Landtagswahl im Landkreis Freising:"Mit Vernunft über die Themen sprechen"

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Beim Festzug zur Herbstschau in Moosburg hat Minister Florian Herrmann einen der begehrten Kutschenplätze ergattert. (Foto: Marco Einfeldt)

Staatsminister Florian Herrmann aus Freising will für die CSU seine Arbeit im bayerischen Landtag fortsetzen. Im Videointerview mit dem Kreisjugendring erläutert er, wo er Bayern im Kampf gegen den Klimawandel sieht und was ihn an "Wokeness" stört.

Der Kreisjugendring, namentlich dessen Arbeitskreis Jugendpolitik, hat sich schon bei früheren Wahlen mit Aktionen rund um Kandidatinnen, Kandidaten und Wahlprogramme hervorgetan - den Fokus dabei immer gerichtet auf das eigene, jugendliche Klientel. Zur Landtagswahl am Sonntag, 8. Oktober, wird in Zusammenarbeit mit der Freisinger SZ nicht nur wieder eine "Fishbowl"-Diskussion mit den örtlichen Stimmkreisbewerbern im Lindenkeller organisiert (Oberhaus, Mittwoch, 20. September, 18.30 Uhr), der Arbeitskreis hat die Direkt-Kandidatinnen und -Kandidaten auch einem "Fragenhagel" ausgesetzt.

Eingeladen wurden dazu alle örtlichen Kandidierenden, die bei den zu dem Zeitpunkt aktuellen Umfragen eine realistische Chance auf einen Einzug in den Landtag hatten. Die AfD hat auf die Einladung nicht reagiert, der Kandidat der FDP, Helmut Markwort, hat keine Zeit für eine Teilnahme gefunden. Kurzfassungen der im "Fragenhagel" entstandenen Video-Interviews veröffentlicht die Freisinger SZ in den kommenden Tagen. Der Link zu dem vollständigen Video findet sich weiter unten.

Heute: Florian Herrmann

KJR: Hallo Florian, möchtest Du Dich uns kurz einmal vorstellen bitte?

Florian Herrmann: Gerne, mein Name ist Florian Herrmann, bin 51 Jahre alt, von Beruf Rechtsanwalt, aber seit fünf Jahren Mitglied des Kabinetts von Ministerpräsident Söder und Leiter der Staatskanzlei. Den Landkreis vertrete ich seit 2008 im Landtag und kandidiere wieder.

Was sind die drei wichtigsten Kernpunkte deines Wahlkampfs?

Das sind auf der einen Seite alle Fragen, die mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt zu tun haben. Das ist mir sehr wichtig, weil wir Tendenzen haben, dass sich unsere Gesellschaft auseinander bewegt. Finde ich nicht gut. Das Zweite sind alle Fragen rund um den Mittelstand, um die normalen Bürgerinnen und Bürger, die ihrer Arbeit nachgehen, ihre Familie ernähren, in den Urlaub fahren wollen einmal im Jahr. Und dann die Themen im Landkreis Freising natürlich.

Jetzt folgen ein paar kurze Ja-Nein-Fragen. Dritte Startbahn, Ja oder Nein?

Nein.

Unterstützt Du eine Absenkung des Wahlalters auf 16?

Nein.

Könntest Du dir eine Weitung der Öffnungszeiten im Einzelhandel in Bayern vorstellen?

Eher nicht.

Zum Bayerischen Landtag fährst Du mit dem Auto, den Öffis oder mit dem Fahrrad?

Meistens mit dem Auto, manchmal öffentlich.

Nun die längeren Fragen. Wie sehr ist der Landeswahlkampf Deiner Meinung nach von der Bundespolitik geprägt?

Es ist ein Wahlkampf, bei dem es natürlich vor allem um bayerische Themen geht, um die Frage, wie wir mit Ganztagsversorgung, Bildung, Kitas, aber auch Infrastrukturthemen in Bayern in den nächsten fünf Jahren umgehen wollen, welche Visionen wir für Bayern haben.

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Was wirst Du konkret für Jugendliche im Landkreis Freising tun?

Mir geht es darum, dass Jugendliche sich im Landkreis Freising wohl fühlen. Das geht am besten, wenn man nicht nur super Schulmöglichkeiten hat, und zwar für jede Art von Begabung, sondern auch Ausbildungsplätze - und wenn man sich wohlfühlen kann im Landkreis. Ich glaube, das kann man und so soll es auch bleiben.

Wie willst Du den durch den Klimawandel bereits auftretenden Problemen entgegenwirken?

Also im Klimawandel ist die größte Herausforderung die zu starke Erderhitzung aufgrund des zu hohen CO2-Ausstoßes. Also geht es darum, CO2 zu reduzieren auf allen Ebenen. Und auf der anderen Seite steht die Umstellung auf erneuerbare Energien. Wir sind top, was Photovoltaik betrifft, Wasserkraft und Biomasse und vieles andere. Wir wollen die Erneuerbaren bis 2030 verdoppeln in Bayern.

Was ist dein Tipp an alle Erstwählerinnen und -wähler?

Vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, sich gut zu überlegen, wen man wählt. Und wenn sie sich das überlegt haben, würde ich mich natürlich freuen, wenn sie zum Ergebnis kämen, mich zu wählen.

BavariaOne, was haben die veranschlagten 700 Millionen Euro bislang bewirkt?

Luft- und Raumfahrt ist eine Branche, die nicht nur Fantasien weckt, sondern vor allem etwas, wo unheimlich viel Innovation entsteht. Bayern ist führender Standort für Luft- und Raumfahrt. Sinn und Zweck ist natürlich, mehr vom Weltraum aus über die Erde zu begreifen, was das Thema Klimawandel betrifft, das Thema Landwirtschaft. Ich glaube, dass da unheimlich viel Potenzial drinsteckt, für Forschung, aber auch für Arbeitsplätze. Da ist jeder Cent sehr gut angelegt.

Wie begegnest du den hohen Umfragewerten der AfD?

In erster Linie indem man deutlich macht, dass weder der Zeigefinger, noch der Stinkefinger das richtige Körperteil sind, um Politik zu machen. Man muss die Sorgen und Anliegen der Menschen ernst nehmen und mit Vernunft über die Themen sprechen, nicht mit Wut und Hass. Und man muss ganz deutlich machen, dass Teile der AfD klar rechtsradikal sind und dass man dagegen eine Brandmauer aufbauen muss.

Definiere bitte den Begriff "Wokeness". Wie stehst du dazu?

Ich glaube, dass diejenigen, die sich als "woke" bezeichnen, relativ überheblich daherkommen, weil sie den Eindruck vermitteln, andere, die nicht woke sind, sind ein bisschen doof und wissen nicht so recht, worauf es im Leben ankommt. Das stimmt nicht. Bayern ist ein Freistaat, das heißt leben und leben lassen. Jeder soll nach der Art und Weise, wie er leben will, glücklich werden und da muss man nicht auf andere mit dem Finger zeigen und sagen: Also ihr habt nicht begriffen, wie die Welt funktioniert.

Die CSU will nun doch in den kommenden fünf Jahren 1000 neue Windräder errichten. Warum erst jetzt und wie soll das gehen?

Also wir sind in Bayern spitze, was die erneuerbaren Energien insgesamt, aber auch was die Ausbaudynamik betrifft. Es ist unheimlich viel geschehen, vor allem im Bereich Photovoltaik. Bei der Windkraft liegen wir im Mittelfeld, auch weil sich Windkraft eher im Norden eignet. Trotzdem wollen wir einen deutlichen Zubau, indem wir zum Beispiel die 10H-Regelung gelockert haben oder selber stärker Flächen zur Verfügung stellen.

Du forderst mehr Geld für Bayern aus dem Länderfinanzausgleich. Welche konkreten Maßnahmen willst du damit angehen?

Vom gesamten Länderfinanzausgleich werden elf Milliarden bezahlt von Bayern und das ist doppelt so viel wie das nächste Land, nämlich Baden-Württemberg, die zahlen ungefähr fünf Milliarden. Es ist nicht fair, wenn die Last nicht auf viele Schultern verteilt wird. Mit den Mitteln könnte man natürlich in Bayern investieren, zum Beispiel in den Ausbau der Ganztagsbetreuung. Man könnte im Bereich der Schulen investieren. Man könnte beim Personal noch einiges machen, was die Lehrerinnen und Lehrer oder Erzieherinnen betrifft. Also wir wüssten schon gut, was wir mit dem Geld machen könnten.

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