Frauenhaus:Unter dem Siegel der Verschwiegenheit

Lesezeit: 2 min

Schutz vor ihrem gewalttätigen Partner finden Frauen im "Frauenhaus". (Foto: Maja Hitij/dpa)

Ein Grundstück für einen Neubau des Frauenhauses ist gefunden. Wo es entstehen soll, ist Geheimsache. Auch die weiteren Beratungen finden nichtöffentlich statt.

Von Peter Becker, Freising

Ein Grundstück für ein neues Frauenhaus ist gefunden. Wo, das fällt unter das Siegel der Verschwiegenheit. Es sehe jedenfalls sehr gut aus, berichtete Landrat Helmut Petz (FW) im Ausschuss für demographische und soziale Fragen des Kreistags im Hinblick auf einen bevorstehenden Notartermin. Der Landkreis beschäftigt sich seit längerem mit der Frage, wie er für das Frauenhaus mehr Kapazitäten schaffen könnte. Christina Binder ist als Geschäftsführerin der Diakonie für diese Einrichtung zuständig. Sie formulierte in der Sitzung Ansprüche, denen der Neubau zu genügen hätte.

Christine Binder berichtete, dass es im vergangenen Winter lange Zeit wenige Anfragen auf Plätze im Frauenhaus gegeben hatte. Sie führte das auf die unsichere Wirtschaftslage infolge von Corona und den Überfall Russlands auf die Ukraine zurück. Trotz widriger Verhältnisse in der Familie hätten sich Frauen deshalb nicht getraut, sich von ihrem gewalttätigen Partner zu trennen. Im Frühling und Sommer sei die Nachfrage wieder gestiegen. Das Frauenhaus konnte niemand mehr aufnehmen.

Newsletter abonnieren
:SZ Familie-Newsletter

Erfahren Sie jeden Freitag im kostenlosen Newsletter alles, was Eltern interessiert. Kostenlos anmelden.

Insgesamt haben im vergangenen Jahr 24 Frauen und 19 Kinder Zuflucht gesucht. Einige davon kamen aus dem Landkreis, andere aus Bayern oder von außerhalb des Freistaats. Insbesondere bei Frauen aus der näheren Umgebung sei die Sicherheit nicht unbedingt zu gewährleisten, sagte Christine Binder. Für einige Schutzsuchende konnte rasch eine Wohnung gefunden werden. Zu Binders Bedauern gingen aber einige Frauen wieder zu ihrem gewalttätigen Partner zurück, weil dieser vielleicht Besserung gelobt hatte.

In dringenden Fällen half die Stadt Freising der Diakonie, Schutzsuchende in eine Sozialwohnung zu vermitteln. Derzeit ist das Frauenhaus wieder voll belegt.

Das aktuelle Frauenhaus hätte womöglich erhalten und an einem anderen Ort erweitert werden können. Für Christine Binder ist das wenig erstrebenswert. Das Gebäude besteht aus einem Einfamilienhaus, das irgendwann Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre gebaut wurde.

Es gibt eine kleine Küche und einen Herd. Die Zimmer sind auf eine Familie zugeschnitten, aber nicht für den Zweck eines Frauenhauses. Als Gemeinschaftsraum dient ein Wohnzimmer mit Kinderbereich. Eine Privatsphäre existiert praktisch nicht. Das Büro, das der Diakonie zur Verfügung steht, ist gerade Mal zehn Quadratmeter groß. "Wir brauchen keine Luxuswohnungen", betonte Christine Binder. Die neue Unterkunft solle nur den Bedürfnissen genügen.

Frauen sollten besser ihre Mobiltelefone ausschalten

Die Sicherheitslage sei nicht befriedigend. Männer, die unerlaubterweise Kontakt zu ihren Frauen und Kindern suchten, könnten die Adresse ohne große Schwierigkeiten erfahren. Den Schutzsuchenden werde zudem geraten, am Bahnhof oder in der Nähe des Frauenhauses ihre Mobiltelefone auszuschalten, um nicht geortet zu werden. Männer sind aber erfinderisch. So gibt es einen Fall, allerdings nicht im Landkreis, bei dem ein Mann vor einem Frauenhaus auftauchte, und seinem Kind einen Teddy schenkte, in dem er einen Chip zum Auslesen von Daten eingebaut hatte.

Die Diakonie hat beschlossen, das neue Frauenhaus wie bislang mit einem geschlossenen Konzept zu führen. Das bedeutet eine weitere Geheimhaltung, wo es sich befindet. Die Sicherheitslage sollte gut sein, mit der Möglichkeit einer technischen Überwachung des Geländes.

Christine Binder wünscht sich für ihre Klientel kleine Appartements mit Bad und einem separaten Raum für die Mütter. Der Bau sollte im Gegensatz zum derzeitigen barrierefrei sein. Dazu sollte es Gemeinschaftsbereiche und Beratungszimmer geben. Die Zeit drängt: Das Haus, betonte Christine Binder, müsse wegen der in Aussicht gestellten Förderung bis Ende 2024 stehen. Die näheren Beratungen werden aufgrund der Geheimhaltung nichtöffentlich stattfinden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPflege
:"Viele wissen gar nicht, was ihnen eigentlich zusteht"

Der neue Pflegestützpunkt im Landkreis Freising bietet eine kostenlose und unabhängige Beratung an. Der Bedarf ist groß, vor allem Angehörige haben viele Fragen.

Interview von Gudrun Regelein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: