Sozialer Wohnungsbau:Für die Abrissbirne zu schade

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Diese Wohnanlage des Landkreises Freising an der Wippenhauser Straße soll erneuert werden. Infrage kommen eine Generalsanierung oder ein Neubau. Das entscheidet sich, wenn die Frage nach staatlichen Zuschüssen geklärt ist. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis Freising will zwei seiner Gebäude an der Wippenhauser Straße erneuern. Die Bausubstanz ist in Ordnung. Infrage kommen eine Sanierung mit Erweiterung der Wohnfläche oder doch ein Neubau.

Von Peter Becker, Freising

Siebzig Jahre haben die beiden Häuser des Landkreises Freising an der Wippenhauser Straße schon auf dem Buckel. Dafür sind sie noch ganz gut in Schuss, ganz anders als viele Gebäude, die weitaus später gebaut worden sind. Zeitgemäß sind sie natürlich nicht mehr, vor allem was die Energieeffizienz und den Brandschutz anbelangt. Der Landkreis Freising steht jetzt vor der Frage, ob er diese Häuser generalsanieren oder sie abreißen und durch einen Neubau ersetzen soll. Sechs Varianten hatte dazu das Freisinger Architekturbüro "Dantele" in seiner Machbarkeitsstudie dem Kreisausschuss vorgestellt. Der beschloss, eine Entscheidung zu vertagen und weitere Informationen, insbesondere zu möglichen staatlichen Fördersätzen, einzuholen.

Ein Ingenieurbüro hat den Zustand der zwei Häuser untersucht. Die Bausubstanz sei gut, wenn auch nicht mehr zeitgemäß, lautete der Befund. Die Gebäudehüllen müssten energetisch verbessert, deren Gründung sowie die Decken in Bezug auf den Brandschutz ertüchtigt werden, lautet das Fazit. An einigen Stellen hat sich Schimmel breit gemacht, was das Architekturbüro auf den Einbau von Kunststofffenstern zurückführt.

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Das Grundstück ist 1837 Quadratmeter groß und liegt an einem von der Stadt Freising als besonders wertvoll eingestuften "Grünen Hang". Die Wohnfläche beträgt etwa 590 Quadratmeter. Zu der Anlage gehört ein Parkdeck an der Wippenhauser und Obervellacher Straße, das im Jahr 1992 gebaut worden ist. Es umfasst 50 Stellplätze, davon sind 43 belegt, die übrigen sieben dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner der Häuser an der Wippenhauser Straße nutzen. Das Parkdeck ist ebenfalls sanierungsbedürftig, weshalb der Landkreis für diesen Zweck auf lange Sicht Haushaltsmittel einplanen muss. Eine Ergänzung ist nach Einschätzung eines Statikers möglich.

Das Architekturbüro hat vier verschiedene Varianten erarbeitet, die den Bestand belassen und nur mit Erweiterungen planen. Eine reine Sanierung des Bestands kommt nicht infrage. Die Vorteile liegen darin, dass sich diese Optionen in das städtebauliche Konzept des "Wohnens im Grünen" optimal einfügen, Baumbestand und Garten könnten erhalten bleiben, stellt die Verwaltung fest. Ein weiterer Vorteil: Derzeit sind nur neun von zehn Wohnungen belegt. Eine abschnittsweise Sanierung der Häuser wäre möglich. Alle Varianten, die mit einer Sanierung und behutsamen Erweiterung arbeiten, ziehen keine Mehrung der Stellplätze nach sich.

Bei der Sanierung des Bestands sind verschiedene Erweiterungen der Wohnfläche möglich. Eine davon sieht den Bau eines neuen Dachgeschosses vor. Dadurch könnten zwei neue Wohnungen entstehen. Die Wohnfläche könnte von 590 auf 730 Quadratmeter steigen. Die Kosten für den Landkreis sind mit etwa 3,4 Millionen Euro veranschlagt.

Der Einbau eines Dachgeschosses ist in jedem Fall vorgesehen

Ein weiterer Vorschlag sieht die Sanierung des Bestands, den Einbau eines Dachgeschosses sowie die Verlängerung der Bestandsgebäude vor. Dies ließe den Wohnraum auf etwa 900 Quadratmeter anwachsen. Diese Variante würde den Landkreis 4,1 Millionen Euro kosten.

Eine weitere Möglichkeit sieht neben dem Einbau eines Dachgeschosses eine Erweiterung des Bestands und die Ergänzung des Laubengangs vor. Im Gegensatz zu den anderen beiden müsste dazu die Befreiung von Abstandsflächen durch die Stadt Freising eingeholt werden. Die Wohnfläche würde auf 1000 Quadratmeter anwachsen. Die Kosten sind mit etwa 4,8 Millionen Euro veranschlagt.

Bei den Neubauvarianten müsste das Parkdeck erweitert werden

Zwei Neubauvarianten würden die Zahl der Wohnungen auf 18 Einheiten steigern. Diese Varianten sind natürlich teurer. Die Zahl der Stellplätze auf dem Parkdeck wäre nicht mehr ausreichend, es müsste erweitert werden. Die Wohnfläche würde auf 1095 Quadratmeter anwachsen, die Kosten für den Landkreis aber auch: Allein die Summe für die neuen Gebäude werden mit 5,3 Millionen Euro veranschlagt. Dazu kämen 2,3 Millionen für die Sanierung und Erweiterung des Parkdecks. Alles in allem würde diese Variante den Landkreis 7,6 Millionen Euro kosten. Eine weitere Neubauvariante mit Tiefgarage ließe die zur Verfügung stehende Wohnfläche auf 1245 Quadratmeter wachsen. Die Kosten hierfür werden mit sieben Millionen Euro beziffert.

Alle Varianten sehen einen barrierefreien Ausbau vor. Die entscheidende Frage ist nun, mit welchem Fördersatz der Landkreis rechnen kann und welche Kosten letztlich an ihm hängen bleiben. Da gibt es Unwägbarkeiten, die vor einer Entscheidung geklärt werden müssen. Voraussetzung für Zuschüsse ist, dass die Gebäude im Eigentum des Landkreises bleiben. Möglicherweise geht das Vorhaben an die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises über, falls dies nicht förder schädlich ist. Konkrete Gespräche wurden bereits geführt.

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