Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum:Humpen aus Edelmetall

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Dieser prunkvolle Deckelkrug befindet sich im Bestand des Freisinger Stadtmuseums. Er stammt vom Freisinger Hofgoldschmied Hans von Erfurt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der prunkvolle Deckelkrug stammt aus der Hand des Hofgoldschmieds Hans von Erfurt.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er bietet mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die Vielfalt der Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: ein Deckelkrug des Freisinger Hofgoldschmieds Hans von Erfurt aus der Zeit um 1600.

Ganz auf der Höhe der Zeit war der Freisinger Hofgoldschmied Hans von Erfurt, als er um 1600 herum einen reich dekorierten Deckelkrug schuf. Der Humpen - diese Gefäßform war laut Eva Willberg vom Freisinger Stadtmuseum erst Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden - ist reich verziert und verfügt über einen Klappdeckel mit Daumenrast. Damals war das ein Novum.

Der Körper des leicht konisch zulaufenden Gefäßes ist mit Bogenornamenten in pflanzlichen Formen sowie mit Motiven von Obst- und Blumenvasen dekoriert. Außerdem sind auf der Oberfläche in ausgesparten Szenen drei Tiere jeweils in einer Landschaft zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Hund, ein Reh und einen Löwen.

Auf dem Deckel sitzt ein "Knäblein" mit einer Weintraube in der Hand

Auf dem Deckel sitzt "ein Knäblein", wie Eva Willberg in ihrem Beitrag zu dem neuesten Sammelblatt schreibt, das eine Weintraube in der rechten erhobenen Hand hält. Die Daumenrast stellt eine Melusine, eine kleine, doppelschwänzige Meerjungfrau, dar. Den Griff selbst ziert ein laut Beschreibung "weibliches karyatidenartiges Mischwesen". In der klassischen griechischen Baukunst und in der Architektur handelt es sich dabei um die Darstellung eines Mädchens, das eine Last, etwa ein Gesims, auf dem Kopf trägt.

Bis auf den äußeren Boden ist der Humpen feuervergoldet und von Hand glänzend poliert worden. Auf dem abgesetzten Fußring befinden sich in einer gerundeten Kartusche die Initialen von Hans von Erfurt: "HE". Auf der Unterseite ist als Hochstiftszeichen der Freisinger Fürstbischöfe ein gekrönter Mohrenkopf eingeschlagen.

Bei dem Humpen handelt es sich offenbar um ein Schaugeschirr

Laut Eva Willberg ist es eine Besonderheit, dass für eine Edelmetallarbeit aus der Zeit der Renaissance die Form eines Deckelkrugs gewählt wurde. Üblicherweise habe man für derartige Gefäße Ton oder Zinn verwendet. Die Mitarbeiterin des Stadtmuseums schließt daraus, dass es sich bei dem Humpen um ein Schaugeschirr handelt, das der Besitzer bei geeignetem Anlass ausstellte oder verschenkte.

Hans von Erfurt hatte 1580 Barbara Püel, die Tochter eines Freisinger Apothekers, geheiratet. Vermutlich war er kurz vorher nach Freising gekommen. Von 1601 bis 1612 war er Hofbaumeister. Als solcher war Hans von Erfurt mit dem Bau der fürstbischöflichen Residenz und dem Franziskanerkloster, der heutigen Grundschule St. Korbinian, betraut. 1612 starb er in Freising. Der Krug ist 2017 aus dem Kunsthandel angekauft worden.

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