Klinikum Freising:"Kosten und Erträge klaffen auseinander"

Lesezeit: 2 min

Die Lichter gehen noch lange nicht aus im Freisinger Klinikum. Das häuft zwar wieder ein Defizit an, aber die Existenz ist in keiner Weise gefährdet. (Foto: Johannes Simon)

Das Freisinger Krankenhaus schließt das Jahr 2023 mit einem voraussichtlichen Defizit von 5,8 Millionen Euro ab. Die Zahl der dort geborenen Kinder geht weiter zurück.

Von Peter Becker, Freising

Ein düsteres Bild gibt derzeit die Szenerie der Krankenhaus-Landschaft in Deutschland ab. Die Kliniken sind unterfinanziert und das schlägt sich in den Jahresbilanzen nieder. Das Freisinger Krankenhaus bildet da keine Ausnahme. Geschäftsführerin Maren Kreuzer rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit von 5,8 Millionen Euro, verkündete sie in der letzten Kreistagssitzung in diesem Jahr. "Kosten und Erträge klaffen auseinander." Das Defizit bewegt sich auf ähnlichem Niveau wie das aus dem Jahr 2022, das mit roten Zahlen in Höhe von 5,7 Millionen Euro zu Buche schlug.

Ändern können daran weder die Geschäftsführerin noch der Landkreis Freising als Eigner des Krankenhauses etwas. "Die Kliniken sind fremdbestimmt", stellte Landrat Helmut Petz (FW) fest. Sie sind abhängig von den Finanzen, welche die Länder zahlen und die Krankenkassen ersetzen. Da kann es mitunter zu Liquiditätsengpässen kommen, denn die Kliniken müssen in finanzielle Vorleistung gehen. Das Geld bekommen sie oft erst Wochen später zurückerstattet. Dazu kommen Tariferhöhungen für die Angestellten. "Sparen allein behebt die Misere nicht", sagte Petz. "Aber das Klinikum Freising hat keine Existenzängste."

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Zudem hat das Krankenhaus einen guten Ruf bei den Gebern von Zuschüssen. Positiv stimmen die steigenden Fallzahlen, nachdem es von Mai bis September "eine Delle bei den Patientenzahlen" gab. Obendrein war das Klinikum recht erfolgreich bei der Akquise von neuem Pflegepersonal.

Wie die Bilanzen konkret ausschauen, erläuterte Maren Kreuzer in ihrem Bericht zur aktuellen Lage des Klinikums. Hochgerechnet geht die Geschäftsführerin bei den Zahlen der stationär behandelten Patienten und Patientinnen von einem Anstieg um 3,3 Prozent aus. Waren es 2022 noch 14.764 Personen, sind es heuer 15.252. Geradezu extrem ist mit 18,8 Prozent dagegen die Zahl der ambulant behandelten Patienten angestiegen. Hochgerechnet sind das 23.238 Personen, 3681 mehr als im vergangenen Jahr.

"Der Trend geht deutlich in Richtung ambulant", betonte Maren Kreuzer. So steigt die Zahl der ambulanten Operationen im Vergleich zum Vorjahr von 986 auf 1314 Fälle. In diese Richtung weist auch die Bilanz in der Notaufnahme, in der die Wartezeit verkürzt wurde. Während die Zahl der stationär behandelten Patientinnen und Patienten im Vergleich zum Vorjahr nur um 31 auf 7944 ansteigt, nimmt diejenige der ambulant versorgten um 5,3 Prozent auf 17.999 Fälle zu.

Allerdings werden diese als weniger schwer eingeordnet, was sich dann in den Casemix-Punkten niederschlägt. Die sind nicht zuletzt wegen der neuen Abteilung Akut-Geriatrie gestiegen, was finanziell ein Plus von 1,9 Millionen Euro bedeutet. Der Effekt wird aber durch die geringere Steigerung des Landesbasisfallwerts zunichtegemacht, der mit dem Anstieg bei Materialkosten und den Tariferhöhungen beim Personal nicht mithält.

Auch für das Jahr 2024 ist mit einem Defizit zu rechnen

Die Bettenbelegung ist um 9,3 auf 73,8 Prozent gestiegen. Da hat sich die "Delle" Mitte des Jahres bemerkbar gemacht. Seit Oktober steigen die Zahlen wieder an. Die Belegungsquote vor Corona ist allerdings nicht erreicht. Immerhin: Weil die Akquise von Pflegekräften erfolgreich war, können jetzt 20 Betten mehr belegt werden als zuvor. Unerreicht bleibt wohl die Geburtenzahl aus dem Jahr 2021. Damals hatten knapp über 1000 Kinder in Freising das Licht der Welt erblickt. Dieses Jahr rechnet Maren Kreuzer mit 800 Geburten, 86 weniger als im Vorjahr. Die Geschäftsführerin des Klinikums geht davon aus, dass sich diese Zahl bei einem Wert um 800 einpendeln wird.

Für 2024 rechnet Maren Kreuzer ebenfalls mit einem Defizit. Wie ein Antrag der Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein im Bundesrat beschieden wird, ist noch unklar. Diese fordern ein fünf Milliarden schweres Nothilfeprogramm für existenzbedrohte Krankenhäuser.

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