Naherholung:Aus der Kieswüste wird eine anmutige Landschaft

Lesezeit: 3 min

Die noch nicht rekultivierten kleineren Pullinger Seen wecken Begehrlichkeiten - unter anderem bei Hundebesitzern. (Foto: Marco Einfeldt)

Jens Besenthal vom Münchner Erholungsflächenverein stellt im Planungsausschuss des Stadtrats die aktuelle Gestaltung der Pullinger Badeseen vor. Was mit den kleineren Weihern im Westen geschehen soll, ist derzeit noch ungewiss.

Von Peter Becker, Freising

Wie beliebt die Pullinger Badeseen sind, das lässt sich an jedem heißen Sommerwochenende an den Autokolonnen ablesen. Auf den Parkplätzen geht nichts mehr und entlang der Acheringer Straße reiht sich ein Fahrzeug ans andere. Dabei gibt es nicht nur die beiden großen Seen, sondern jenseits der Gemeindestraße, im Westen, gibt es auch noch zwei kleinere Weiher, an denen vor Kurzem noch Kies abgebaut wurde. Was mit diesen geschehen soll, dafür soll die Verwaltung nach Wunsch des Planungsausschusses des Freisinger Stadtrats ein Konzept erstellen, das in eine neue Fassung des Flächennutzungsplans münden soll. Was in naher Zukunft an den großen Badeseen geplant ist, darüber gab Jens Besenthal, Geschäftsführer des Münchner Erholungsflächenvereins, einen Überblick.

Das Gelände rund um die Weiher, so wie es sich derzeit darstellt, ist praktisch das Baby von Besenthal. Seine gesamte Dienstzeit war er an den Planungen beteiligt, die aus der "ziemlichen Wüste" eine attraktive Landschaft gezaubert haben. Der Vortrag im Planungsausschuss war quasi eine seiner letzten Amtshandlungen, denn er verabschiedet sich in den Ruhestand.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Besenthal nutzte deshalb die Gelegenheit, noch einmal auf die Entwicklung der Seen zurückzublicken. Start war mit dem Spatenstich am kleinen Pullinger See im Jahr 2007. Drei Jahre später wurde er seiner Bestimmung übergeben. Der Kiosk im Norden hat das ganze Jahr über geöffnet und stellt eine Bereicherung für Pulling dar.

Weiter ging es am großen See, an dem der erste Abschnitt 2010 den Badegästen übergeben wurde. Besenthal sprach von einer schwierig zu gestaltenden Schlammwüste. Und es galt, unter waghalsigen Manövern das Steilufer zu brechen. Seit 2015 steht der Südstrand den Erholungssuchenden zur Verfügung.

Am westlichen Ufer des großen Pullinger Sees laufen immer noch Bauarbeiten. Dort soll eine neue Liegewiese entstehen. (Foto: Johannes Simon)

Seit 2019 laufen die Arbeiten am westlichen Ufer sowie zwischen den beiden Seen. Laut Besenthal entstehen dort Parkplätze für etwa 150 Autos, je nachdem, wie geschickt sich Fahrerinnen und Fahrer beim Einparken anstellen. Das Ufer, an dem die Bauarbeiten wesentlich weniger kompliziert waren, wird derzeit noch gestaltet. Ein Teil der Bäume und der Grasnarbe sei schon eingewachsen. Dieser dritte Bauabschnitt soll 2025 beendet sein.

Was Besenthal in seiner Dienstzeit nicht mehr erleben wird: Ein Rundweg soll zwischen und um die Seen verlaufen. "Doch das geht nicht auf einmal", gab der Geschäftsführer des Erholungsflächenvereins zu. 3,7 Millionen Euro stecken aktuell in der Gestaltung der Badeseen. Ende des Jahres, schätzt Besenthal, werden es wohl vier Millionen sein. Zwischen den beiden Badeseen ist ein Kiosk vorgesehen, der analog zu dem am Nordufer das ganze Jahr über bewirtschaftet werden soll.

Der Grund, warum der Geschäftsführer des Erholungsflächenverein überhaupt im Planungsausschuss erschienen war, ging auf einen Antrag der Freien Wähler aus dem Jahr 2020 zurück. Diese wollen die beiden neueren Seen nicht verfüllen lassen, sondern für Freizeitmöglichkeiten nutzen, die wegen des Badebetriebs an den großen Weihern nicht oder nur eingeschränkt möglich sind.

Der Eindruck, bei den Seen handele es sich um eine Badeanstalt, soll vermieden werden

Was bereits feststeht: Umkleiden, wie sie sich insbesondere Frauen wünschen, wird es an den Badeseen nicht geben. Denn dann verändere sich laut Stadtdirektor Gerhard Koch der Status der Seen. Bei Badegästen könnte der Eindruck entstehen, dort handele es sich um eine Badeanstalt. Aus Haftungsgründen müsste dann eine Aufsicht eingestellt werden. "Das lehnen wir ab", sagte Koch. Denn darunter leide die Erholung in der freien Natur.

Keine Hoffnung gibt es für Frauchen und Herrchen von Hunden. Die Freien Wähler hatten angeregt, an einem der beiden kleineren Weiher einen Hundestrand einzurichten. Ein klares Nein gibt es dazu von Seiten des Gesundheitsamts, das dies für bedenklich hält. So wird ebenso wie an den beiden großen Seen während der Badesaison von Mai bis September wohl ein Hundeverbot gelten.

Ob die Stadt die kleinen Weiher erwirbt, was bei der derzeitigen Haushaltslage als wenig wahrscheinlich gelten dürfte, ist ungewiss. Der Erholungsflächenverein zeigt in jedem Fall Interesse an einem Erwerb. Engagieren will sich die Stadt dort auf jeden Fall. Eine ganze Palette von Möglichkeiten sind denkbar: Surfen, Tauchen, Wasserski sowie Bootfahren - auch mit Modellbooten.

Mehr Menschen aus Nah und Fern anzuziehen, soll vermieden werden

Der Vorschlag, dort einen Campingplatz zu etablieren, wird allerdings nicht befürwortet. Was Norbert Gmeiner (SPD) bedauert, denn der Landkreis braucht seiner Meinung nach so eine Einrichtung. Und ein bisschen Chaos gebe es immer.

Doch da gibt es einen Zielkonflikt, wie es Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) formulierte. Man könne dort zwar ein Sport-Event-Center entstehen lassen. Doch werden so noch mehr Menschen aus Nah und Fern angezogen, was die Verkehrsproblematik an der Acheringer Straße verschärfen dürfte.

2024 soll die Rekultivierung der beiden westlichen Seen abgeschlossen sein. Laut Koch ist dann der Kiesabbau an dieser Stelle beendet, obwohl es dort noch genügend abzubauen gebe. Das Kieswerk wird dann stillgelegt. Bereits jetzt sind Förderanlagen zum Teil schon abgebaut. Eine Verlängerung des Kiesabbaus scheiterte daran, dass es dem Betreiber nicht gelungen ist, weitere Abbauflächen zu erwerben. Zudem stoßen diese an Wiesenbrüter-Gebiete.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAls Mann in der Kita
:"Ich habe meine Berufung gefunden"

Der 53-jährige Claus Soobik lässt sich zum Kinderpfleger umschulen. Als Mann ist er noch immer ein Exot in der Kinderbetreuung, aber er hat seinen beruflichen Neustart nie bereut - im Gegenteil.

Von Gudrun Regelein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: