Mobilitätskonzept:Versuchslabor Erdinger Straße

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Die Parkplätze an der Erdinger Straße von der Korbiniansbrücke bis zum Rabenweg in Lerchenfeld sollen entfallen. Ein Pilotversuch sieht auf beiden Seiten Schutzstreifen für den Radverkehr vor. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Planungsausschuss beschließt, probeweise für ein Jahr Schutzstreifen für Radfahrer entlang der Fahrbahn einzurichten. Für die Guten Änger sind ebenfalls verkehrsberuhigende Maßnahmen vorgesehen.

Von Peter Becker, Freising

Um die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Erdinger Straße ist es schlecht bestellt. Zwischen der Korbinianbrücke und der Lantbertstraße gibt es keinen durchgehenden Radweg. Parkende Autos verengen die Fahrbahn. Im Begegnungsverkehr müssen Busse warten, was zu Verzögerungen im Fahrplan führt. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat jetzt beschlossen, als Experiment links und rechts der Erdinger Straße bis zur Lantbertstraße Schutzstreifen einzurichten.

Der Versuch gehört zur Umsetzung des Mobilitätskonzepts für Lerchenfeld. Als Hauptachsen sind die Erdinger und die Kulturstraße definiert. Gute Erfahrungen hat die Stadt mit den Schutzstreifen entlang der Kammergasse und der Wippenhauser Straße gemacht. Entsprechend schlägt die Verwaltung vor, in Lerchenfeld für ein Jahr ein Bündel an Maßnahmen auszuprobieren, um den Radverkehr zu verbessern.

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Dazu gibt es vier Abschnitte. Der erste umfasst die Strecke zwischen der Korbinianbrücke und der Lantbertstraße. Gerade dieser ist besonders bedeutend für den Radverkehr. Geprägt ist er durch Mischverkehr, in dem sich Autos und Personen, die zu Fuß oder per Rad unterwegs sind, begegnen. Insbesondere dort, wo entlang der Erdinger Straße Autos parken.

Vorhandene Radwege entsprechen nicht den geltenden Anforderungen, zwischen der Straße Am Angerbach und der Lantbertstraße fehlen sie ganz. Wer mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, sieht sich immer der Gefahr des "Dooring" ausgesetzt. Nämlich dann, wenn jemand gerade sein Auto geparkt hat und aussteigt, ohne darauf zu achten, ob sich eine Person von hinten nähert.

Etwa 35 Parkplätze fallen weg

Die Verwaltung schlägt vor, auf der Erdinger Straße links und rechts Schutzstreifen mit einer Breite von je 1,50 Meter einzurichten. Dies schmälert die Fahrbahnbreite auf 4,50 Meter, breit genug, dass zwei Personenwagen einander passieren können. Die etwa 35 Parkplätze entlang dieses Streckenabschnitts müssen entfallen. Als Ersatz ist die Obere Pfalzgrafstraße als Kurzparkzone für maximal vier Stunden vorgesehen. Die etwa 100 Kunden- und Mitarbeiterstellplätze auf den Grundstücken der Gewerbetreibenden entlang der Erdinger Straße bleiben erhalten.

Ähnlich sieht es im zweiten Abschnitt zwischen Lantbert- und Katharina-Mair-Straße aus. Fußgängerinnen und Fußgänger müssen sich hier ebenfalls Gehwege mit dem Radverkehr teilen. Weil die Fahrbahn dort zu eng ist, kommen beidseitige Schutzstreifen nicht in Frage. So scheint in diesem Abschnitt alles beim Alten zu bleiben.

Die Idee einer Einbahnstraße wird verworfen

Die Verwaltung überlegte, das Teilstück zwischen Gute Änger und Katharina-Mair-Straße als Einbahnstraße auszuweisen, um dem Radverkehr mehr Raum zu geben. Sie kam aber wieder davon ab. Zum einen sieht es die benachbarte Feuerwehrwache kritisch, wenn sie eine Einbahnstraße gegenläufig befahren müsste. Zum anderen ergaben Berechnungen, dass der motorisierte Verkehr zum Teil auf die parallel verlaufende Moosstraße ausweichen würde. Dort hätte sich das Verkehrsaufkommen mehr als verdoppelt.

Kurzparkzonen entlang der Straße Gute Änger sollen das dauerhafte Abstellen von Lastwagen und Anhängern verhindern. Dadurch könnten am Ende mehr Stellplätze zur Verfügung stehen als bislang. (Foto: Marco Einfeldt)

Drittens hat die Verwaltung die Straße Gute Änger in ihre Überlegungen mit einbezogen. Dies liegt an ihrer Bedeutung für Kinder und Jugendliche, die mit dem Fahrrad zur Montessori- oder Realschule fahren. Vor den Schulen gibt es bereits Schutzstreifen, zwischen Angerbrunnen- und Erdinger Straße gibt es jedoch keine speziellen Spuren für den Radverkehr. Die Straßenränder sind oft mit Lastwagen und Anhängern zugeparkt. Durch das jüngst angeordnete Parkverbot für Lastwagen in den Clemensängern hat sich die Situation verschärft.

Auf der Straße Gute Änger sollen nur noch Personenwagen parken dürfen

Die Verwaltung schlägt vor, das Parken auf der Straße Gute Änger auf Personenwagen zu beschränken. Auf beiden Seiten sind Schutz- oder Radfahrstreifen vorgesehen. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, ob die begrenzende Linie durchgezogen oder nur gestrichelt ist. Für Parkplätze ist links der Streifen vorgesehen. Laut Untersuchungen wird diese Anordnung als sicherer empfunden. Das Parken ist auf vier Stunden begrenzt. Es entfallen etwa 42 Parkmöglichkeiten, dafür werden 26 neue für Personenwagen geschaffen. Dazu sollen neun Plätze an einer benachbarten Kleingartenanlage kommen.

Der Vorteil dieser Regelung liegt darin, dass sich begegnende Fahrzeuge auf der verengten Straße nicht mehr aneinander vorbei fahren können. Einer muss auf den anderen warten. "Dies führt zu einer Verkehrsberuhigung in der Guten Änger", argumentiert die Verwaltung. Manfred Drobny (Grüne) hätte sich zwar eine Tempo-30-Zone gewünscht, doch das gibt die aktuelle Straßenverkehrsordnung nicht her. Ohnehin ist die zulässige Geschwindigkeit zumindest im Bereich der Schulen von sieben bis 17 Uhr limitiert.

Robert Weller (FW), selbst Polizist, hält diese dritte Maßnahme mit Blick auf die jugendlichen Radfahrer für wichtiger als die Vorhaben auf der Erdinger Straße. Letztere sollen noch in diesem Jahr umgesetzt werden, die auf der Straße Gute Änger erst 2024. Weller sieht die Priorität genau andersherum gegeben. Doch möglicherweise gibt es Möglichkeiten, Haushaltsmittel umzuschichten, so dass dieses Projekt noch heuer zu stemmen ist.

Einfahrverbote in die Kulturstraße

Vierter Bestandteil der Überlegungen ist erneut die Kulturstraße. Sie ist bereits als Fahrradstraße ausgewiesen, doch der motorisierte Durchgangsverkehr ist weiterhin hoch. Verursacht wird er durch Autofahrerinnen und Autofahrer, welche die Murstraße als Schleichweg in die Erdinger Straße missbrauchen, in dem sie die Ampeln auf der Isarstraße umfahren.

Die Verwaltung schlägt deshalb vor, Einfahrverbote in die Kulturstraße zu verhängen. Betroffen wären die Einmündungen von der Kepser-, der Mur- und der Finkenstraße. Dadurch soll der Durchgangsverkehr aus der Kulturstraße herausgehalten werden. Die Kosten für den Verkehrsversuch belaufen sich laut Verwaltung auf etwa 80 000 Euro für Markierungen und Beschilderungen.

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