SZ-Serie: Einblick ins Stadtmuseum:Der französische Brigadegeneral

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Brigadegeneral Guillaume Raymont Amant Vivès hatte 1806 in Freising sein Quartier aufgeschlagen und ließ sich vom ehemaligen Hofmaler Ignaz Frey d. Ä. porträtieren. (Foto: Willner/Stadtmuseum)

Der Freisinger Maler Ignaz Frey d. Ä. fertigt ein Porträt von Guillaume Raymont Amant Vivès an.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Porträt des Generals Guillaume Raymont Amant Vivès.

Der ehemalige fürstbischöfliche Hofmaler Ignaz Frey d. Ä. hat 1806 den Brigadegeneral Guillaume Raymont Amant Vivès während dessen Aufenthalt in Freising porträtiert. Günther Lehrmann, Vorsitzender des Historischen Vereins, zitiert in seinem Beitrag zum Sammelblatt aus dem Tagebuch des Ex-Benediktiners Maurus Deubler. Jener erzählt von großen Truppenbewegungen der Armee des französischen Kaisers Napoleon in und um Freising. Die Stadt diente offenbar als Rastplatz und Quartier. Deubler zufolge soll sich Napoleon selbst am 30. Dezember 1805 nach der Schlacht bei Austerlitz in Freising aufgehalten haben.

Der Ex-Benediktiner nennt den Marschall Nicolas-Jean de Dieu Soult (1769 bis 1851) als Ranghöchsten Offizier sowie den Brigadegeneral der Infanterie Guillaume Raymont Amant Vivès in seinen Aufzeichnungen. Bei den Feldzügen der französischen Armee in Preußen zeichnete sich Vivès derart aus, dass er 1808 den Titel eines Barons de Prade erhielt. Vier Jahre später zog er weiter nach Russland. Nach der Niederlage der napoleonischen Armee geriet Vivès in Wilna in Litauen in Gefangenschaft und starb dort 1813.

Der Blick ist ernst auf den Betrachter gerichtet

Im Juli 1806 ließ sich der damals 43-jährige Vivès, nach der Schlacht bei Austerlitz gerade zum Brigadegeneral ernannt, in Freising von Ignaz Frey d. Ä. porträtieren. Lehrmann zufolge lässt sich aus dessen ernstem Blick Erfahrung, Tatkraft und Gelassenheit entnehmen. Das Haar des Brigadegenerals ist schon leicht ergraut. Die Epauletten seiner Uniform sind als Zeichen seines Ranges mit zwei goldenen Sternen versehen. Zu sehen sind auch das Kreuz der Ehrenlegion und der Orden von der Eisernen Krone.

Frey signierte das Porträt und datierte es in schwarzer Farbe mit den Worten: "Gemalen zu Freising in Baiern im Monathe July 1806 von Ignatz Alois Frey." Das Bild, das heute im Bestand des Stadtmuseums ist, wurde 2013 im Auktionshaus Osenat in Fontainebleau ersteigert.

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