Mobilität:Allianz gegen Schlaglöcher

Lesezeit: 2 min

Bei Regen verwandelt sich das noch nicht ausgebaute Fahrradwegstück zwischen Hallbergmooser Straße in Freising und Freisinger Allee am Flughafen in eine kaum befahrbare Schlammpiste. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Ausbau des Radwegs zwischen Freising und dem Flughafen soll gemeinsam geplant und finanziert werden und es gibt sogar Zuschüsse. Dagegen stimmen ausgerechnet die Grünen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Radwegverbindung zwischen der Stadt Freising und dem Münchner Flughafen soll vernünftig ausgebaut werden. Die Stadt und die Flughafenbetreiber wollen dabei zusammenarbeiten, sich die Kosten von geschätzt 400 000 Euro teilen und möglichst einen Zuschuss vom Staat dafür abgreifen. So hat es der Bau- und Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen von drei Stadträten entschieden, die zum allgemeinen Erstaunen ausgerechnet von der Fraktion der Grünen stammten.

Konkret geht es bei der Entscheidung um den gemeinsamen Geh- und Radweg zwischen Hallbergmooser Straße in Freising und der Freisinger Allee am Flughafen. Der Weg führt durch ein Vogelschutzgebiet sowie entlang der Goldach und ist Bestandteil des Hauptnetzes für Fahrradfahrende aus dem Mobilitätskonzept der Stadt Freising - doch Attraktivität und zum Teil sogar Nutzbarkeit lassen zu wünschen übrig. Im Winter ist der mit Schlaglöchern übersähte Weg überhaupt nicht befahrbar, weil dort kein Winterdienst möglich ist, jeder Regenschauer weicht den Boden auf und macht eine Matschpiste aus der Verbindung, wie Mobilitätsmanager Dominik Fuchs im Ausschuss mit Bildern von einem Selbstversuch anschaulich darlegte.

Aktuell könne der Weg also nicht wie gewünscht als Teil des Alltagsradroutennetzes der Stadt Freising gesehen werden, folgerte Fuchs, bevor er seinen Lösungsvorschlag skizzierte. Denn die Flughafen München GmbH (FMG), die Eigentümerin des Weges ist, will diesen zwar nicht an die Stadt verkaufen, auch, weil sie dessen nördlichen Teil teilweise für Schwerlasttransporte nutzt. Doch dafür und um den Beschäftigten des Flughafens eine attraktive Anfahrt mit dem Rad zu ermöglichen, ist die FMG ebenso an einer Asphaltierung der Strecke interessiert wie die Stadt Freising und hat Fuchs zufolge auch schon ein Planungsbüro mit einem ersten Entwurf für eine mögliche Wegeführung beauftragt.

Hier einfach an einem Strang zu ziehen, lag für Fuchs auf der Hand, weshalb er die Fühler ausstreckte und auch schon eine Besichtigung mit der FMG und der Regierung von Oberbayern als eventueller Zuschussgeberin organisiert hat. Die positive Nachricht: Aus einem Programm mit Namen "Stadt und Land" hat die Regierung eine Förderung von bis zu 75 Prozent in Aussicht gestellt. Stadt und FMG müssten sich am Ende also maximal 200 000 Euro teilen, wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zusammenfasste. Weil dafür 2024 kein Geld im Haushalt vorgesehen ist, wäre eine Umsetzung des Projektes Ende 2025 oder Anfang 2026 denkbar.

Die Grünen sehen andere Prioritäten durch den Radentscheid

Nicht mitspielen wollten da indes die drei Ausschussmitglieder der Grünen. Der Weg gehöre der FMG und werde vor allem von dieser und ihren Beschäftigten genutzt, argumentierte ihr Stadtrat Manfred Drobny. Dann solle auch die FMG alleine dafür bezahlen. Im Freisinger Radentscheid gebe es wichtigere Projekte, für die das Geld der Stadt ausgegeben werden sollte, sagte er mit Blick auf die Haushaltssituation der Stadt. Der Radweg zum Flughafen sollte da eher zurückgestellt werden - eine Forderung, die wiederum Oberbürgermeister Eschenbacher befremdlich fand: "Das erstaunt mich sehr, Herr Drobny", entgegnete er und erinnerte daran, dass der Stadtrat genau diesen Weg als Bestandteil des Radwegenetzes beschlossen habe. "Jetzt können wir ihn bekommen, mit einer Förderung und Beteiligung der FMG - und sie stimmen dagegen?"

Der Weg diene zudem bei Weitem nicht nur den FMG-Beschäftigten, so der Oberbürgermeister weiter: Wenn die Hallbergmooser Surfwelle und die Arena am Flughafen kämen, würden da auch Freisinger hinfahren, außerdem sei die Strecke eine Verbindung ins Erdinger Land. Etwas Verständnis für Drobnys Bedenken brachte lediglich Robert Weller (FW) auf. Angesichts der Förderung und der Beteiligung durch die FMG könne man das Projekt aber durchaus priorisieren, sagte er: "Damit nehmen wir Leute von der Straße und das wollen die Grünen doch eigentlich."

Mit der Mehrheit im Ausschuss wurde schließlich entschieden, als Nächstes eine Planungsvereinbarung mit der FMG zu fassen, um die genaue Aufteilung der Kosten festzulegen. Zudem soll ein Vertrag über die langfristige Nutzung des Weges erstellt werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Goldbergviertel in Freising
:Die Fahrradzone als letzte Rettung

Weil das alte Wohngebiet seit Jahren von Parkplatz suchenden Autofahrern überrollt wird, haben die Anwohner jetzt selber eine neue Verkehrsregelung beantragt.

Von Kerstin Vogel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: