Freisinger Traditionskiosk schließt:"Dem Papier und dem Druck immer treu geblieben"

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Norbert und Monika Göbel vor ihrem Kiosk am Veitsmüllerweg in Freising, den sie nun aufgeben. (Foto: Marco Einfeldt)

Norbert Göbel , früher Verleger, und seine Frau Monika geben ihren Laden "Lotto-Tabak-Presse" am Veitsmüllerweg aus Altersgründen auf.

Von Kristina Remmert, Freising

"Die Zeit hat dagegen gespielt", erklärt Norbert Göbel, Inhaber des Lotto-Tabak-Presse-Ladens am Veitsmüllerweg in Freising. Nach sechs Jahren werden er und seine Frau, Monika Göbel, den Kiosk zum 31. März aus Altersgründen schließen. "Außerdem ist jetzt ja Verschiedenes zusammengekommen", sagt Göbel, "die Baustelle, die Pandemie, die der Krieg".

2016 hatten Norbert und Monika Göbel den 1954 gegründeten Kiosk übernommen. "Das ist ein alteingesessener Laden", bekräftigt die Inhaberin. Für viele Freisingerinnen und Freisinger ist das "Lotto-Tabak-Presse" in den 68 Jahren zur Institution geworden, in der sich daher auch das Zeitgeschehen reflektiert hat. "Corona, dann die Baustelle und jetzt der Krieg - man merkt ja auch in der Innenstadt, dass da jetzt alles leer ist", meint Norbert Göbel, "irgendwie wirkt sich sowas natürlich auch immer auf den Laden aus". Im vergangenen Pandemiejahr habe der Kiosk zum Beispiel oft weniger Kundschaft gehabt als sonst, erzählt Monika Göbel, "da wussten viele nicht, was eigentlich los ist".

Die Entscheidung, den Laden zu schließen, ist dem Ehepaar nicht leichtgefallen. Allerdings haben die Inhaber den Kiosk nun auch schon ein Jahr länger geführt, als sie es ursprünglich vorhatten. Einen Nachfolger gibt es bisher noch nicht, denn mit den Vorstellungen vieler potenzieller Interessenten habe es im Endeffekt nicht richtig gepasst, wie Göbel erläutert: "Die Vorstellungen der Leute waren anders, als das Haus es wiedergeben kann." Man habe das Sortiment, das ja auch Name sei, schlicht beibehalten wollen.

Ihre Kunden werden sie in besonderer Erinnerung behalten

So wird der Lotto-Tabak-Presse-Laden des Ehepaars am Samstag, 26. März, zum letzten Mal Kundschaft begrüßen dürfen. Letztere wollen die Beiden in besonderer Erinnerung halten: "Wir haben ein sehr, sehr, sehr gutes Verhältnis zu unseren Kunden", sagen sie. "Die Kunden, das gemeinsame Aufregen über den Klatsch, den wir lesen" werden sie vermissen. Die "bunte Presse" fehle ihnen so schnell allerdings sicher nicht mehr, meint Monika Göbel. Norbert Göbel illustriert, warum: "Wenn sie nichts zu berichten haben, kriegen die Prinzessinnen Zwillinge."

Trotz seiner Abneigung gegenüber der Boulevardpresse sei er immer gerne in der Nähe des gedruckten Wortes gewesen, sagt Norbert Göbel. So sei er schon als Verleger tätig gewesen, habe mehr als 14 Jahre lang Stadtmagazine herausgegeben. "Vorher hast du mitgestaltet und mitgemacht", sagt seine Frau zu dem Inhaber. Vor dem Kiosk in Freising hatten die beiden auch schon Läden in Bamberg und München. "Ich bin sozusagen dem Papier und dem Druck immer treu geblieben", meint Göbel.

Das Ehepaar weiß, dass viele Kunden die Schließung der Freisinger Institution bedauern. "Trotzdem muss man irgendwann in den wohlverdienten Ruhestand gehen, wie es so schön heißt", gesteht Norbert Göbel ein. "Wir werden uns jetzt von dem neuen Leben überraschen lassen", versichert er.

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