Unwetter über dem Landkreis Freising:Starkregen, Sturmböen und Sturzbäche in der Stadt

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Ein heftiger Sturm hat im August den 30 Meter hohen Maibaum in Kammerberg zu Fall gebracht. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein heftiges Gewitter lässt erneut Bäume umstürzen, flutet Keller und schwemmt Schlamm durch einige Straßen. In Kranzberg fällt eine Birke auf ein fahrendes Auto, die Insassen bleiben glücklicherweise unverletzt. In Kammerberg kippt der Maibaum um.

Von Kerstin Vogel, Freising

"Heute hätte ich in meiner Stadt Freising auch mit dem Kajak fahren können", steht unter einem kurzen Film, der gerade in den sozialen Medien zu sehen ist und eine Autofahrt durch einen Sturzbach auf der Vöttinger Straße zeigt. Ähnliche Videos kursierten gestern auch aus anderen Freisinger Stadtteilen. "Lerchenfeld ist jetzt die Isar" hieß es da beispielsweise - oder "Land unter bei der Deula". Zum zweiten mal innerhalb von knapp 24 Stunden hatte sich am Samstagnachmittag über Freising und dem Landkreis ein enormes Gewitter entladen, Starkregen, Sturm und Hagel trafen außer der Domstadt vor allem auch den Norden mit Au und Tegernbach sowie die Gegend um Kranzberg.

Dort erlitt eine 44-jährige Kranzbergerin einen Schreckmoment, die gegen 16.35 Uhr mit ihrer zehnjährigen Tochter in ihrem Auto auf der Unteren Dorfstraße unterwegs war, als ihr Wagen auf Höhe des Kranzberger Sees von einer umstürzenden Birke getroffen wurde. Mutter und Tochter blieben glücklicherweise unverletzt, wie die Polizei meldet.

Umgestürzte Bäume begruben abgestellte Autos unter sich. (Foto: Feuerwehr Freising)
In der Kreiseinsatzzentrale in Freising wurden die Einsätze koordiniert - gut sieben Stunden lang hatten die Helfer hier alle Hände voll zu tun. (Foto: Feuerwehr Freising)

Auch andernorts sorgten umstürzende Bäume einmal mehr für Beschädigungen. Ein Ehepaar hatte seinen Leihwagen gegen 17.07 Uhr in einer Seitenstraße der Staatsstraße 2084 geparkt und war anschließend im Rappenberger Wald spazieren gegangen. Als der Gewittersturm losbrach, stürzte ein Baum auf das geparkte Auto und hinterließ einen Totalschaden. Verletzt wurde niemand. In Kammerberg stürzte der gut 30 Meter hohe Maibaum um, ein Buswartehäuschen wurde komplett zerstört.

Eine anstrengende Nacht bescherte das Unwetter entsprechend einmal mehr den Feuerwehren im Landkreis. Kreisbrandrat Manfred Danner zählte bis 21 Uhr am Samstagabend bereits mehr als 200 Einsätze. "Diesmal sind wir nicht mit so einem blauen Auge davon gekommen", zitierte ihn das Landratsamt nach den ersten Stunden. Die Kreiseinsatzzentrale hatte von 16.30 Uhr an bis kurz vor Mitternacht alle Hände voll zu tun, um all die Einsätze zu koordinieren. Schwerpunkte waren demnach die Gemeindebereiche Au, Rudelzhausen, Langenbach, Kranzberg, Allershausen und Fahrenzhausen sowie die Stadt Freising selber.

Die Folgen des Unwetters hielten die Feuerwehren bis weit in die Nacht auf Trab. Unter anderem hatte bei der Zufahrt nach Dürnast ein Baum die Fahrbahn blockiert. (Foto: Feuerwehr Freising)
Aufräumarbeiten nach dem Wassereinbruch in Sünzhausen. Michael Hillebrand hilft seinem Bruder Martin, den voll gelaufenen Keller auszuräumen. (Foto: Marco Einfeldt)

Kurz nach 16 Uhr hatten im Landkreis Freising die Sirenen den Feuerwehren erneut anstrengende Stunden prophezeit. Vorgewarnt waren die freiwilligen Helfer da bereits, der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte schwere Unwetter angekündigt, so dass nicht nur die Kreiseinsatzzentrale in der Feuerwache 1 alarmiert war, wenig später hatte sich auch die Wachbesetzung für beide Freisinger Wachen eingefunden - "aus gutem Grund", wie die Freisinger Feuerwehr am Sonntagvormittag Bilanz zog.

Wie schon in der Nacht von Donnerstag auf Freitag habe man auch dieses Mal Einsätze unterschiedlicher Art abarbeiten müssen. Am Ende seien es allein im Stadtgebiet Freising unter der Leitung von Stadtbrandmeister Christian Schäffler mit den Außenbereichen 50 verschiedene Einsatzorte binnen weniger Stunden gewesen. Neben zahlreichen entwurzelten Bäumen, die wie etwa in Lerchenfeld auch auf geparkte Autos gestürzt waren, habe dieses Mal auch der anhaltende Starkregen große Probleme bereitet.

In Sünzhausen und Au bereiten anschwellende Bäche Probleme

So liefen an der Wippenhauser Straße mehrere Keller voll, im Stadtteil Sünzhausen hatte sich das Wasser von den umliegenden Feldern im Tal gesammelt und den Ortsbach ansteigen lassen. Die nicht mehr beherrschbaren Wassermassen liefen ebenfalls in zahlreiche Keller, das Technische Hilfswerk rückte zur Unterstützung mit mehreren Pumpen an.

In Au schwoll die Abens durch den Starkregen so weit an, dass nicht nur zahlreiche Keller betroffen waren, sondern bereits vorsorglich Sandsäcke geordert wurden. Am Sonntagvormittag hatte sich die Lage allerdings wieder beruhigt. Im ganzen Landkreis blockierten umgestürzte Bäume Straßen und die Strom-Infrastruktur. Nach etwa sieben Stunden Arbeit konnte sich die Kreiseinsatzzentrale gegen Mitternacht bei der Integrierten Leitstelle wieder abmelden.

Eine Hilfslieferung nach Garmisch ist auf dem Weg

Schwere Verwüstungen hat die Wetterfront auch im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hinterlassen. Weil dort zahlreiche Dächer abgedeckt wurden, habe der dortige Landkreis Unterstützung angefordert, heißt es in einem Facebook-Post des Freisinger Landratsamtes. Kräfte aus Moosburg und Eching würden deshalb aktuell 16 mobile Dächer nach Garmisch liefern, die der Landkreis Freising für den Katastrophenschutz angeschafft habe. Vor allem rund um Bad Bayersoien hatte Hagel so starken Schaden angerichtet, dass bis zu 40 Hausdächer in hohem Maße beschädigt worden waren.

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