Einblick ins Stadtmuseum:Die Fahne des "Eisbärenvereins"

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Eisbärenverein. (Foto: Christian Willner Photographie/Stadtmuseum)

Der Gesellschaft gehörten meist ältere Freisinger mit weißen Haaren und Bärten an.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Die Fahne des Bürgervereins vulgo Eisbärenverein.

Gesellige Freisinger haben 1828 einen Bürgerverein in der "Bierwirthschaft zum Weichselbaum" in der Nähe des Münchner Tors gegründet. Später zog der Verein in den Laubenbräu am Marienplatz um. Heute befindet sich darin der "Platzhirsch". Die Ideale der Bürger, Frauen scheinen wohl ausgeschlossen gewesen zu sein, bestanden darin, sich "jede Woche einmal dem gewöhnlichen Alltagsleben zu entziehen". Dem Bürgerverein gehörten in erster Linie ältere Männer mit grauen Haaren und Bärten an, schildert Günther Lehrmann, Vorsitzender des Historischen Vereins, in seinem Beitrag zum Sammelband. Darum sei der Verein auch als "Eisbärenverein" bekannt gewesen.

Im August 1878 feierte der Bürgerverein im Sommerkeller des Laubenbräus auf dem Lankesberg - das ist jetzt wohl der Hofbrauhauskeller - sein 50-jähriges Bestehen. Der Künstler Adalbert Kromer (1840-1919) hat zu diesem Jubiläum eine Vereinsfahne geschaffen. Deren Grundmuster besteht aus konzentrischen Kreisen. Den äußeren schmücken fantasievolle Ornamente, gefolgt von einem Lorbeerkranz. Das Zentrum der Fahne bildet ein Stern. In dessen Zacken finden sich die Wörter "Einigkeit", "Freude", "Fleiß", "Tanz", "Spiel", "Frohsinn", "Glück" und "Arbeit". Laut Lehrmann handelt es sich dabei um Begriffe der bürgerlichen Geselligkeit im 19. Jahrhundert.

Auf der Fahne huldigt der Verein Gambrinus und Bacchus

Im Inneren der Vereinsfahne sind acht Porträts der Vorstandsmitglieder zu sehen, darunter auch Kromer am unteren Ende, ausgestattet mit einer Malerpalette. Damals 38 Jahre alt, zählte er als junger Mann noch nicht zu den "Eisbären". In den oberen Ecken der Fahne ist rechts das Stadtwappen mit dem Freisinger Bär zu sehen. Es symbolisiert den Verein. Links befindet sich ein Eisbär. Unten links ist ein Bierglas mit der Aufschrift "Vivat Gambrinus", mit dem der Verein den angeblichen Erfinder des Bieres hochleben lässt. Rechts ist eine Weinflasche zu sehen mit der Aufschrift "Vivat Bacchus". Damit huldigt der Verein dem römischen Weingott.

Der "Eisbärenverein" scheint den Honoratioren der Stadt Freising vorbehalten gewesen zu sein. Kromer als Kunstmaler achtete wohl aus wirtschaftlichen Gründen darauf, in die Freisinger Gesellschaft und deren Vereinen integriert zu sein. Daher bezog er seine meisten Aufträge. Die Fahne ist mit Ölfarben auf Leinwand gemalt. Spätestens unter dem einstigen Museumsleiter Karl Fellerer gelangte sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Bestand des Stadtmuseums.

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