Der erste Kreisarchivpfleger im Kreis Freising:"Ohne Archiv gibt es keine Geschichte"

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Stadtarchivar Florian Notter ist jetzt zum ehrenamtlichen Kreisarchivpfleger bestellt worden. Im Bild (von links): Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, Florian Notter, Landrat Helmut Petz und Kreisheimatpfleger Bernd Feiler. (Foto: Marco Einfeldt)

Florian Notter soll den Gemeinden im Landkreis helfen, ihre kulturellen Schätze und Dokumente zu konservieren.

Von Peter Becker, Freising

Ein Trugschluss sei es zu glauben, mit dem Papierzeitalter ende auch die Geschichte, sagte Stadtarchivleiter Florian Notter während seiner offiziellen Bestellung zum ehrenamtlichen Kreisarchivpfleger. Eine seiner Aufgaben besteht unter anderem darin, die Gemeinden im Landkreis Freising bei der Digitalisierung ihrer kulturellen Schätze sowie Dokumente der Verwaltungsarbeit zu unterstützen. Dies alles soll schließlich für die Nachwelt erhalten bleiben.

Landrat Helmut Petz, der Notter am Donnerstagnachmittag offiziell als Kreisarchivpfleger vorstellte, hatte gleich ein gutes Beispiel für dessen künftige Arbeit parat. Der Hallbergmooser Heimat- und Traditionsverein hatte jüngst sein 150-jähriges Bestehen gefeiert. Dessen Vorsitzender Karl-Heinz Zenker hat viel Material gesammelt. Davon eigne sich bestimmt vieles für eine künftige Digitalisierung.

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"Ohne Archiv gibt es keine Geschichte", erläuterte Notter. Wer nicht behutsam mit seinen Dokumenten umgehe, der wisse bald nichts mehr von seiner Vergangenheit. Das gelte nicht nur kulturell, sondern auch für die Verwaltung. Es gebe durchaus solche Fälle in Bayern, aber nicht im Landkreis Freising, versicherte Notter.

Der Unterhalt eines Archivs gehört zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde. Wie das geschieht, hängt von der Größe einer Kommune ab. Möglicherweise kümmert sich nur eine Kraft um die anfallenden Arbeiten, während wo anders ein ganzer Stab an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dieser Aufgabe beschäftigt ist.

Was den Landkreis Freising anbelangt, hat es bislang keinen Kreisarchivpfleger gegeben. Der frühere Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge erledigte dies in Personalunion. "Er hat das alles gut gemacht", lobte Notter. "Aber heute ist alles viel komplizierter." Er bildet jetzt quasi ein Tandem mit dem Nachfolger Goerges, dem Kreisheimatpfleger Bernd Feiler. Beide werden sicher an gemeinsamen Projekten arbeiten. Der Landkreis selbst hat kein eigenes Archiv. Dies sei ein Nachteil, bemängelte Notter. Für die Dokumentation der Landkreise ist das Staatsarchiv zuständig.

Die Digitalisierung in kleinen Gemeinden ist auch eine Frage des Geldes

Notter stellte aber klar, dass seine ehrenamtliche Arbeit auch Grenzen habe. Zum Teil ist da viel Aufbauarbeit notwendig. Er erwägt zusammen mit den Gemeinden, aus welchen Bereichen man überhaupt etwas übernehmen will. Wichtige Quellen sind immer die Vereinsarchive. Natürlich geht es um die Frage der richtigen Aufbewahrung. Dass dies nicht unbedingt in einem feuchten Schuppen geschehen soll, ist klar. Aber die geschichtlichen Dokumente müssen ebenso wie vor klimatischen Einflüssen auch vor Diebstahl oder Feuer geschützt sein.

Ohne präzise Verschlagwortung geht es bei der Archivarbeit nicht. Denn sonst ist die Gefahr hoch, dass eine spätere Recherche im Sande verläuft. Notter selbst fehlt noch die Erfahrung als Kreisarchivpfleger. Allerdings hat er in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck Kollegen, bei denen er sich Ratschläge holen könnte.

19 Gemeinden des Landkreises Freising fallen in den Zuständigkeitsbereich des neuen Kreisarchivpflegers. Ausnahmen bilden Moosburg, Hallbergmoos, Neufahrn und Eching, welche bereits die eigenen Bestände pflegen. Notter hat sich vorgenommen, einmal im Jahr einen Bericht über seine Tätigkeit abzugeben. Mindestens einmal in zwölf Monaten will er zu jeder Gemeinde den Kontakt suchen. Zu Beginn will er zunächst einen Leitfaden erarbeiten, den er den Kommunen an die Hand geben will. Wie er die Digitalisierung in den kleinen Gemeinden in Angriff nehmen will, weiß er noch nicht. Vielleicht in Verbünden, denn dies sei ja auch eine Geldfrage.

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