Klimaschutz:Das Freisinger Moos ist ausgebucht

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Mehr Freiflächen-Photovoltaikanlagen, wie diese hier bei Neufahrn, sollen helfen, die Energiewende im Landkreis voranzutreiben. (Foto: Marco Einfeldt)

Um die Energiewende voranzutreiben, hat sich der Landkreis Freising dazu entschlossen, die fünf Landschaftsschutzgebiete für Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu öffnen. Einige davon sind ganz besonders begehrt.

Von Peter Becker, Freising

Schweren Herzens hat sich der Freisinger Kreistag im vergangenen Sommer dazu entschlossen, die fünf Landschaftsschutzgebiete im Landkreis für Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu öffnen, um die Energiewende voranzutreiben. In einem ersten Zwischenfazit kristallisierte sich heraus, dass das Landschaftsschutzgebiet "Freisinger Moos und Echinger Gfild" als Standort für Photovoltaik sehr begehrt ist.

Andere Landschaftsschutzgebiete sind dagegen kaum gefragt, weshalb es jetzt zur Umschichtung der erlaubten Flächenkontingente kommen soll. Der Naturschutzbeirat hat seine Zustimmung signalisiert, dies vom Einhalten gewisser Kriterien abhängig gemacht.

Jörg Steiner von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt hat jüngst im Planungsausschuss des Kreistags Bilanz gezogen. Er erinnerte daran, dass der Zubau von Photovoltaikanlagen in den Landschaftsschutzgebieten auf 150 Hektar begrenzt ist. Die Nutzungsdauer ist auf dreißig Jahre beschränkt. Die ausgewählten Flächen sollen vorzugsweise an Autobahnen oder Eisenbahnstrecken liegen. Gravierende Eingriffe in die Landschaft sollen nach Möglichkeit vermieden werden.

Steiner sagte, dass es bislang Anfragen zu 100 Hektar Fläche in Landschaftsschutzgebieten gebe. Zwei Drittel davon "sind schon in der Pipeline". Nicht begehrt sind Standorte in der Mooslandschaft südlich von Hallbergmoos (35 Hektar), das Ampertal im Landkreis Freising (30 Hektar) sowie der Hügelrand zwischen Maisteig und Freising (5 Hektar). Entlang der Isar sind zehn Hektar Fläche bei Hallbergmoos in Genehmigung, zwanzig weitere sind in Vorbereitung. Damit wäre das Kontingent ausgeschöpft.

Der absolute Renner unter den Landschaftsschutzgebieten ist das Freisinger Moos. Fünfzig Hektar sind zu bemessen, Anträge gibt es für siebzig. Eine hohe Dynamik hat Steiner rund um Neufahrn ausgemacht. Freising habe ebenso eine Planung in Vorbereitung. Es gebe ein "mögliches Überbuchungsproblem", hat Steiner ausgemacht.

"Neufahrn treibt die Not", erklärte dazu Bürgermeister und Kreisrat Franz Heilmeier. Flächen gebe es an der Autobahn A 92. Bürgerenergiegenossenschaft, Eigentümerinnen oder Eigentümer möchten dort zusammenarbeiten. Ein weiterer Vorteil des Freisinger Mooses ist, dass es in der Umgebung mehr Anschlüsse gibt, die den sauberen Strom ins Netz bringen. Dort könne man regionale Wertschöpfung erzielen, sagte Heilmeier.

An der Obergrenze von 150 Hektar gibt es nichts zu rütteln

Das Landratsamt und der Naturschutzbeirat haben deshalb "einen gewissen Anpassungs- und Nachsteuerungsbedarf" bei den Verordnungen für die Landschaftsschutzgebiete ausgemacht. Naheliegend erscheint, das Kontingent für das Freisinger Moos von fünfzig auf siebzig Hektar zu erhöhen. Die zwanzig überzähligen Hektar sollen von den Schutzgebieten abgeknapst werden, bei denen nicht so hohe Nachfrage besteht.

Eines steht für den Naturschutzbeirat fest: An der Obergrenze von 150 Hektar gibt es nichts zu rütteln. Parallel dazu sollen natur- und artenschutzfachliche Ausgleichskonzepte mit hoher Wirksamkeit entwickelt werden. Die entsprechenden Vorgaben soll der Planungsausschuss im Herbst in die Wege leiten.

Aber die Kritik an dem Zubau von Fotovoltaikanlagen in Landschaftsschutzgebieten ebbt auch nach einem Jahr nicht ab. Er wisse nicht, ob das der Weisheit letzter Schluss sei, sagte Michael Stanglmaier (Grüne). Es sei besser, auf versiegelten Flächen zu bauen. Peter Warlimont (SPD) wollte die Fläche, die der Anbau von Energiepflanzen im Landkreis einnimmt, derjenigen, welche die Photovoltaik beansprucht, gegenüberstellen. Erste verbrauchten wesentlich mehr Fläche. Auf dieser könne man im nächsten Jahr aber eine andere Feldfrucht anbauen, hielt Toni Wollschläger (Grüne) dagegen. Das gehe mit der Photovoltaik die nächsten dreißig Jahre nicht mehr. Und Robert Scholz (FW), erklärter Gegner von Photovoltaikanlagen in Landschaftsschutzgebieten, sprach von einem "böses Erwachen" in der Zukunft.

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