Kunstforum Schafhof:"Wir pflanzen die Idee. Aber die Idee bist du"

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Ein dunkler Teich, der den ganzen Raum auszufüllen scheint: die Installation von Finnbogi Pétursson im Tonnengewölbe. (Foto: Marco Einfeldt)

In der Ausstellung "Gardening of Soul" im Schafhof Freising verschmelzen Kunst und Natur zu einem inspirierenden Erlebnis. Acht internationale Künstler präsentieren ihre Werke, die die Symbiose zwischen Mensch und Natur erforschen.

Von Lena Meyer, Freising

Im Garten, idealerweise dem eigenen, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. So bietet der Rückzugsort doch unendliche Möglichkeiten, sich auszudrücken und zu entfalten - sei es durch das Anlegen von Beeten oder eines Teichs. Einer grünen Leinwand gleichend, auf der Farben, Formen und Texturen in einen Einklang gebracht und Gärtner somit beinahe selbst zu Künstlern werden. Genau diese Symbiose zwischen Mensch und Natur präsentiert die Ausstellung "Gardening of Soul" im Schafhof Freising und zeigt auf, wie das grüne Hobby zu einer Quelle der Inspiration, aber auch Selbsteinkehr werden kann.

Wie das gelingen kann, zeigen acht Kunstwerke von neun internationalen Künstlern, die bis zum 23. Juni im Schafhof ausgestellt werden. Sie alle sind Teil des internationalen Forschungs- und Kunstprogramms "Gardening of Soul: In Five Chapters", das von der Fakultät für Kunst und Design der Jan Evangelista Purkyně Universität in Tschechien organisiert wurde.

Die Ausstellung bietet eine breite Palette an künstlerischen Ausdrucksformen, von Installationen bis hin zu Malereien mit künstlicher Intelligenz. Jedes der Werke reflektiert die einzigartige Perspektive seines Schöpfers auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur, Veränderung und Verbindung.

So integriert der Künstler Man Tin aus Hongkong etwa künstliche Intelligenz gezielt in seine Werke. Computer und Gärtnern, Technik und Natur. Auf den ersten Blick wirkt das recht widersprüchlich. Doch Man Tin zeigt, wie sich diese konträren Begriffe in Verbindung bringen lassen: Mit Hilfe von maschinellem Lernen entwickelt der Künstler traditionelle chinesische Tuschezeichnungen weiter und kombiniert damit Tradition mit Moderne. "Die künstliche Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten und neue Perspektiven für die Kunst", sagt Man Tin.

Michal Koleček (Kurator), Finnbogi Pétursson, Zdena Koleckova, Florian Huth und Marcus Neustetter (von links) bei der Vernissage. (Foto: Marco Einfeldt)
Der Beitrag von Hannes Egger. (Foto: Marco Einfeldt)

Dieser Ansatz zeigt, wie Garten und Kunst auf tiefgründige Weise zusammenkommen können. Eine Ansicht, die Kurator Michal Koleček teilt. Für ihn ist der Garten eine Metapher für viele verschiedene Aspekte des Lebens: ein Ort der Motivation, Pflege und inneren Einkehr, offen für unterschiedliche Interpretationen und Facetten. "Der Gärtner kreiert etwas nach seiner eigenen Vorstellung", bemerkt Koleček - wie eben auch ein Künstler.

Doch der Garten ist nicht nur ein Ort der individuellen Gestaltung, sondern auch ein Ort mit sozialer Bedeutung. So erfreuen sich etwa Gemeinschaftsbeete immer größerer Beliebtheit. Koleček sieht den Garten daher als "Werkzeug für Zusammenarbeit", der Menschen zusammenführt und Raum für gemeinsame Erfahrungen bietet.

Barbara Herold und Florian Huth beteiligen sich mit diesem Werk (Foto: Marco Einfeldt/Marco Einfeldt)
Sam van Aken kommt aus den USA. (Foto: Marco Einfeldt)

Eben jene seien wichtig, gerade jetzt, gerade für die Kunst, ergänzt Zdena Kolečková. Denn Kunst verbinde und öffne den Blick für das Neue. Er verstehe Kunst als Samen, so der isländische Künstler Finnbogi Pétursson, der in den Köpfen der Menschen gepflanzt werde. Wie dieser allerdings interpretiert werde, sei völlig individuell. "Wir pflanzen die Idee. Aber die Idee bist du", sagt Pétursson. Damit der Same allerdings aufgeht, braucht es eine Atmosphäre der Ruhe und Einkehr. Eine Atmosphäre, die Pétursson mit seiner Installation einfängt.

Allein mit seinen Gedanken und Gefühlen

Es ist ein dunkler Teich, der den ganzen Raum auszufüllen scheint. Die sanften Wellen seiner Oberfläche werden an die Decke projiziert, immer wieder wechseln sie ihre Muster. Tatsächlich ist der Raum so dunkel, dass andere Menschen, die den Teich umrunden, nicht auffallen - hier ist man allein. Allein mit seinen Gedanken, mit den Gefühlen, mit sich. Seine Wasserinstallation verstehe Pétursson daher als eine Art Zen-Garten. Ein meditativer Ort innerer Einkehr, die eine Reise ins Innere ermögliche und damit eine neue Perspektive des Gartens. Dabei nutzt Pétursson verschiedene Lautsprecher, die unsichtbare Frequenzen sichtbar machen und als Wellen an die Decke abbilden.

Eike Berg, Leiter des Künstlerhauses, zeigt sich von der Vielfalt und der internationalen Zusammenarbeit beeindruckt. "Wir sind der glücklich über das Projekt, das aufgrund seines Inklusionsgedankens gut zum Schafhof passt." Auch das breite Interesse, das die Ausstellung am Wochenende zur Eröffnung erfuhr, erfreut Berg. "Kunst ist kein Massenmedium", hält er fest. Dennoch sei er glücklich über die Wertschätzung, die die internationalen Künstler dadurch erhielten. Nur eines bedauert Eike Berg: Dass den Gästen aufgrund des schlechten Wetters Einblicke in die schönen Gärten von Freising verwehrt blieb.

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