Kultur in Freising:Mitreißende Rhythmen und viel Lebensfreude

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Bei der "Freisinger Nacht der Musik" wird auch wieder im Lindenkeller gefeiert. (Foto: Marco Einfeldt)

Die "Lange Nacht der Musik" ist nach der Corona-Zwangspause ein voller Erfolg - auch die Bands genießen ihre Auftritte in vollen Zügen.

Von Hannah Braun, Freising

Auf dem Weg zum Marienplatz ist die Stadt ruhig. Erst vor ein paar Minuten hat der strömende Regen aufgehört, vielleicht werden viele deshalb nicht erscheinen. Am Ticketstand hört man, dass der Verein "Prima leben und stereo" unsicher ist, wie viele Menschen letztendlich kommen werden, um die Freisinger "Nacht der Musik" zu genießen. Für genug Armbänder ist jedenfalls gesorgt, falls der Ansturm schlussendlich doch noch kommt. 15 Minuten bevor es mit der ersten Band losgeht, füllt sich der Platz langsam. Die Getränke- und Essensstände spüren dies ebenfalls, jetzt wird es allmählich stressiger und der Betrieb kommt in Schwung.

Pünktlich auf die Minute startet Safado das Programm zur Einleitung der Musiknacht. Ein wortwörtlicher Trommelwirbel für die gesamte Veranstaltung. Mit energiegeladenen Rhythmen ist das Trommel-Ensemble ein tolles Vorprogramm, es bringt die ersten Leute zum Tanzen und der Platz füllt sich weiter. Einige Perkussionisten gestalten den Auftritt interaktiv, es werden Leute aus dem Publikum geholt und zum Mittanzen eingeladen. Die gute Laune der Band ist ansteckend und so steigert sich die Stimmung der Menschen erheblich, aber auch die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Das Programm ist enorm vielseitig

Um 20 Uhr beginnen die ersten weiteren Bands ihre Auftritte: Die Freisinger Band Riserva17 spielt im Klimperkasten, die junge Indie-Gruppe June Calls im "Samma Mera" und das DJ-Duo Surv sorgt für Tanzmusik im Lindenkeller-Unterhaus. Auch Rijo tritt, zusammen mit Krispin Benock, mit vielfältigen Songinterpretationen im Stadtcafé auf, die Silverstones mit Klassikern im Stadtgarten und Soul Community liefert Disco-Hits der 60er und 80er Jahre im "Et Cetera". Auch die Q-Bar ist belegt, dort macht The Marienplatz Stimmung, so auch die Drei-Mann-Band Das Kitsch im Furtner und Lisa Fitzek mit Folk-Musik im Café im Hinterhof. Against the grain spielt für alle Punk-Fans im "Effe&gold". Das Programm ist enorm vielseitig: Durch den Freisinger Augustiner hallt Musik des Niederbayerischen Musikantenstammtischs, Apollon's Smile und Midlife or Crisis? bringen Singer-Songwriter-Musik im Augustiner-Bierstüberl, Schotterblosn bayerisch-böhmische Blasmusik am Marienplatz und die Pub Hoppers Jazz Band Swing und Dixieland-Musik in der "Junker's Café-Rösterei".

Selbst kleine Locations werden zur Konzertbühne: "The Marienplatz" in der Q-Bar. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Band "Soul Community" war auch 2022 schon bei der "Langen Nacht der Musik" in Freising dabei. (Foto: Marco Einfeldt)
Es ist etwas kühl, dennoch füllt sich auch der Marienplatz allmählich. (Foto: Marco Einfeldt)
Gepflegter Sound: In "Junker´s Cafe-Rösterei" spielt die "Pub Hoppers Jazz Band". (Foto: Marco Einfeldt)

Wo man auch hinsieht, platzen die Kneipen und Cafés fast aus allen Nähten. Nicht jeder schafft es in sein präferiertes Lokal, manche müssen draußen warten, bis ein anderer herauskommt, oder an den Fenstern lauschen, um auch nur einen Teil der Performance hören zu können. Besonders da, wo die Bands nur für eine Stunde auf der Bühne stehen, ist der Andrang riesig. Drinnen ist es schwierig, sich zu bewegen, das scheint aber keinen zu stören. In einem Lokal ist das Publikum am Mitsingen, im anderen schaffen die Leute es, trotz wenig Platz, leidenschaftlich zu tanzen und den Abend in vollen Zügen zu genießen.

Masken tragen nur einige wenige

Hygieneregeln gibt es an diesem Abend keine, die Veranstalter empfehlen, sich an die bekannten AHA-Regeln zu halten. Masken tragen aber nur wenige. Abstand ist außer am Marienplatz in den Locations kaum möglich, womit die meisten aber offenkundig kein Problem haben. Für sie ist es an diesem Abend möglich, die Pandemie endlich einmal zu vergessen und einen normalen Abend mit Musik und vielen Menschen um sich herum zu genießen. Viele treffen Freundinnen und Freunde oder unterstützen ihre Lieblingsbands. Dabei sind alt und jung vertreten, es lassen sich Tendenzen erkennen, wo die Jugend sich gerne aufhält und wo die nicht mehr ganz so jungen Musikfans. Trotzdem ist das Publikum sehr gemischt. Unabhängig vom Alter teilen sie alle vor allem eins - die Lust auf Musik und Gesellschaft. Ein Ereignis, wie es vor Corona gang und gäbe war. Ein Lichtblick im Pandemie-Tunnel.

Die ersten Bands beenden ihren Auftritt. Um neun Uhr löst das Akustik-Duo Greenfich June Calls im "Samma Mera" ab und der ehemalige Straßenmusiker Clemens Ripp teilt seine Musik mit dem Publikum im "Effe&gold". Viele Bands, die von 20 Uhr an gespielt haben, verlassen die Bühne erst drei oder vier Stunden später. Surv wird um 23 Uhr von den Produzenten und DJs Bonda Residents und Das Kitsch von der ebenfalls dreiköpfigen Band Friends of Pablo abgelöst. Die DJs von That's what your heart needs sorgen für Tanzmusik im Café von Nebenan und Skofja, das Alternative-Trio, ist der dritte und letzte Act im "Effe&gold" an diesem Abend.

Viele Künstlerinnen und Künstler beweisen ihr Können bis ein oder sogar drei Uhr nachts. Nicht nur das bunte Publikum zeigt, dass es sich lange auf die Freisinger Nacht der Musik gefreut hat, sondern auch die Bands genießen die Zeit mit einem tanzfreudigen und gut gelaunten Publikum ganz offenkundig. Als sei es für das Event bestimmt gewesen, bleibt es die ganze Nacht trocken, kein Regentropfen ist mehr zu sehen, nur eine Stadt, die die Freisinger Nacht der Musik genießen kann.

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