

Bei dem Rippenstück handelt es sich um einen in eine Form gepressten Ziegelstein. Unter anderem aus den Domkustosrechnungen von 1480 gehe hervor, schreibt Eva Willberg, dass die "mödel zu den kreutzpogen" vom Freisinger Parlier-Meister Lukas gefertigt worden seien. Ein Parlier entspricht der heutigen Funktion des Poliers. Im Spätmittelalter war dies die Berufsbezeichnung des Sprechers der am Bau beschäftigten Zimmerleute, Steinmetze und Maurer. Es leitete sich vom französischen "parler" ab, das "sprechen" bedeutet.

Verantwortlicher Architekt war der Erbauer der Münchner Frauenkirche

Der verantwortliche Architekt für die Dom-Modernisierung war Jörg von Halspach (vor 1441 bis 1488), der Erbauer der Frauenkirche in München. Dort konnte er das Gewölbe selbst konzipieren. In Freising, so Eva Willberg, bestand die Herausforderung darin, ein bestehendes romanisches Bauwerk mit einem kunstvollen Rippengewölbe zu veredeln.

Zwischen 1480 und 1520 waren viele Kirchen in Süddeutschland nachträglich eingewölbt worden, erklärt sie. Der Freisinger Dom sei dafür ein frühes Beispiel. Das Rippenfragment wurde dem Stadtmuseum 1967 vom Freisinger Landbauamt überlassen.

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