Schlüsselübergabe:Schlüssel aus Breznteig für den neuen Hausherrn

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Symbolische Übergabe des Hausschlüssels für das Hofmiller-Gymnasium von der Stadt an den Landkreis Freising. Im Bild von links: Helmut Petz (Landrat), Susanna Räde (Schulleiterin) und Tobias Eschenbacher (Oberbürgermeister). (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis Freising übernimmt das Hofmiller-Gymnasium. Die Ausschreibung einer Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Schule läuft bereits. Das Ergebnis wird zeigen, wie das Gebäude auch über einen längeren Zeitraum hinweg funktionstüchtig bleiben kann.

Von Peter Becker, Freising

Ende gut, alles gut: Nach zähem Ringen um einen Übergabevertrag ist das Hofmiller-Gymnasium zum 1. Januar von der Stadt Freising in den Besitzstand des Landkreises übergegangen. Dass bei den schier endlosen Verhandlungen Tränen geflossen seien, dürfte wohl eher ein rhetorisches Element in der Rede von Landrat Helmut Petz gewesen sein, um die diffizilen Gespräche zu beschreiben. "Zum Schluss lief alles geschmeidig", bilanzierte Petz während der offiziellen Übergabe an diesem Montag in der Schulaula, nachdem er den symbolischen Hausschlüssel aus Breznteig entgegengenommen hatte.

Für Schülerinnen, Schüler, Lehrpersonal und die Angestellten ändert sich nichts. Nur der Sachaufwandsträger hat gewechselt, ein Begriff, mit dem die wenigsten in der Aula etwas anzufangen wussten. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Landkreis Freising von sofort an für den baulichen Erhalt der Schule und ihrer Ausstattung, dazu zählt zum Beispiel die IT, zuständig ist.

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Angesichts der Haushaltslage der Stadt Freising dürfte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ziemlich froh sein, nicht mehr finanziell für den Unterhalt der weiterführenden Schulen zuständig zu sein. Es seien jährliche Kosten von 1,2 Millionen Euro entstanden, "für etwas, für das wir nicht zuständig sind", sagte Eschenbacher. Denn die Verwaltung weiterführender Schulen ist eine Angelegenheit der Landkreise. Dass die Stadt einst für zwei Gymnasien und eine Realschule zuständig war, hat historische Gründe. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass Freising bis 1970 kreisfrei war und im Zuge einer Gebietsreform im Landkreis aufging.

Dass Eschenbacher jetzt bei Schulfesten erst nach dem Landrat eine Rede halten darf, das kann er angesichts der finanziellen Entlastung gut verschmerzen. Was im Jahr an Summen aufläuft, das beschrieb Schulleiterin Susanna Räde in ihrer Rede. Viele 100 000 Euro koste der Unterhalt jährlich, aktuell gut 750 000 Euro für die Brandschutzsanierung. Weil die Klassenzahl von 28 auf 38 anstieg, müssen Zimmer umgestaltet werden. Fachräume bedurften einer neuen Ausstattung.

2014 entscheidet der Stadtrat, seine weiterführenden Schulen abzugeben

Eschenbacher gab zu, dass seine Beziehung zum Hofmiller-Gymnasium eher theoretischer Natur war. Seit 2002, als er als Stadtrat dem Kulturausschuss angehörte, musste er sich mit der Schule, die nach Meinung aller eine "sehr sympathische" Außenwirkung hat, beschäftigen. Immer wieder sei im Stadtrat darüber diskutiert worden, das Dom- und Hofmiller-Gymnasium sowie die Karl-Meichelbeck-Realschule an den Landkreis abzugeben. Im Dezember 2014, als Eschenbacher bereits Oberbürgermeister war, fiel der entsprechende Beschluss. Anfang 2015 begannen die Verhandlungen um eine eventuelle Übergabe der Schulen.

Dass das Hofmiller-Gymnasium als letztes an der Reihe war, hat einen triftigen Grund. Die Übergabe dieser Schule ist besonders komplex. Das Gebäude ist ziemlich in die Jahre gekommen, das zum Gymnasium gehörende Hallenbad ist mittlerweile geschlossen, die Turnhalle ist ebenfalls in einem bedenklichen Zustand.

Als Petz 2020 zum Landrat gewählt worden war, erschien es ihm als "charmante Idee", auf einem Grundstück, das die Stadt zur Verfügung stellen sollte, ein neues Gymnasium zu bauen. Der Schulfamilie wären langwierige Bauarbeiten erspart geblieben. Sobald die neue Schule fertig gewesen wäre, hätte sie nur in den Neubau umziehen müssen. "Doch die Rechnung ging nicht auf", sagte Petz, die Stadt habe das nicht gewollt.

"Wenn es auf beiden Seiten schmerzt, dann ist es recht!"

Die Mammutaufgabe bestand nach Angaben des Landrats jetzt darin, ein Vertragswerk für eine Übergabe zu entwickeln, für das es bis jetzt keine Rechtsgrundlage gegeben hat. "Das verursachte Schmerzen auf beiden Seiten." Doch der erfahrene Jurist weiß: "Wenn es auf beiden Seiten schmerzt, dann ist es recht!" Und wo ein Wille sei, da gebe es auch einen Weg.

Nach der Übergabe des Gymnasiums erfolgt jetzt der nächste Schritt. Der Landkreis, sagte Petz, habe eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung ausgeschrieben. Danach sei abzusehen, was betrieblich und städtebaulich möglich sei. Gedanken werde man sich wohl über einen Ersatzbau für die Turnhalle machen müssen.

Die Schule wird über Jahre zur Baustelle

Das 1960 erbaute Gymnasium erfährt zwar keine Generalsanierung, soll aber doch so weit hergestellt werden, dass es auch in zwanzig Jahren noch funktionstüchtig ist. Das bedeutet, dass die Schule über einen langen Zeitraum hinweg zur Baustelle wird. Dies sei für den Unterricht belastend, gestand Petz zu. "Wir machen das aber so schonend wie möglich", versprach er.

Schulleiterin Susanna Räde sieht den Bauarbeiten zuversichtlich entgegen. "Wir wollen ein helles und freundliches Haus", sagte sie. Aber bis die Bauarbeiten beendet seien, würden Jahre ins Land ziehen. Viele der aktuellen Schülerinnen und Schüler würden deren Ende nicht mehr miterleben.

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