Freising:Kein Platz für das THW

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Das derzeitige Gebäude, in dem freiwilligen Helfer des THW untergebracht sind, stammt aus dem Jahr 1901. Es ist alt, feucht und marode. (Foto: Marco Einfeldt)

Bis Ende des Jahres muss das Technische Hilfswerk das Gelände am Sondermüllerweg verlassen. Bis jetzt weiß niemand, wo die Hilfsorganisation anschließend einziehen könnte.

Von Kerstin Vogel, Freising

Es war eigentlich eine gute Nachricht, die das Freisinger THW da im Februar erhalten hatte: Weil die Kirche mit ihren Planungen für die Neugestaltung des Dombergs noch nicht soweit ist, braucht sie das Gelände am Sondermüllerweg für die Baustelleneinrichtung später als gedacht. Das Technische Hilfswerk, das dort Mieter ist, muss also nicht schon zum 30. Juni ausziehen, sondern erst Ende des Jahres. Für Freisings Ortsbeauftragten Michael Wüst allerdings bedeutet diese Botschaft lediglich einen Aufschub in einem offenbar nicht zu lösenden Konflikt. Denn nach wie vor ist unklar, wie es mit dem THW in Freising weitergehen soll.

Schuld daran ist nicht etwa die Kirche, wie Wüst betont. Tatsächlich spricht er auch nicht direkt von "Schuld", wenn die Rede auf die "Bundesanstalt für Immobilienaufgaben" (Bima) kommt - aus seinem Ärger über die von der Anstalt mit verursachte Situation macht er jedoch keinen Hehl. Denn dass das Technische Hilfswerk langfristig nicht am Sondermüllerweg bleiben kann, weiß man seit mindestens zehn Jahren, eigentlich sogar schon länger.

Die schmalen Wege sind nicht für so große schwere Fahrzeuge ausgelegt

Das Gelände dort hatte die Hilfsorganisation 1960 bezogen, seither aber sind die Fahrzeuge der Helfer immer größer geworden, die Ausrüstung wird zum Teil auf Hängern transportiert - die Straßen am Fuß des Dombergs sind dem schon lange nicht mehr gewachsen. "Es ist ein Wunder, dass da noch nie etwas passiert ist", fasst Wüst zusammen. Man plane daher seit mehr als zehn Jahren einen Neubau für das Freisinger THW - und seit 2005 sei die Bima für die Finanzierung zuständig. Mindestens ebenso lang ist diese Planung dem Ortsbeauftragten zufolge "dringend" - und tatsächlich schien eine Zeitlang alles einfach zu sein: Es gibt seit 2007 eine Bauplanung, die Bima verfügt über ein Grundstück am Südring, die Stadt Freising hat einem Neubau dort zugestimmt.

Der Bau aber verzögerte sich immer wieder - mit der Folge, dass die Kosten inzwischen von 4,8 auf 5,3 Millionen Euro gestiegen sind. Obwohl der Helferverein des THW gut 500 000 Euro beisteuern würde, gibt es zudem offenbar eine Finanzierungslücke von einer Million Euro - und die Mietkosten, für die der Ortsverband aufkommen müsste, sind ebenfalls gewaltig gestiegen. Diese Erhöhung aber müsste laut Wüst aus dem Topf des THW für den Kauf von Fahrzeugen bezahlt werden - "und das bedeutet, dass irgendwo ein anderer Ortsverband kein Auto bekommt. Das können wir nicht machen".

Aus dem Neubau am Südring wird wohl nichts

Für Wüst ist inzwischen ziemlich klar, dass das mit dem Neubau auf dem Areal am Südring nahe dem TÜV wohl nichts mehr wird, denn zu allem Überfluss klaffen auch die räumlichen Vorstellungen von Bima und Ortsverband auseinander. So will die Bundesanstalt nur die Standardplanung für THW-Unterkünfte umsetzen, die Freisinger aber haben deutlich mehr Ausrüstung als der Standard vorsieht - zum Beispiel eine Atemschutzwerkstatt, wie Wüst schildert. Für die wäre im Konzept der Bima kein Platz - "und die Hälfte unserer Lastwagen müsste im Freien stehen". Der Helferverein könnte die von ihm beigesteuerte Summe zwar beispielsweise auch in eine Garage investieren - dafür aber sei auf dem Grundstück kein Platz.

Aktuell muss es zudem vor allem auch darum gehen, bis spätestens Ende des Jahres eine Übergangslösung zu finden. Eine Containerlösung sei denkbar, räumt Wüst ein, entweder auf dem Gelände beim TÜV oder auf dem Übungsgelände am Seilerbrückl. Alternativ könne man natürlich auch vorübergehend etwas mieten - "aber da gibt es natürlich auch kein exorbitant breites Angebot an geeigneten Liegenschaften hier in Freising".

Langfristig brauche das THW vor allem endlich eine Perspektive, auch um die ehrenamtlichen Helfer bei der Stange halten zu können. "Wir brauchen keine Sauna oder goldene Wasserhähne, aber eine vernünftige Unterkunft für die Menschen und die Fahrzeuge", fasst Wüst zusammen. Schließlich leiste man nicht unerhebliche Dienste für die Allgemeinheit. Mehr als 40 000 Einsatzstunden seien es allein im vergangenen Jahr gewesen - "das ist schon eine Hausnummer bei 70 Aktiven". Allein 6000 Stunden habe man in die Notunterkünfte für Flüchtlinge in Erding und Attaching investiert, so Wüst weiter. Man tue das gerne, den Menschen müsse geholfen werden, aber es entbehre nicht einer gewissen Ironie, "dass wir ehrenamtlich Unterkünfte bauen und selber immer wieder vertröstet werden".

Bundestagsabgeordneter Irlstorfer und OB Eschenbacher wollen helfen

Auch der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (CSU), der sich auf der politischen Schiene für die Freisinger Helfer stark macht, hält es für möglich, dass der Neubau auf dem TÜV-Gelände nicht mehr realisiert werden kann. Die neuen Kostenrechnungen würden zeigen, "dass nichts günstiger wird, wenn man es verzögert", so Irlstorfer. Er hofft darauf, dass die Stadt Freising und das THW gemeinsam "noch vor der Sommerpause" eine Lösung erarbeiten. "Vielleicht gibt es ja eine Übergangslösung, die sich dann auch langfristig nutzen lässt", so seine Hoffnung.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sichert den THW-Helfern ebenfalls seine Unterstützung zu. "Wir haben großes Interesse, dass da etwas passiert und für das THW eine gute Lösung gefunden wird", sagt er. Die jetzt notwendige Behelfslösung sei da weniger das Problem, so Eschenbachers Einschätzung, "da finden wir was". Auch bei der Suche nach einer endgültigen Lösung sei die Stadt gerne behilflich, "das wäre aber weniger schwierig, wenn sich alle Beteiligten einig wären".

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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