Internationale Kunst im Schafhof:Erschreckend und faszinierend zugleich

Lesezeit: 2 min

Sehenswerte Details: "Herbar Digital" heißt die Arbeit von Barbara Herold und Florian Huth, die in der Ausstellung "Artificial Genesis" im Freisinger Schafhof zu sehen ist. (Foto: Johannes Simon)

Die Ausstellung "Artificial Genesis" im Freisinger Schafhof beschäftigt sich mit dem Einfluss des Menschen auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse unserer Welt.

Von Elena Luna Dima, Freising

Atmosphärische Bewegtbilder einer computergenerierten und idyllischen Landschaft, versteckte Botschaften zum Verhältnis von Erde und Himmel in Landkarten und eine Smartphone-App, welche die Metamorphose einer Orchidee in einem dreiminütigen Loop audio-visuell wiedergibt. Dies alles ist in der aktuellen Gruppenausstellung mit dem Namen "Artificial Genesis" im Freisinger Schafhof zu sehen. Die Exposition regt Gedanken und Emotionen, von Schrecken bis hin zu Faszination, zu einem der aktuellsten Themen unserer Zeit an: dem Klimawandel.

Laut der Ansicht von Forschern befindet sich die Menschheit in der Ära des Anthropozäns. Also im Zeitalter, in dem die Menschen einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde geworden sind. Auswirkungen gibt es viele: Durch die Art der Landnutzung werden die Artenvielfalt und Biodiversität eingeschränkt. Durch die Globalisierung und den internationalen Flugverkehr verbreiten sich Krankheiten und Viren schneller und effizienter. Und natürlich: Der erhöhte CO₂-Ausstoß treibt die Erderwärmung massiv an. Während die Ausstellung an die Wichtigkeit eines nachhaltigen Umgangs mit der Umwelt appelliert, ist sie gleichzeitig eine Hommage an den technologischen Fortschritt und der damit einhergehenden Schöpfungskraft des Menschen.

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Beim Eingang der Ausstellung sind als erstes die Werke von Erich Berger aus Finnland zur Schau gestellt. Diese dokumentieren auf künstlerische Art und Weise seine Forschung zu natürlicher Radioaktivität in der Natur. Weiter geht es mit den beruhigenden Bewegtbildern einer computergenerierten Landschaft. Dieses Werk stammt von den in München lebenden Kunstschaffenden Barbara Herold und Florian Huth. Es zeigt das Zusammenspiel von virtueller und realer Welt, welche immer mehr ineinander zu verschwimmen scheinen. Die 40-teilige Lithografie-Serie von denselben Kunstschaffenden präsentiert, durch 3D-Software erstellte, grafische Darstellungen von Pflanzen. Dadurch soll die menschliche Interpretation von Natur, als Teil eines kulturhistorischen Phänomens erklärt werden.

Ein Museum der Natur zeigt Ilka Halso in den Museumsräumen des Schafhofs. (Foto: Johannes Simon)

Im oberen Stockwerk, in dem sich der große Ausstellungsraum befindet, hängen erschreckende Bilder einer möglichen Zukunftsvision. Und zwar so, wie sie der finnische Künstler Ilka Halso zu befürchten scheint. Durch die Kombination von Fotografien mit computergenerierten 3D-Modellen appelliert der Künstler an die Bedeutung der Erhaltung unserer Umwelt. Daneben befinden sich Sitzsäcke, welche dazu einladen, sich eine Echtzeit-Computersimulation vom ungarischen Künstler Tamás Waliczky anzuschauen. Simuliert wird darin ein Universum von Kreisen, welche die Bewegung des menschlichen Körpers beeinflussen. Die Ausstellung beschließt eine am Boden liegende Landkarte, welche von einer weißen Linie durchdrungen ist und den Satz: "Es ist in keiner Karte zu finden; Wahre Orte sind es nie" bildet (aus dem Englischen übersetzt). Dieses Werk stammt von Jeremy Wood, wohnhaft in Oxford, und wurde ursprünglich von der Universität in Minnesota 2006 in Auftrag gegeben.

Die Werke sagen mehr aus, als es auf den ersten Blick scheint

Die Ausstellung zeigt eine große Bandbreite an künstlerischen Techniken und Interpretationen rund um Natur und Data . Da es sich um eine anspruchsvolle Thematik handelt, ist die Ausstellung in einer aufmerksamen und kritischen Haltung zu betrachten. Die Exposition ist minimalistisch eingerichtet, denn sie zählt nur wenige Werke. Doch ist schnell zu spüren, dass die einzelnen Werke mehr auszusagen haben, als es auf den ersten Blick scheint.

Bevor man sich die Ausstellung ansieht, empfiehlt es sich, am Eingang ein Informationsheft mitzunehmen und während des Besuches immer wieder einen Blick hineinzuwerfen. Darin werden die Künstlerinnen und Künstler vorgestellt. Durch die zusätzlichen Informationen kann man die Werke und ihre Bedeutung im größtmöglichen Umfang kennenlernen, womit sich der Ausstellungsbesuch umso mehr lohnt. Außerdem befindet sich darin ein weiteres, verstecktes Kunstwerk der Künstlerin Barbara Herold. Die Ausstellung wird bis Sonntag, 3. Dezember, im Schafhof zu sehen sein.

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