Menschen auf der Flucht: "Die Welt ist in Unordnung geraten"

Auf dem Sportplatz zwischen Camerloher Gymnasium und Berufsschule an der Wippenhausener Straße waren bereits in den Jahren 2015 bis 2018 Geflüchtete untergebracht. (Foto: Marco Einfeldt)

Händeringend sucht der Landkreis Freising nach Unterkünften für Geflüchtete. Mittlerweile sogar per Radio und über den Immobilienmarkt . So konnten über 25 Wohnungen requiriert werden. Die Unterbringung in Turnhallen und Containern lässt sich trotzdem nicht vermeiden.

Seit August sucht der Landkreis Freising händeringend nach Unterkünften für Geflüchtete. Sogar per Radio und über den Immobilienmarkt, sagte Sandra Schulenberg, Leiterin des Sachgebiets Asyl- und Flüchtlingsmanagement am Landratsamt Freising, am Mittwoch während einer Pressekonferenz. Immerhin gelang es, auf diese Weise über 25 Wohnungen zu requirieren. Zu ihrem und Landrat Helmut Petz Bedauern gelang es trotzdem nicht, alle Turnhallen in Trägerschaft des Landkreises für den Unterricht frei zu halten. Die Sporthalle der Lerchenfelder Realschule Gute Änger musste als Erstaufnahmezentrum dienen.

Doch Kinder, Jugendliche und andere Sportlerinnen und Sportler können aufatmen: Der Abbau der Betten in der Turnhalle schreitet voran, wird wohl am Wochenende abgeschlossen sein. Mitte nächster Woche steht sie wieder für Sport zur Verfügung.

"Die Welt ist in Unordnung geraten", sagte Petz angesichts der Asylsuchenden, die dem Landkreis von der Regierung von Oberbayern zugeteilt werden. Dazu kommen kommen noch die vielen Geflüchteten aus der Ukraine dazu. "Wir werden die Herausforderungen stemmen können", sagte der Landrat aber zuversichtlich.

Sein Optimismus gründet darauf, dass der Landkreis kurz- und mittelfristig eine größere Anzahl von Geflüchteten aufnehmen kann. Von Februar an dient das ehemalige Impfzentrum im einstigen Stabsgebäude der Steinkaserne als erste Anlaufstelle. Laut Sandra Schulenberg besteht diese aus 70 Betten in 20 Zimmern. Im Frühjahr kommt ein Bürogebäude in Hallbergmoos dazu. Dort können bis zu 250 Menschen einziehen.

Dazu kommt von Juli an eine Containeranlage auf dem einstigen Hochschulsportplatz an der Wippenhausener Straße. Dort, zwischen Camerloher Gymnasium und Berufsschule, waren bereits zwischen den Jahren 2015 und 2018 Geflüchtete untergebracht. Allerdings sollen dort weniger Personen unterkommen als damals. Bis zu 180 Personen, sagte Sandra Schulenberg. Nach Auskunft des Landratsamts sollen die Container bis zum Herrichten des Grundstücks für den Neubau einer Berufsschule wieder abgebaut sein, sofern es die Lage erlaubt.

Es kommen zunehmend Menschen aus der Türkei an

Die Leiterin des Sachgebiets Asyl- und Flüchtlingsmanagement am Landratsamt berichtete, dass derzeit 1980 Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis Freising lebten. Die Fluktuation sei hoch. "Es herrscht ein Kommen und Gehen", beschrieb Sandra Schulenberg die Lage. Manche aus diesem Personenkreis gingen wieder zurück in ihre Heimat, andere ziehen sogar weiter in die USA.

Insgesamt leben derzeit 2160 geflüchtete Personen in 99 Unterkünften im Landkreis. Interessant sei dabei, bemerkte Sandra Schulenberg, dass zunehmend Menschen aus der Türkei ankämen. Dabei handelt es sich überwiegend um Kurden. Weitere Herkunftsländer sind Afghanistan und Syrien.

Die Aufteilung auf die Unterkünfte "gleicht einem Puzzle auf hohem Niveau", schilderte Sandra Schulenberg. Manche Personengruppen seien nur bedingt unter einem Dach unterzubringen. In manchen Unterkünften kommen nur Frauen mit Kindern unter, in anderen wiederum nur Menschen aus der Ukraine. Besonders schwierig sei, dass das Landratsamt erst 24 Stunden vor der Ankunft der Geflüchteten erfahre, um was für einen Personenkreis es sich überhaupt handele.