Einblick ins Stadtmuseum:Der Tschako der "Einserjäger"

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Mit diesem Modell eines Tschakos waren die Freisinger "Einserjäger" im Ersten Weltkrieg im Einsatz. (Foto: Christian Willner Photographie/Stadtmuseum)

Die praktische Kopfbedeckung gehörte zur Ausstattung der Freisinger Eliteeinheit.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Tschako der Einserjäger.

Nur noch eine Fassade erinnert daran, dass im Freisinger Norden, am alten Wasserturm, einst eine Kaserne stand. Sie trug zuletzt den Namen der französischen Ortschaft Vimy, deren Höhenzüge im Ersten Weltkrieg schwer umkämpft waren. Gebaut wurde sie allerdings in den Jahren 1904 bis 1906 als "Prinz-Arnulf-Kaserne". Sie diente als Ersatz für die Garnison, die im Neustifter Kloster untergebracht worden war.

Die Freisinger Bürgerschaft war stolz auf das Bataillon, das in der Prinz-Arnulf-Kaserne stationiert war. Es galt als Eliteeinheit. Prinz Ludwig war nach Angaben von Eva Willberg vom Freisinger Stadtmuseum seit 1909 "Bataillons-Inhaber". Deshalb fanden dort nicht nur Besuche von Generälen statt, sondern auch das Königshaus inspizierte ab und an seine Soldaten. Nach der Krönung von Prinz Ludwig zum König im Jahr 1913 hieß das Bataillon fortan "Königlich Bayerisches 1. Jägerbataillon ´König`". Allgemein war die spezielle Infanterie-Einheit als "Einserjäger" bekannt.

Der Tschako löst die Pickelhaube ab

Eva Willberg schreibt in ihrem Beitrag zum Sammelblatt, dass der Tschako im Bestand des Stadtmuseums im "Militäreffektengeschäft Hans Römer" in Neu-Ulm gefertigt worden war. Der Helm war eine typische Kopfbedeckung für Jäger-Einheiten, die aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten vor allem in schwierigem Gelände zum Einsatz kamen. Zunächst hatten auch diese die typische, 1842 eingeführte preußische Pickelhaube getragen. Diese erwies sich bei Aufklärungsmissionen oder bei Einsätzen im Wald als wenig praktisch. Deshalb wurde 1854 der lederne Tschako eingeführt. Der Name leitet sich vom ungarischen "Csákó" ab, was Husarenhelm bedeutet.

Laut Eva Willberg wurde das sich im Besitz des Stadtmuseums befindliche Modell seit 1895 entwickelt. Als besonderen Tragekomfort verfügte es über siebförmige Belüftungsscheiben. Das Hoheitszeichen am Rand, die Kokarde, trägt die Farben des Deutschen Reichs: schwarz-weiß-rot. An der Vorderseite halten zwei Löwen das Wappen des Königreichs Bayern mit dem Schriftzug "In Treue fest". Darüber prangt das Feldzeichen in den Farben weiß-blau. Kriegsbedingt besteht der Kinnriemen nicht mehr aus Metall, sondern aus Leder.

Der Tschako stammt von Georg Eisendraht, einem früheren "Einserjäger", der ihn vermutlich auch getragen hat. Er schenkte die Kopfbedeckung bereits vor 1972 dem Stadtmuseum. Die "Einserjäger" mussten im Ersten Weltkrieg einen hohen Blutzoll entrichten. Sie verloren 1319 Mann, darunter 42 Freisinger. 1920 wurde das Bataillon aufgelöst. Die Kaserne ist mittlerweile einer Wohnanlage gewichen.

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