Einblick ins Stadtmuseum:Geistlicher Herr und Lebemann

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Die Medaille zeigt Ernst von Bayern, Bischof-Administrator von Freising. (Foto: Christian Willner Photographie; Stadtmuseum)

Antonio Abondio verewigt Ernst von Bayern auf einer Medaille.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: die Porträtmedaille des Bischof-Administrators Ernst von Bayern.

Die Medaille zeigt das Porträt des damals 18-jährigen Ernst Herzog von Bayern. Dieser erhielt 1566 als Zwölfjähriger das Fürstbistum Freising. Als die Porträtmedaille aus der Hand von Antonio Abondio (1538-1591) 1572 entstand, war Ernst von Bayern praktisch schon auf dem Absprung nach Hildesheim, seiner nächsten Station. In Freising, schreibt Stadtmuseumsdirektorin Ulrike Götz in ihrem Beitrag zum aktuellen Sammelblatt des Historischen Vereins, habe er nur den Titel eines "Administrators" getragen. Darauf weist die Umschrift "Admi: Frising" hin.

Ernst von Bayern ist auf der Medaille ganz nach der Mode jener Zeit gekleidet. Laut Ulrike Götz hat dies aber nichts mit seinem damaligen Status zu tun. Vielmehr verzichteten in der Renaissance Bischöfe, zumal wenn sie aus fürstlichen Häusern stammten, auf das Zurschaustellen von Herrschaftsinsignien. Lieber zeigten sie sich als vornehme weltliche Herren. Die Renaissance wies dem Individuum höchste Bedeutung zu. Deshalb, erklärt Götz, könne ein Herrscher allein mit der Darstellung seiner Person seinen Rang und seine Position zum Ausdruck bringen.

Eine Biografie beschreibt Ernst von Bayern als verschwenderisch und ausschweifend

Ernst von Bayern scheint eine recht illustre Persönlichkeit gewesen zu sein. Max Braubach schreibt in seinem Beitrag "Ernst" in der Neuen Deutsche Biographie 4 (1959) https://www.deutsche-biographie.de, dass der junge Wittelsbacher trotz seiner skandalösen Jugendstreiche der Kurie, Spanien und der Katholischen Partei der richtige Mann zu sein schien, um der Ausbreitung des Protestantismus vor allem in Köln entgegen zu treten. Dort gelang es ihm aber nur mit Unterstützung bayerischer und spanischer Truppen, sich im Erzstift durchzusetzen. In Köln wurde Ernst von Bayern 1577 zum Priester geweiht. Die Bischofsweihe erhielt er nie. In der Stadt am Rhein ging er mit aller Härte gegen die Protestanten vor.

Die Biographie von Braubach liest sich wenig schmeichelhaft. Zwar war Ernst von Bayern überzeugter Katholik und geschickter Diplomat, zeigte aber wenig religiöses Interesse. "Verschwenderisch und ausschweifend, den Freuden der Tafel und der Jagd wie der Liebe hemmungslos frönend, hat er der Kurie, den katholischen Reformern und nicht zuletzt seinen Untertanen schweren Kummer bereitet", schreibt Braubach. Der früh alternde und verbrauchte Fürst zog sich schließlich mit seiner Mätresse auf ein Schloss in Westfalen zurück.

Vom unsteten Lebenswandel des Ernst von Bayern war noch keine Rede, als ihn Abondo 1572 porträtierte. Der Italiener war seit 1566 am kaiserlichen Hof in Wien und Prag tätig und gehört zu den bedeutendsten Medailleuren seiner Zeit. Das Medaillon stammt aus einer Schenkung von Robert Sellier aus dem Jahr 1972.

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