Landwirtschaft im Landkreis Freising:Schlechte Aussicht für die Ernte

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Anton Mitterer (links) vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Ralf Huber (2. von links) und die anderen Vertreter des Bauernverbandes müssen gegen die Witterung kämpfen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der nasse Frühling und die darauffolgende Trockenheit machen den Landwirten zu schaffen. Insbesondere Weizen und Mais, die häufigsten Kulturen im Landkreis, leiden unter der Witterung.

Von Francesca Polistina, Allershausen

Der Landwirt Ralf Huber findet direkte Worte, um die vergangenen Monate zu beschreiben: "Ein einziger Kampf", sei das gewesen. Oder auch: "Ein Nervenspiel". Waren die Monate Januar bis März überdurchschnittlich trocken, regnete es im April und Mai einfach viel zu viel und mit kaum Unterbrechungen, was eine Verzögerung der Feldarbeiten verursachte. Dann hörte es Mitte Mai endlich mit dem Regen auf - und seitdem herrscht Trockenheit.

Ralf Huber, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes in Oberbayern, betreibt mit seinem Sohn einen Bio-Ackerbaubetrieb in Allershausen, dort baut er unter anderem Getreide, Soja und Kleegras vor allem zur Saatgutgewinnung an. Bei ihm fand am Mittwoch die jährliche Erntepressefahrt statt, in der Vertreter des Kreisbauernverbandes und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) zusammenkommen, um über die Aussicht auf die Ernte zu berichten. Diese war bereits im vergangenen Jahr unterdurchschnittlich, die Erwartungen für dieses Jahr sind aber womöglich noch schlechter. Der Hauptgrund ist für die Landwirte offensichtlich: die ungünstige Witterung.

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Klimaexperten warnen schon seit längerer Zeit, dass auch hierzulande Dürreperioden, Hitzewellen, Spätfröste sowie Stark- und Dauerregen häufiger vorkommen werden. Die Landwirte spüren dies am meisten, schließlich ist kaum eine Branche so stark vom Wetter abhängig wie die Landwirtschaft: Waren Regen und Trockenheit in der Vergangenheit besser über das Jahr verteilt und wechselten sich häufiger ab, sind jetzt die einzelnen Phasen deutlich länger und extremer. Viele Landwirte versuchen schon längst, sich auf häufigeres Extremwetter einzustellen und neue Kulturpflanzen anzubauen. Aufgrund der großen Wetter-Unberechenbarkeit blicken sie aber auf die Zukunft mit etwas Unruhe und zum Teil Pessimismus.

Laut Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gibt es dieses Jahr gute oder zumindest hoffnungsvolle Aussichten etwa bei der Wintergerste oder beim Winterraps. Die Aussicht für die Sojabohne, die in Bayern zunehmend angebaut wird und zumeist ab Mitte September geerntet wird, sei gerade "nervenaufreibend" - und so sei es auch für den Hopfen in der Hallertau: Zwar könnte die Ernte dort noch "einigermaßen gut" ausgehen, sollte es aber demnächst nicht mehr regnen, wird es problematisch sein.

Auch die politischen Verordnungen sorgen für Unmut in der Branche

Die Erwartungen für Weizen und Mais, die bei weitem häufigsten Kulturen im Landkreis Freising mit jeweils knapp 10000 und 9000 Hektar (insgesamt werden im Landkreis Freising 47 061 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt), sehen hingegen gar nicht gut aus: Der Weizen - sowie alle Getreidearten - hatte aufgrund der frühjährlichen Feuchtigkeit, die Pilze und Schädlinge anregt, einen "extrem hohen Krankheitsdruck", der insbesondere Ökoanbaubetrieben zu schaffen machte, so Mitterer. Nicht nur im Landkreis, sondern deutschlandweit wird die Weizenernte unterdurchschnittlich ausfallen. Was den Mais angeht, hinkt dieser durch die verspätete Aussaat in seiner Entwicklung hinterher und leidet jetzt unter der Hitze, eigentlich sollte er um diese Jahreszeit fast doppelt so hoch sein wie jetzt. Insgesamt haben Landwirte zunehmend Probleme, genug Tierfutter zu produzieren: "Das Futter ist knapp", so Mitterer. Und die Wiesen? Die seien aufgrund der Dürre "ausgebrannt".

Was für Unmut unter den Landwirten und Landwirtinnen sorgt, ist aber nicht nur die Witterung, sondern auch die "politische Großwetterlage", wie Ralf Huber sie mit einem halben Lachen nennt. Seiner Meinung nach haben sich die Gesetzgeber in Berlin und auf EU-Ebene von der Branche distanziert und "den Bodenkontakt verloren". Die Landwirte fordern prinzipiell "mehr Freiheit": Maßnahmen wie die Düngeverordnung, die das Düngen von Acker- und Grünland nur in bestimmten Zeiträumen erlaubt, oder die Stilllegungsverpflichtung von vier Prozent Ackerfläche würden eigenen Angaben zufolge die Arbeit der Bauer erschweren.

Hinzu kommt, dass die Landwirte in diesem Jahr "nicht nur mit wetterbedingten Ertragseinbußen, sondern auch mit stark steigenden Betriebsmittelkosten" kämpfen mussten, so das bayerische Landwirtschaftsministerium. Ein Beispiel: Allein die Düngerpreise haben sich verdreifacht. Gleichzeit sind die Erlöse für Getreide seit Ende 2022 wieder stark gesunken, bis auf das Niveau vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Für die Landwirtschaft gab es also deutlich bessere Zeiten. Auch deshalb kommentiert ein Landwirt während der Erntepressefahrt: "Fleisch zu produzieren, ist deutlich einfacher." Im Sinne des Klimawandels wäre es aber nicht.

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